Der Wert der gestohlenen Werke ist damit deutlich geringer als zunächst angegeben. Die Pariser Stadtverwaltung, der das Museum für moderne Kunst gehört, revidierte die Schadenssumme am Donnerstagnachmittag. Ermittler hatten zuvor von schätzungsweise einer halben Milliarde Euro gesprochen.
Meisterwerk Picassos
Für den Coup stieg ein Dieb nachts offenbar einfach durchs Fenster des Museums unweit des Eiffelturms ein. Der Täter wusste offenbar Bescheid und raubte nur erlesene, weltberühmte Kunstwerke. Darunter befindet sich etwa Pablo Picassos 1911 entstandenes Gemälde "Pigeon aux petits pois" (wörtlich: "Taube mit Erbsen"), wie Justizvertreter mitteilten.
Daneben ließen die Diebe "La pastorale" ("Schäferspiel") vom französischen Maler Henri Matisse, "L'olivier pres de l'Estaque" ("Olivenbaum bei Estaque") von dessen Landsmann Georges Braque, "La femme a l'eventail" ("Die Frau mit dem Fächer") vom italienischen Maler Amedeo Modigliani sowie "Nature morte, chandeliers" ("Stillleben, Leuchter") vom Franzosen Fernand Léger mitgehen.
Aufnahmen zeigen Dieb
Das Fehlen der Bilder sei in der Früh vor der Öffnung des Museums im 16. Pariser Bezirk festgestellt worden, hieß es. Sie seien damit in der Nacht aus der Ausstellung gestohlen worden.
Aufzeichnungen einer Sicherheitskamera zeigten einen Menschen, der in das Museum an der Avenue du President Wilson durch das Fenster einstieg. Das Museumspersonal stellte am Morgen fest, dass eine Scheibe eingeschlagen wurde, ein Vorhängeschloss war aufgebrochen. Auf Videoaufnahmen sind die leeren Rahmen vor dem Museum zu sehen, wo der Täter die Bilder offensichtlich herausgeschnitten hat.
Auftragsarbeit vermutet
Die französischen Behörden verbreiteten die Daten der Bilder umgehend weltweit über die internationale Polizeibehörde Interpol. Ermittler verweisen darauf, dass es sich bei Diebstählen bekannter Künstler regelmäßig um Auftragsarbeiten handelt.
Denn auf dem freien Markt können ihre Werke nicht verkauft werden, ohne Aufsehen zu erregen. "Bestellt" werden die Diebstähle von reichen Sammlern. Die Beute verschwindet dann häufig auf Nimmerwiedersehen in ihren Tresoren.
Kritik an Sicherheitsvorkehrungen
In Frankreich sorgen immer wieder spektakuläre Kunstdiebstähle für Aufsehen. Museen kamen mehrfach wegen unzureichender Sicherheitsvorkehrungen in die Kritik. So konnten Unbekannte im Juni vergangenen Jahres während Bauarbeiten ein kostbares Skizzenbuch von Pablo Picasso aus dem ihm gewidmeten Museum im dritten Pariser Bezirk entwenden.
In der Nacht zu Silvester wurde in Marseille das Bild "Les Choristes" ("Die Chorsänger") von Edgar Degas im Wert von 800.000 Euro von einer Wand im Cantini-Museum gestohlen.
Bürgermeister "traurig"
Der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoe zeigte sich "traurig und schockiert" über den Diebstahl. Er sei "eine nicht hinnehmbare Verletzung des weltumspannenden Kulturerbes von Paris".
Paris hat außer dem städtischen Museum im Palais de Tokyo, in dem 8000 Werke des 20. Jahrhunderts gezeigt werden, mit dem Centre Pompidou noch ein anderes großes Museum für Moderne Kunst. Das staatliche Centre Pompidou befindet sich im ältesten Teil des Zentrums der französischen Hauptstadt.
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