Kritiker stellen offen die Frage, warum ausgerecht ein so auf Gleichheit ausgerichtetes Land wie Schweden an der Monarchie festhält.
2,5 Mio. Euro Kosten
Rund 20 Millionen Kronen (2,5 Mio. Euro) sollen die Hochzeitsfeierlichkeiten kosten. Die Hälfte der Summe übernimmt der Steuerzahler, und das in einer Zeit, in der den Bürgern immer mehr abverlangt wird.
Der Königshof verteidigt die Ausgaben und erklärt, die Hochzeit werde über den Tourismus und den Souvenirverkauf viel Geld einbringen. Auch Hoteliers hatten auf das große Geschäft gehofft - doch nicht alle Touristen waren willig, teils astronomische Preisaufschläge für das Hochzeitswochenende zu zahlen.
Gegner formieren sich auf Facebook
Seit die 32-jährige Victoria und der 36 Jahre alte Westling vor einem Jahr ihre Verlobung bekanntgaben, hat sich die Zahl der Mitglieder in der Schwedischen Republikanischen Vereinigung auf 6.000 verdoppelt. Auch auf Facebook versammeln sich Gruppen, die die Hochzeit diskutieren - und auch hier verlangen viele, dass die Feier nicht auf Kosten der Steuerzahler geht.
Keine "königlichen" Verse
Während in Zeitungen und Fernsehsendungen über das Hochzeitskleid spekuliert wird, haben Kolumnisten die Debatte über die Monarchie an sich aufgegriffen. In Stockholm wies eine Gruppe von Dichtern die Bitte zurück, Liebesgedichte für die Feier zu verfassen, und schrieb stattdessen anti-royale Verse.
"Die königliche Familie ist ein Garant für die Klassengesellschaft, und das ist das entscheidende Argument gegen die Monarchie", sagte einer der Dichter, Thomas Tidholm.
Die Hälfte der Kosten für die Feierlichkeiten übernimmt nach Angaben des Palastes der Brautvater, König Carl Gustaf, die andere trägt die Regierung. Allerdings soll der Staat auch für die Renovierung der Kathedrale in Stockholm, die Sicherheitsvorkehrungen und die Unterbringung der internationalen Medienvertreter aufkommen.
Dänen pro Monarchie, Schweden zunehmend skeptisch
Neuen Umfragen zufolge stellen die Schweden und ihre norwegischen Nachbarn die Monarchie immer mehr infrage, während die Unterstützung in Dänemark unverändert anhält. In der Befragung des Meinungsforschungsinstituts SOM vom April erklärten 56 Prozent der Schweden, sie wollten die Monarchie beibehalten. 2003 waren es noch 68 Prozent gewesen.
In Norwegen ging die Unterstützung ebenfalls zurück und fiel auf etwa 60 Prozent, während in Dänemark die Zustimmungswerte mit 80 Prozent unverändert hoch sind.
"Monarchie ohne Skandale"
Der Journalist und Historiker Herman Lindqvist sagte gegenüber der AP, die Monarchie habe in Schweden so lange überlebt, weil sie weitgehend frei von Skandalen sei und sich auch der Zeit angepasst habe. Er glaubt, dass Victorias Hochzeit mit einem Untertanen zur Beliebtheit der Institution beiträgt.
"Es ist das Beste, was passieren konnte", sagte er. Er verwies darauf, dass die drei demokratischsten Länder in Europa, die Länder, in denen die Gleichheit am stärksten verwirklicht sei, also Schweden, Dänemark und Norwegen, alle Monarchie seien. "Das zeigt, dass es perfekt funktioniert und dass sogar die modernsten Demokratien Monarchen haben können."
TV-Hinweis
ORF2 überträgt das Ereignis live bis 13.00 Uhr sowie nach der ZIB von 13.10 bis 18.20 Uhr. Auf dem Programm stehen die Liveübertragung der Hochzeit ab 14.10 Uhr, Reportagen, Porträts, Interviews mit Studiogästen sowie zahlreiche Liveschaltungen nach Stockholm.
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