Dass derzeit für Panik sorgt, wenn der Dow-Jones-Index einmal für mehrere Dutzend Punkte absackt, nimmt sich gegenüber der Prognose geradezu lächerlich aus: Laut seiner Schätzung werden von den jetzt rund 10.000 Punkten dann nur noch weniger als 1.000 übrig bleiben.
Weit schlimmer als in den 1930ern
Damit würde vom Aktienmarkt nur ein Zehntel überleben - für Generationen. Prechter sagte gegenüber der "New York Times" ("NYT"): "Wenn ich recht habe, wird das so ein Schock, dass die Leute noch ihren Großenkeln in vielen Jahren sagen werden: 'Hände weg von Aktien!'"
Parallelen zu den 1930er Jahren sieht Prechter nicht - da es viel schlimmer kommen werde. Als Vergleich nennt er die englische "Südseeblase" von 1720. Von dieser ersten modernen Spekulationskrise der Geschichte hatte sich die Wirtschaft erst nach über 100 Jahren erholt.
Die umstrittenen "Elliot-Wellen"
Der oft prämierte Wirtschaftsguru beruft sich bei seiner Prognose auf das Konzept der "Elliot-Wellen", die Theorie eines wunderlichen US-Buchhalters aus den krisengeschüttelten 1930ern. Er glaubte, dass alle Krisen genau vorhersehbaren Mustern folgen.
Unter Wirtschaftsberatern in den USA wird Prechter mit seinem Glauben an die recht esoterischen "Elliot-Wellen" mit Skepsis betrachtet. Er hat vielen seiner Kritiker allerdings eines voraus: Er liegt mit seinen Prognosen weit öfter richtig als sie.
Nur eine einzige falsche Prognose
Sämtliche große Börsentrends - vom Boom der frühen 80er bis zum Zusammenbruch der Immowerte, der die jüngste Krise auslöste - sagte der studierte Psychologe mit Rockmusiker-Vergangenheit regelmäßig Jahre im Vorhinein korrekt vorher.
Nicht ohne Stolz verweist Prechter darauf, dass er in seinen seit 1980 herausgegebenen Investoren-Bulletins nur ein einziges Mal eine falsche Prognose abgab. Doch auch dadurch verloren seine Kunden nicht allzu viel Geld, da Prechters oberstes Prinzip immer Vorsicht ist.
"Kauf Dir einen Mantel"
Die jetzige Prognose will er als unverbindlichen Rat verstanden wissen, wie er gegenüber der "NYT" betonte: "Ich sage: 'Der Winter kommt. Kauf Dir einen Mantel!' Andere sagen den Leuten, sie sollen nackt bleiben. Wenn ich mich irre, tut Dir das nicht weh. Wenn sie sich irren, bist Du tot."
Denn Taktiken, um die Krise zu überstehen, gibt es laut Prechter - nämlich das Vermögen in klassische Geldveranlagungen umzuschichten, etwa staatliche Schuldverschreibungen. Wer seinem Rat folge, werde ihm in einigen Jahren "sehr dankbar" sein, ist Prechter überzeugt.
"Ich will ihm nicht recht geben"
Prechters Kollegen werfen ihm notorische Schwarzmalerei vor und halten wirtschaftliche Prognosen auf mehrere Jahre hinaus generell für unseriös. Zugleich räumen sie ein, dass sie bei ihren eigenen, kurzfristigeren Prognosen zu denselben Ergebnissen wie Prechter kommen.
Prechters inzwischen zum Konkurrenten gewordener Ex-Kollege Ralph Acampora gab gegenüber der "NYT" außerdem zu: "Ich will ihm nicht recht geben, denn wenn das stimmt, müssen wir quasi mit einem Gewehr und ein paar Suppendosen in die Berge ziehen, weil dann alles vorbei ist."
Links:
- Robert Prechter
- "NYT"-Artikel
- Elliot-Wellen (Wikipedia)