"Dirty Harry" feiert Geburtstag

Als Regisseur beweist Eastwood oft Selbstironie.
Wortkarg, erbarmungslos cool, mit Stoppelbart und angekautem Tabakstängel: Als Western- und Actionheld zählt Clint Eastwood seit den 1960er Jahren zu den erfolgreichsten Film- und Fernsehstars der Welt. Am Montag feiert der Hollywood-Veteran seinen 80. Geburtstag - mit dem Älterwerden hat Eastwood aber kein Problem: "Wir spielen einfach andere Rollen als vor 40 Jahren. Aber die Filmindustrie will uns immer noch."

Seine Biografie als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Politiker gibt ihm recht. Derzeit steht Eastwood für seinen 31. Film hinter der Kamera.

Altmodische Art des Filmemachens
In Hollywood gilt Eastwood als Instanz und Kollege, der allgemein respektiert wird. Er verkörpert eine altmodische Art des Filmemachens wie kaum noch jemand. Sein Stil kommt ohne Spezialeffekte aus und ist bei aller Ernsthaftigkeit immer auch selbstironisch.

Alte Tugenden wie stoische Härte, Coolness und Loyalität finden sich sowohl in seiner schauspielerischen als auch in seiner Regiearbeit. Eastwood setzt sich beständig mit amerikanischen Mythen auseinander und dekonstruiert sie auch, um ein komplexeres Bild der Gesellschaft abseits von Schwarz-Weiß-Malerei zu zeichnen.

Von kleinen Rollen zum Publikumsliebling
Der athletische Sohn eines Stahlarbeiters musste sich zu Beginn seiner Karriere mit Rollen in TV-Serien und B-Movies zufriedengeben, bis er 1964 mit Sergio Leones "Für eine Handvoll Dollar" einen überraschenden Publikumserfolg landete.

Der Film löste eine Welle von "Spaghettiwestern" aus und brach durch Eastwoods Verkörperung des lässig-zynischen Fremden mit alten Western-Traditionen: "Ich habe all die Sachen gemacht, die in den alten Western undenkbar waren. Ich bin der, der dem Todfeind pragmatisch in den Rücken schießt."

"Dirty Harry" ohne Illusionen
Diese moralische Zweideutigkeit führte er in den 70er Jahren weiter: Mit dem desillusionierten Harry Callahan in den "Dirty Harry"-Streifen mimte Eastwood einen Ermittler in San Francisco, die Methoden der Polizei ähnelten dabei denen der Gangster.

Die Popularität der Figur - bis 1988 wurden vier Fortsetzungen produziert - besiegelte endgültig den Superstarstatus des Schauspielers. Parallel dazu begann der Actionheld seine Arbeit als Regisseur.

Eastwood besetzt sich selbst
Gleich in seinem ersten Film "Sadistico" (1971) besetzte sich Eastwood selbst in der Hauptrolle, wie er es in der Folge fast immer tun sollte. Eine bekannte Ausnahme bildet "Mystic River" (2003) mit Sean Penn über die zweifelhafte Gut/Böse-Einteilung nach einem Mord in einer amerikanischen Kleinstadt.

Als Schauspieler wirkte Eastwood während der 80er Jahre in Actionkomödien wie "Pink Cadillac" mit. Doch am Ende des Jahrzehnts lief sich die Rolle des coolen Zynikers langsam tot, er landete einige Kassenflops.

"Man hat mir von Projekten abgeraten"
Als Regisseur wagte sich der Jazzliebhaber an weniger Massentaugliches wie "Bird" (1988) über den Saxofonisten Charlie Parker heran. "Man hat mir fast immer von den Projekten abgeraten, die ich dann umgesetzt habe", meinte er in einem Interview. Doch nach seiner Popularität wuchs auch die Anerkennung von Kritikerseite stetig.

Mit dem düsteren Spätwestern "Erbarmungslos" konnte Eastwood 1993 seinen ersten Oscar-Erfolg verbuchen, er erhielt die Auszeichnung für die beste Regie und den besten Film.

Konservative gegen Sterbehilfedrama
Mit "Million Dollar Baby", der aufgrund seiner Auseinandersetzung mit der Sterbehilfe für Kontroversen im konservativen Milieu sorgte, gelang ihm das 2005 ein zweites Mal. 2007 wurde "Letters from Iwo Jima" ebenfalls in beiden Kategorien nominiert, Eastwood ging schlussendlich aber leer aus.

In den 80er Jahren war Eastwood in seiner Heimatgemeinde als republikanischer Bürgermeister tätig, wenngleich er stets betont, Unterhaltung und Politik nicht mischen zu wollen. Obwohl er bereits des Öfteren ein "hartes Durchgreifen" forderte und für die Todesstrafe eintritt, sieht sich Eastwood als "zu individualistisch", um sich eindeutig rechts oder links einordnen zu lassen.

Im Herzen Romantiker
Privat fühlt sich der Schauspieler und Regisseur - im Gegensatz zu vielen seiner Filmrollen - überhaupt nicht als Macho. "Ich bin eigentlich ein sehr sinnlicher Mensch und habe mit Charakteren wie Dirty Harry nicht wirklich viel gemeinsam", wurde Eastwood einst zitiert.

Seine Frau sage sogar, er sei hoffnungslos romantisch. Er spiele ihr gelegentlich am Klavier schöne Balladen vor: "Wenn das zählt, dann bin ich ansatzweise ein Romantiker."

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