Das US-Online-Magazin Slate ist dem Rätsel nun auf den Grund gegangen: Die Zeitung stammt von der US-Requisitenfirma The Earl Hays Press. Und sie ist sogar noch älter als die erste "Sichtung" bei "Dallas" 1991.
Schon seit den 60ern im Umlauf
Demnach wurde sie bereits in den 60er Jahren erstmals gedruckt. Dabei bietet die Firma an, die Titelseite individuell zu gestalten. Das Blattinnere und die letzte Seite blieben dagegen über Jahrzehnte gleich, und das sind dann genau jene Seiten mit Titeln wie "Compromised housing bill sent to president for OK" und "She's 3rd brightest but hard 'Gal' to see", die in den Serien jeweils zu sehen sind.
Bei "No Country For Old Man" unterlief dem Requisiteur noch dazu ein Fehler. Um die Zeitung dicker erscheinen zu lassen, wurden einfach zwei Exemplare verwendet, und das kann man erkennen: Während Tommy Lee Jones einen Teil des Blattes liest, liegt eine Kopie davon noch auf dem Tisch neben ihm.
15 Dollar pro Stück
Das Verwenden richtiger Zeitungen sei meist recht umständlich, da dafür zunächst Genehmigungen der Verleger nötig seien. Und dieser Aufwand sei der Filmwirtschaft meist zu groß, schreibt Slate.
So deckt man sich bei Ausstattungsfirmen mit den "falschen Zeitungen" ein, die etwa 15 Dollar pro Stück kosten. Bleiben bei einer Produktion Zeitungen übrig, kommen sie in den Fundus und werden auch deswegen häufig wiederverwendet.
Gesamtes Lebensmittelsortiment
Dabei bietet das 1925 gegründete Unternehmen The Earl Hays Press nicht nur eine Zeitung an: Eine ganze Reihe an fiktiven Blättern wird angeboten - von seriösen Zeitungen bis hin zu Revolverblättern mit erfundenen Stars und bizarren Chronikgeschichten auf dem Titelblatt. Genauso werden auch Comicbücher, Magazine und Filmplakate für die Filmkulissen gestaltet.
Daneben findet sich auf der Website das gesamte Sortiment an Lebensmitteln mit fiktiven Produktnamen, viele davon erinnern auch ein bisschen an tatsächliche Lebensmittelfirmen. Man könnte fast glauben, man befände sich im Eldorado der Markenpiraterie.
Heisler Bier und Morley-Zigaretten
Auch im Angebot ist Heisler Bier, das unter Filmkennern schon so etwas wie Kultstatus genießt, da es in Dutzenden Serien und Filmen vorkommt. Die Marke wird nicht nur von The Earl Hays Press, sondern auch von Independent Studio Services, einem weiteren großen Hollywood-Ausstatter, angeboten. Ähnlich häufig kommen in Serien auch die fiktiven Morley-Zigaretten vor.
Regisseur Quentin Tarantino, bekannterweise ein Filmfreak, der auf jedes Detail achtet, lässt es sich dagegen nicht nehmen, in seinen Produktionen die von einem Freund eigens erfundenen "Red Apple"-Zigaretten vorkommen zu lassen.
Oceanic Airlines stürzen immer ab
Um bekannten Unternehmen nicht in die Quere zu kommen, gibt es in Hollywood für fast alles Fantasienamen - und auf einige wird recht häufig zurückgegriffen. Steigen Figuren in eine Maschine der Oceanic Airlines ist ihr Schicksal besiegelt: Die Flugzeuge stürzen immer ab - so auch in der eben zu Ende gegangenen US-Erfolgsserie "Lost". Suchen Protagonisten etwas im Internet, muss die fiktive Suchmaschine Finder-Spyder herhalten.
60 Jahre "Wilhelm Scream"
Das klassische Beispiel für einen filmischen Wiedergänger ist der "Wilhelm Scream" - ein entsetzter Schrei, der 1951 für den Film "Distant Drums" mit Gary Cooper aufgenommen wurde. Ein Mann wird da von einem Alligator gebissen.
Warner Brothers verwendeten den Schrei noch einmal 1953 im Western "The Charge at Feather River". Mittlerweile sind auf der Website Hollywood Lost and Found des Toningenieurs und Filmhistorikers Steve Lee über 200 Filme aufgelistet, in denen der Schrei Verwendung fand.
Dazu zählen "Poltergeist" (1982), so gut wie alle der "Star Wars"- und "Indiana Jones"-Folgen, "Batmans Rückkehr" (1992), "Lethal Weapon 4" (1998), "Madagascar" (2005), "Inglourious Basterds" (2009) und "Iron Man 2" (2010).
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