"Zähigkeit, Härte und viel Fantasie"
Dort schreibt Ernst Trost in seiner doppelseitigen Eloge: "Mit Zähigkeit, Härte und viel Fantasie erreichte er sein Ziel. Es waren oft stürmische Zeiten, aber er hat den Mut und den Glauben an seine Fähigkeiten, den besten und direktesten Draht zum Leser zu finden, nie verloren. So wurde aus seiner 'Krone', was sie heute ist."
"Kampagnen" und "Hetze"
Im "Standard" betrachtet Alexandra Föderl-Schmid das Lebenswerk Dichands vorwiegend kritisch: "Hans Dichand prägte die (Massen-)Medienlandschaft der Zweiten Republik wesentlich mit. Er hatte direkten Einfluss auf die Politiker - wie nur wenige."
Und weiter: "Wenn jetzt aber Politiker aller Parteien - mit Ausnahme der Grünen - seine Qualitäten als Blattmacher rühmen, dann darf nicht vergessen werden, dass er auch ein Plattmacher war: In seinem Blatt hatte menschenverachtende Berichterstattung Platz, häufig in Gedichtform. Es wurden Kampagnen gefahren, Hetze betrieben und unrichtige Darstellungen wider besseres Wissen veröffentlicht. Meinungsjournalismus zog sich durch alle Seiten - insbesondere die Innenpolitik."
"Versteckter Antisemitismus"
Im langjährigen Mediaprint-Schwesternblatt "Kurier" schreibt Christoph Kotanko: "Entscheidend für seinen publizistischen und wirtschaftlichen Erfolg war sein journalistischer Riecher. Er wollte 'dem Leser nahe sein' und hatte eine Witterung für kommende Themen. Das Aufkommen der Umweltbewegung spürte er schon vor mehr als dreißig Jahren. Ohne seinen Widerstand wäre die Hainburger Au 1984 zerstört worden. Damit wurde er zum Geburtshelfer der Grünen."
"Aber er war auch ein Totengräber der politischen Kultur. Jörg Haiders steiler, unheilvoller Aufstieg wäre ohne die Beihilfe der 'Krone' so nicht möglich gewesen. Künstler wie Thomas Bernhard und die spätere Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek wurden gnadenlos verfolgt. (...) Versteckter Antisemitismus, offene Ausländerfeindlichkeit und Schlag-Zeilen gegen jeden, der aufmuckte - auch das gehörte zu Hans Dichand."
"Vereinfachungen und Verunglimpfungen"
Mit viel Süffisanz und Ironie erinnert man sich bei der "Presse" an Dichand: "Für Waldheim, gegen Schüssel, für die Au, gegen die EU, für und gegen den Semmeringtunnel: Hans Dichand machte mit seinen hemmungslosen Feldzügen Auflage. Hans Dichand war ein Meister der Kampagne, auch vor Verletzungen, Vereinfachungen und Verunglimpfungen schreckte er dabei nicht zurück. Er selbst ließ sich davon kaum emotionalisieren, er führte seine Feldzüge ohne Schaum vor dem Mund, eher mit einem schelmischen Lächeln."
"Insgeheim wusste er um seine Macht, und er wusste sie auch einzusetzen - und konnte dabei persönlich freundlich und verbindlich bleiben."
"Ein echtes Kunststück"
Die "Kleine Zeitung" ergänzt: "Dabei ließ sich Dichand politisch nicht festlegen. Ein echtes Kunststück war es, den Rechtsaußen 'Staberl' nach dessen Pensionierung durch den altlinken Kolumnisten Günther Nenning zu ersetzen. Und sein einstiger Schützling Jörg Haider verlor Dichands Gunst, als er sein politisches Kapital wie ein Zocker zu verspielen begann."
"LA Times" erinnert an Waldheim-Affäre
Dichands Tod wurde über die Grenzen Österreichs hinaus publizistisch wahrgenommen, nicht zuletzt deshalb, weil die Auflage der "Kronen Zeitung" im Verhältnis zur Bevölkerungszahl eine österreichische Besonderheit war und ist.
Die "LA Times" schreibt: "Während er unlängst eine umstrittene Rechts-außen-Kandidatin bei der Präsidentschaftswahl unterstützte, griff er während der letzten Jahre auch Politikern des linken Lagers publizistisch unter die Arme."
"Seine Kampagne war der Schlüssel zur Wahl von Kurt Waldheim zum österreichischen Präsidenten, als Vorwürfe auftauchten, der frühere UNO-Generalsekretär habe im Zweiten Weltkrieg in einer Einheit gedient, die auf dem Balkan für Verbrechen gegen Zivilisten verantwortlich war."
"Die 'Kronen Zeitung', ein Boulevardblatt, ist weltweit eine der am meisten gelesenen Zeitungen im Verhältnis zur Einwohnerzahl, mit knapp drei Millionen Lesern in einem Land mit nur acht Millionen Bürgern."
"Mächtiger politischer Player"
Das schreibt auch die "Washington Post" in einer kurzen Notiz und fügt hinzu: "Ihre weit gestreute Leserschaft in Österreich machte die 'Krone' zu einer mächtigen Stimme im Land - und Herrn Dichand zu einem mächtigen politischen Player."
"Kampagnen schlimmster populistischer Art"
In deutschen Zeitungen wird ebenfalls berichtet, etwa in der "Süddeutschen Zeitung": "Hans Dichand verstand sich auf den großen Auftritt. Unterhalb des Eingriffs in die Speichen des großen Weltgeschehens machte er es nicht. Er machte Kampagnen, zuweilen schlimmster populistischer Art mit seiner Schöpfung 'Kronen Zeitung'."
"Der 'Kanzlermacher', wie er gelegentlich genannt wurde, unterstützte den Kampf gegen ein Donaukraftwerk in der Hainburger Au oder half dem in der internationalen Presse wegen antisemitischer Verwicklungen im Zweiten Weltkrieg angegriffenen Bundespräsidenten Kurt Waldheim."
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