Nicht ausgeschlossen wird mittlerweile zudem, dass Teile des Öls längerfristig sogar in den bis zur US-Ostküste und über den Atlantik nach Europa reichenden Golfstrom gelangen könnten.
"Befürchtetes Ereignis eingetreten"
Das Küstengebiet von Louisiana erreichte der Ölteppich in der Nacht auf Donnerstag bereits. Betroffen seien die ökologisch sensiblen Feuchtgebiete seines Staates, teilte Gouverneur Bobby Jindal mit. Es handle sich nicht um Teerklumpen oder einen Ölfilm. "Es ist eine große Ölmenge in unseren Feuchtgebieten." "Das von uns allen befürchtete Ereignis ist heute eingetreten", sagte Jindal.
ESA verweist auf Satellitenbilder
Auf den Bildern des Satelliten Envisat ist laut ESA deutlich zu erkennen, dass das ausgelaufene Öl inzwischen durch den "Loop Current" Richtung Florida transportiert wird.
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©Bild: APA/EPA/NASA T.V. |
ISS-Besatzung: "Sehr erschreckend"
Auch die Besatzung der Internationalen Raumstation (ISS) zeigte sich erschrocken über das Ausmaß der Ölpest. "Wir sind vor 30 Minuten über den Golf von Mexiko geflogen und haben Fotos von dem Ölfleck gemacht", sagte ISS-Kommandant Oleg Kotow dem US-Fernsehsender CNN. "Es sieht sehr erschreckend aus. Es hat mir ein schlechtes Gefühl bereitet."
Frühestens in zehn Tagen in Florida?
Die US-Wetterbehörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) Befürchtungen zu dämpfen, dass die Ölpest bald die Strände Floridas bedroht. Das Öl werde wahrscheinlich frühestens in zehn Tagen die Küste Floridas erreichen.
Ökosystem der Korallenriffe in Gefahr
Der sichtbare Ölfilm auf der Oberfläche zieht sich immer mehr nach Süden in die Länge, wo er den Kreisstrom berührt. Laut Chapron ist es "wahrscheinlich", dass das Öl binnen sechs Tagen Florida erreicht. Damit bestätigte Chapron frühere Befürchtungen, wonach das Öl nach dem Unfall der Bohrplattform "Deepwater Horizon" auch zur Gefahr für die Korallenriffe der Florida Keys werden könnte.
Zu bedenken gab Chapron zudem, dass eine große Menge des ausgelaufenen Öls unsichtbar unter der Wasseroberfläche treibt, was auf den Einsatz von Chemikalien zurückzuführen sei. Da der "Loop Current" in den Golfstrom münde, gebe es nun die Befürchtung, "dass das Öl in dieses System gelangen und die US-Ostküste hinaufgetragen werden könnte".
Ölteppich könnte von Oberfläche verschwinden
US-Behörden hatten bereits am Dienstag erklärt, es sei "zunehmend wahrscheinlich", dass der Ölteppich in acht bis zehn Tagen Florida erreiche. Die dortigen Strände seien wahrscheinlich aber nur dann gefährdet, wenn ein starker Wind landeinwärts das Öl direkt an die Küste treibe.
Die ESA werde die Lage mit ihren Satelliten in den kommenden Tagen weiter genau beobachten, erklärte die Raumfahrtbehörde. Da der "Loop Current", der sich im Uhrzeigersinn durch den Golf von Mexiko bewegt, sehr stark sei, könne sich in den nächsten Tagen allerdings die Vermischung von Wasser und Öl verstärken. Das könne dazu führen, dass der Ölfilm von der Oberfläche verschwinde und damit nicht mehr mit Satelliten zu beobachten sei.
Wegen des Verdünnungseffekts werde das Öl nach Ansicht der Direktorin der US-Klima- und -Ozeanbehörde (NOAA), Jane Lubchenko, die Küste in Form von Ölklumpen erreichen, nicht aber als geschlossener Ölteppich.
Leck am Wochenende versiegeln?
Ein Ende der Ölpest ist noch nicht absehbar: Ingenieure des britischen BP-Konzerns wollen frühestens am Wochenende einen nächsten Versuch starten, das Bohrloch in 1.500 Meter Tiere zu schließen. Möglicherweise wolle man damit aber bis Anfang nächster Woche warten, kündigte BP-Manager Doug Suttles in Robert (Louisiana) an.
Bei der Methode, die Experten als "Top kill" bezeichnen, werden große Mengen schweren Schlamms unter hohen Druck in das Bohrloch gepresst. Anschließend soll die Quelle mit Zement endgültig abgedichtet und "versiegelt" werden.
Teerklumpen untersucht
An Stränden im Süden der Florida Keys wurden am Dienstag (Ortszeit) erste Teerklumpen gefunden. Befürchtungen, sie könnten aus dem Ölleck unter der explodierten "Deepwater Horizon" stammen, bestätigten sich aber nicht. Wissenschaftler der US-Küstenwache kamen nach einer Untersuchung zu dem Schluss, dass das aufgefundene Öl aus anderer Quelle stammen müsse.
Die Florida Keys sind eine Inselkette vor der Südspitze Floridas, wo sich auch das drittgrößte Korallenriff der Erde befindet.
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