Mit der SPÖ zerkrachte er sich sofort nach seinem Einzug ins EU-Parlament, und auch seine Weggefährtin beim erstmaligen Wahlantritt mit eigener Liste, Karin Resetarits, ergriff nach einem finanziellen Streit rasch die Flucht zu den Liberalen.
Später sagte die frühere TV-Moderatorin: "Er ist eine Mischung aus Selbstüberschätzung und Wahnsinn."
Martin und die "Rübe"
Angeeckt ist der gebürtige Bregenzer schon früh. Mit seiner Schülerzeitung "Rübe" wollte er gegen brutale Lehrer ankämpfen, das Blatt wurde verboten. Nach dem Ausflug in die Schulpolitik wandte sich Martin dem Recht zu. Er studierte Rechts- und Politikwissenschaften in Wien.
Beruflich fand sich Martin dann aber nicht im Gerichtssaal wieder, sondern in den Redaktionsräumen. Er wurde außenpolitischer Redakteur beim deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in Hamburg. Von 1989 bis 1991 war er Korrespondent für Südamerika mit Sitz in Rio de Janeiro. Dann leitete er das "Spiegel"-Büro in Wien.
Martin und die Sachbuchbestseller
Zeit fand er nebenbei für das Verfassen von Büchern. Sein bekanntestes Werk ist das von Martin selbst als "Weltbestseller" gerühmte Epos "Die Globalisierungsfalle". Auch das Sachbuch "Bittere Pillen", bei dem er als Koautor fungierte, wurde ein Erfolg.
Zuletzt publizierte er die "Europafalle". Wer sich das Geld für das Buch sparen wollte, wurde in der "Kronen Zeitung" bedient, die es kapitelweise der Leserschaft nahebrachte.
Martin und die "Krone"
Die "Krone" ist wohl Martins wesentlicher Faktor, was seine politische Karriere angeht. Dabei war das nicht immer so. Als er in der Causa Waldheim einer falschen Spur auf den Leim ging, nannte ihn der damalige Starkolumnist "Staberl" eine "arge Niete".
Spätestens als sich Martin mit der SPÖ überworfen hatte, nachdem ihm diese den Delegationsleiter-Posten verweigert hatte, näherten sich der Starjournalist, der sich auf den Spuren von Günther Wallraff sieht, und der "Krone"-Herausgeber einander an. Martin wurde zum ständigen Autor der "Krone", was maßgeblich für seine Erfolge 2004 und 2009 verantwortlich war.
Wie wichtig die auflagenstärkste Zeitung für Martin ist, zeigte sich bei der Nationalratswahl 2006, als sich die "Krone" zurückhielt und die Liste Martin prompt klar am Einzug ins Parlament scheiterte.
Schwierige Rolle im EU-Parlament
Martins Kampfthemen sind "Privilegienskandale". Im EU-Parlament zeigte Martin immer wieder Missstände auf, sei es das Abkassieren von Taggeldern, Abrechnungen und die allgemeine Verschwendung in der Gebarung.
Während diese Themen bei den Wählern in Österreich gut ankamen, machte sich Martin in Straßburg und Brüssel sehr unbeliebt, als er anfing, aus vertraulichen Gesprächen auf dem Gang zu zitieren und mit Knopflochkameras aufgenommene Bilder zu veröffentlichen. Eine der Folgen: Er wurde aus der sozialdemokratischen Fraktion ausgeschlossen.
Vor drei Jahren stand der Aufdecker selbst nach Vorwürfen der Betrugsbekämpfungsbehörde OLAF in Zusammenhang mit der Verwendung seiner Sekretariatszulage am Pranger. Das Europaparlament forderte von Martin 163.381 Euro und 54 Cent zurück.
Martin bestritt "angebliche Formfehler", beklagte eine "politische Intrige" und reichte Klage beim EU-Gerichtshof auf Rückzahlung ein. Ein Urteil ist noch ausständig. In Österreich wurde ein Strafverfahren gegen Martin 2007 eingestellt, die Staatsanwaltschaft Wien fand keine Beweise für unrechtmäßigen Bezug.
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