Die 19-Jährige aus Hannover lag am Samstagabend mit ihrem Song "Satellite" sehr deutlich vor der Konkurrenz. Schon lange vor dem Ende der dreistündigen Show war sie uneinholbar voran.
Selbstbewusster Vortrag
Über ihr Lied muss man nicht mehr viel schreiben, man kennt es. Es ist lebendig, klingt aktuell, und die junge Sängerin trug es auch am Samstagabend mit viel Selbstbewusstsein vor. Sie verbreitete gute Laune, ohne dabei belanglos zu wirken - was auf der Bühne des Song Contests bereits als Leistung gelten muss.
Im Vergleich zu den anderen Beiträgen überzeugte der Song, er klang frischer als die meisten anderen Lieder. Die Bühnenshow war schlicht und ganz auf Lena konzentriert. Man merkte ihr beim Tanzen an, dass sie sich nicht allzu sehr der Welt des Song Contests anbiedern wollte, sondern sich an aktuellen Videos orientierte.
Aufgelöst zum Halbzeitstand
Die Nervosität konnte man mitfühlen, Lena wirkte etwas kurzatmiger als im Vorfeld. Und das viel gepriesene natürliche Lächeln wirkte nicht ganz so natürlich wie sonst. Das schadete ihr bei den Votings ganz offensichtlich nicht.
Bei der Halbzeit der Abstimmung sagte Lena, sie habe nicht damit gerechnet, so etwas jemals erleben zu dürfen. Auch wenn sie den Sieg noch nicht endgültig in der Tasche hatte, war sie bereits völlig aufgelöst.
"It's just ... high ..."
Umso fassungsloser wirkte sie nach dem Ende des Votings. Mit brüchiger Stimme stammelte sie verlangsamt ins Mikro: "It's just ... high ... Das ist absolut großartig. Das ist nicht real. Oh mein Gott. Das hätte ich nie gedacht" - mehr dazu in oe3.ORF.at.
"Willkommen beim Song Contest"
Wenn es so etwas wie gesamteuropäische Folklore gibt, dann ist der Song Contest ihre Manifestation. Da steht die Zeit still. Das beginnt schon mit der Begrüßung in zahlreichen Sprachen: "Willkommen beim Song Contest".
Und dann wird im Schnelldurchlauf ein Song nach dem anderen gespielt. Synthie-Pop und Glitzerlook dominieren, als hätte es keine 90er gegeben, von den Nullerjahren ganz zu schweigen. Die wenigen Ausnahmen stechen hervor.
Ins Finale waren 25 Beiträge gekommen, die vor den 18.000 Zuschauern in Oslo routiniert vorgetragen wurden. Für Abwechslung sorgte gleich beim zweiten Beitrag ein Fan, der die Bühne stürmte, während der Spanier Daniel Diges seinen Song "Algo Pequenito" vortrug.
Platz zwei: Türkei im Stroboskopwahnsinn
Einen ernst gemeinten Beitrag lieferte neben Deutschland auch die Türkei ab. MaNga hatten bereits bei den MTV European Music Awards abgeräumt. Ihr Song "We Could Be the Same" kam beim Publikum in Oslo gut an.
Auf der Bühne regierte der Stroboskopwahnsinn. Roboter tanzten, eine weiße Flagge wehte im gleißenden Licht. Der Song ist ein Liebeslied, was von Flammen unterstrichen wurde. Musikalisch galt: Ein bisschen Elektronik trifft auf drängenden Gesang.
Platz drei: Das Feuer Rumäniens
Für Rumänien traten Paula Seling & Ovi mit "Playing with Fire" an - sie mit auftoupierten langen Haaren und einem ärmellosen Latextop, er mit Dreitagebart und Lederjäckchen. Die beiden saßen einander in einer kampfähnlichen Situation mit zwei E-Pianos gegenüber.
Die Bühne stand in Flammen. "Wenn wir zwei zusammen wären, würden wir den Platz hier abfackeln", sangen sie. Die beiden spielten mit Feuer, nicht nur im Text.
Platz vier: Die Celine Dion Dänemarks
Dänemark schickte Chanee & N'Evergreen mit "In a Moment Like This" ins Rennen. Ein bisschen statisch stand der Sänger da, er erinnerte etwas an den jungen Sting, die Sängerin an Celine Dion.
Der Song ist mehr als retro. Die beiden marschierten händchenhaltend über die Bühne. Der Wind von der Windmaschine wurde immer stärker, das Pathos auf die Spitze getrieben.
Platz fünf: Aserbaidschan "will nicht weinen"
Für Aserbaidschan trug die Sängerin Safura den Song "Drip Drop" vor. Auf der Bühne bewegte man sich in Wellenbewegungen wie beim Unterwasseryoga. Der Eindruck wurde durch die blaue Robe der Sängerin noch verstärkt.
"Ich will nicht weinen. Ich will nicht vor mir selbst davonlaufen", hieß es im Text. Safura war eine der großen Favoritinnen.
Platz sechs: Belgien, charmant und ordentlich
Für Belgien ging ein Singer/Songwriter in den Ring: Tom Dice mit "Me and My Guitar". Es war aber nicht nur die Gitarre zu hören. Aus dem Hintergrund wurden Percussions und Streichersynths eingespielt.
Man fühlte sich kurz an Cat Stevens erinnert, dann dachte man doch wieder an eine beliebig austauschbare Boygroup. Dice sang schön, sah mit seinem Gilet und dem blauen Hemd sehr ordentlich aus, war charmant und lachte sogar ins Mikro.
Zwischenfall bei Spanien
Für Spanien trat Diges an, ein junger Mann, der in seinem Land gerade zum besten Musicaldarsteller gewählt worden war. Er trug den eingängigen Walzer "Algo Pequenito" vor und wurde dabei von einem Mann gestört, der die Bühne stürmte und von Security-Mitarbeitern entfernt wurde. Später durfte er den Song noch einmal singen und erreichte den 15. Platz.
Simon Hadler, ORF.at
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