Russell wurde als Baby von einer konservativen Familie in Virginia Beach adoptiert. Als Erwachsener schlug er eine Laufbahn als Polizist ein, heiratete früh seine Jugendliebe und wurde Vater einer Tochter.
Suche nach der leiblichen Mutter
Auf der Suche nach seiner leiblichen Mutter beschäftigte er sich intensiv mit verschiedenen staatlichen Datenbanken, deren Zugang er über seine Dienststelle erhielt. So eignete er sich unter anderem ein umfassendes Wissen über Identitätswechsel und Kreditkartensysteme an.
Mit gefälschten Zeugnissen und Bescheinigungen konnte er sich nacheinander mehrere hochbezahlte Managerposten erschleichen. Sein Schwindel wurde erst aufgedeckt, als er für unzüchtiges Verhalten in einem in der homosexuellen Szene bekannten Park inhaftiert wurde.
14 Identitäten angenommen
In den nächsten Jahren legte sich Russell mindestens 14 Identitäten zu. Zwischen seinen Gefängnisaufenthalten gab er sich unter anderem als Anwalt, Arzt, Polizist und Manager aus.
Neben mehreren hochkarätigen Kreditkartenbetrügereien brachte er seine Arbeitgeber um große Summen. Während seiner Inhaftierung lernte er 1995 den Mithäftling Phillip Morris kennen, der schnell zu seinem Liebhaber wurde.
Kreative Gefängnisausbrüche
In den folgenden Jahren übertraf er sich selbst in der Kreativität seiner Ausbrüche. So nahm er an Kunstkursen teil und stahl dabei so lange grüne Filzstifte, bis er genug Farbe hatte, um seine weiße Gefängnisuniform grün zu färben. Damit spazierte er - als Gefängnisarzt verkleidet - an den Wachen vorbei ins Freie.
Für seinen spektakulärsten Ausbruch täuschte er seine eigene Aids-Erkrankung vor. Er fälschte seine Krankenakte, hungerte und nahm Medikamente, um die Symptome der Krankheit vorzutäuschen. Als er - im vermeintlichen Endstadium - für eine spezielle Behandlung aus dem Gefängnis entlassen wurde, sandte er seine eigene Todesnachricht an die Justizwache.
144 Jahre Gefängnis
1988 wurde er endgültig festgenommen und in Texas inhaftiert. Russell wurde zu einer Strafe von 144 Jahren verurteilt und wird unter strengsten Sicherheitsbedingungen festgehalten. Seit dem Erscheinen seines Buches und des Filmes "I Love You Phillip Morris" mehren sich Stimmen, die eine derart hohe Gefängnisstrafe für Betrugsvergehen als Versagen des Justizsystems bezeichnen.
Link:
- Steven Jay Russell (Wikipedia)