Böse Menschen, böse Aliens

Eine blutige "Predators"-Folge, ohne Schnörkel und "blöde Schmähs".
"Predator" ist Kult unter Freunden der drastischen Gewaltdarstellung im zeitgenössischen Kino. Teil eins (1987), mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle, galt als wegweisender Brückenschlag zwischen Action, Science-Fiction und Horror. Teil II ("Die Jagd", 1990) schloss nahtlos daran an.

In Folge wollte auch der damals noch junge Filmemacher Robert Rodriguez ("From Dusk Till Dawn", "Sin City") seinen Beitrag leisten und lieferte 1994 ein Drehbuch ab, von dem ihm eigentlich gleich klar war, dass es nicht umsetzbar sein würde. Er hatte ganz bewusst so geschrieben, als gäbe es keine technischen und finanziellen Einschränkungen.

Altes Drehbuch aus der Schublade
20th Century Fox lehnte das Drehbuch wie erwartet ab und ging einen ganz anderen Weg mit "Alien vs. Predator" Teil I (2004) und II (2007), die zwar beide an den Kinokassen recht erfolgreich waren, bei eingefleischten "Predator"-Fans und Kritikern aber vollkommen durchfielen.

Für die fünfte Folge der Saga besann sich das Studio wieder auf das alte Drehbuch in der Schublade und kontaktierte Rodriguez. Der hatte zwar keine Zeit, Regie zu führen, willigte aber ein, als Produzent zu agieren, den Film in seinen eigenen Studios drehen zu lassen und ihm als künstlerischer Leiter seinen Stempel aufzudrücken.

Alternativer Teil II
Das Drehbuch wurde von Alex Litvak and Michael Finch adaptiert, Regie führte Antal Nimrod ("Motel", "Kontroll"). Schon der Titel weist auf die Stoßrichtung des Films hin. "Predators" sollte sich zu "Predator" verhalten wie "Aliens" zu "Alien".

Man könnte den Streifen als alternativen Teil II verstehen, weil er direkt an Teil I anschließt. Auch als dritter Teil würde er funktionieren - und für sich alleine stehend ohnehin, darauf legte Rodriguez wert, wie er in einem Massen-Online-Interview mit verschiedenen europäischen Medien (darunter ORF.at) sagte.

Sie wollen nur spielen
Im ersten Teil kämpft eine Gruppe US-Soldaten im Dschungel gegen einen Alien, den Predator. Im zweiten Teil erfährt man, dass dieser kein Einzelexemplar ist. Die neue Folge "Predators" spielt auf einem Dschungelplaneten, auf den die Aliens immer wieder Menschen entführen, um sie übungs- und spaßhalber zu jagen.

Der Titel ist doppeldeutig, weil nicht nur die Aliens Raubtiere (also "Predators") sind, sondern auch die Gruppe an Menschen, die auf den Planeten gelangt. Abgesehen von einem Arzt setzt sie sich aus brutalen Outlaws und Kampfmaschinen zusammen.

Das Treiben der Predators
In Rodriguez' Dschungelalptraum wüten drei Predators. Sie stellen mit ihrem feinen Gehör und Wärmebildsensoren den kauzigen und nicht minder brutalen Menschen nach.

Der Söldner Royce (Adrien Brody) und die durch inoffizielle Regierungsaktionen geschulte Scharfschützin Isabelle (Alice Braga) wurden ausgewählt, um den Predators eine spannende Jagd zu liefern und im Kampf würdige Gegner zu sein.

Neben Royce und Isabelle müssen auch andere "mitspielen": der vor der Hinrichtung stehende Mörder Stan (Walton Goggins), der Yakuza-Killer Hanzo (Louis Ozawa Changchien), der mexikanische Drogenbandit Cochillo (Danny Trejo), der russische Soldat Nikolai (Oleg Taktarov), Mombasa, ein Rebell aus Sierra Leone (Mahershalalhashbaz Ali) und der Arzt Edwin (Topher Grace), der auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher des FBI stand.

Handgemachtes Gemetzel
Der ungarisch-amerikanische Regisseur Nimrod setzte bei dem schnörkellos inszenierten und mitunter verstörend blutigen Film auf Handgemachtes statt digitale Effekte (ein großer Teil des Films wurde im hawaiianischen Dschungel gedreht) - und auf eine bemerkenswerte Riege an Schauspielern.

Charakterdarsteller im Kampfdress
Vor allem auf Letzteres legte auch Produzent Rodriguez wert, wie er im Interview sagte. Es gehe in seinem Film um Persönlichkeiten - und nicht um Actionhelden, die blind vor sich hinmetzeln. Deshalb habe er auch auf echte Charakterdarsteller zurückgreifen müssen.

Oscar-Preisträger Adrien Brody gibt den Anführer des Menschentrupps - keine Besetzung, die einem im ersten Moment einfallen würde. Und auch Alice Braga überrascht als Queen im Dschungelcamp. Eher schon erwartet man sich eine zerfurchte Lederhaut wie Rodriguez-Cousin und Dauer-"Bad Guy" Danny Trejo im Team.

Schwarzenegger war für einen Kurzauftritt ebenfalls angefragt worden, musste aber "wegen dieser Gouverneurs-Geschichte", wie Rodriguez sagte, ablehnen.

"Keine blöden Schmähs"
"Predator"-Fans erwartet ein gerade heruntererzählter Film mit viel Gewalt, ohne unnötige intellektuelle Umwege. Wer mit Baller-Kino gar nichts anfangen kann, hat bei einer Vorstellung von "Predators" freilich nichts verloren.

Ein bisschen fühlt man sich an "Avatar" erinnert, nur dass hier die Weltrettungslieblichkeit fehlt. Während "Avatar" vom Plot her eigentlich ein Kinderfilm ist, richtet sich "Predators" an Erwachsene. Dreadlock-Monster vs. Menschen, das ist die Konstante.

Die Frage ist, ob es in den 10er Jahren überhaupt noch zeitgemäß ist, einen solchen Film vollkommen ironiefrei und ohne selbstreferenziellen Spott zu drehen. Von ORF.at auf die Rolle des Humors in seinem Film angesprochen, sagte Rodriguez: "Der Humor im Film entsteht aus den Situationen und aus der Story heraus. Es gibt Leichtigkeit, aber die wird nicht durch Witzchen erzwungen. Blöde Schmähs kommen nicht wirklich vor." Rodriguez nimmt seinen Film also ernst. Das Publikum muss ihm darin nicht unbedingt folgen, um "Predators" zu mögen.

Simon Hadler, ORF.at

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