Saric wurde im April wegen Drogenschmuggels angeklagt. Dass das nicht schon viel früher passierte, werten viele Beobachter als Indiz dafür, dass serbische Politiker in die Drogengeschäfte verstrickt waren und von Saric geschmiert wurden. Korruption ist in Serbien weit verbreitet - hinter der Ankündigung der Justiz, alle Beteiligten zur Rechenschaft zu ziehen, steckt nun offenbar der Versuch, dieses Image zu verbessern.
Auch Tadic auf Todesliste
Aktuell berichtete "Press", dass die serbische Mafia zwei Listen mit den Namen der zu ermordenden Personen angefertigt habe. Auf der einen Liste sei neben Präsident Boris Tadic auch Justizministerin Snezana Malovic gestanden.
Auch der Justizstaatssekretär Slobodan Homen und der Sonderstaatsanwalt für die Bekämpfung der organisierten Kriminalität, Miljko Radisavljevic, hätten sich darauf befunden. Die andere Liste enthielt demnach die Namen zweier Spitzenfunktionäre der Kriminalpolizei und eines Mitarbeiters des Nachrichtendiensts BIA.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Mordanschläge sollten laut der Zeitung von serbischen und montenegrinischen Berufskillern ausgeführt werden. Die Namen der potenziellen Täter seien der Staatsanwaltschaft inzwischen bekannt, diese habe auch bereits Ermittlungen aufgenommen.
Teile von Sarics Mordplänen waren schon im März aufgeflogen, die Sicherheitsmaßnahmen für die bedrohten Politiker wurden seither stark erhöht.
2,7-Tonnen-Kokaindeal vereitelt
Im April wurden der gebürtige Montenegriner Saric und 19 weitere Personen wegen eines Kokainschmuggels aus Südamerika nach Europa in Belgrad angeklagt. In einer internationalen Polizeiaktion war im Oktober vergangenen Jahres der Versuch der Mafia-Gruppe, rund 2,7 Tonnen Kokain aus Südamerika zu schmuggeln, vereitelt worden.
Laut Justizstaatssekretär Homen wird nun auch über mögliche Verbindungen Sarics zu Spitzenbeamten und Politikern ermittelt.
Verbindung zu Machthabern "unstrittig"
Die Ermittlungen gegen den "Kokainkönig" könnten damit sogar zum Sturz der serbischen Regierung führen. "Wir werden die Untersuchung bis zum Ende bringen (...), selbst wenn es dadurch vorzeitige Wahlen geben sollte", sagte Homen gegenüber "Press".
"Die Verbindung des Rauschgiftclans zu den Machthabern war unstrittig." Homen verwies dabei auf die Regierung des nationalkonservativen Ministerpräsidenten Vojislav Kostunica, der von 2004 bis 2008 im Amt war.
Auch Politiker in Montenegro verdächtig
Die Regierungen in Serbien und Montenegro hatten einander in den letzten Monaten wechselseitig die Schuld an der ausgebliebenen Festnahme von Saric gegeben. Die serbischen Behörden verdächtigen Montenegro, diesem Schutz zu gewähren. Sie vermuten, dass führende Politiker mit Saric zusammengearbeitet hatten.
Serbischen Medienberichten zufolge hatte Saric die Politiker mit Millionenbeträgen bestochen und war dafür beim Transit des Kokains von Montenegro nach Serbien und weiter nach Westeuropa unbehelligt geblieben.
Fünf Mrd. Euro eingenommen
Laut einer früheren Darstellung von Homen existiert die Saric-Bande seit zehn Jahren. Sie gilt als Hauptlieferant für Kokain in Westeuropa. Saric habe in dieser Zeit von Montenegro aus operiert. Die Behörden schätzen, dass der Clan durch den Kokainverkauf in Europa rund fünf Milliarden Euro einnahm und davon alleine in Serbien etwa 1,3 Milliarden Euro gewaschen hatte, u. a. durch den Kauf von Immobilien und diversen Firmen.
Zu Sarics Mitarbeitern gehörten laut früheren Medienberichten auch mehrere serbische Immobilienhändler und Anwälte. In Serbien werden nach Einschätzung der Behörden derzeit jährlich etwa 1,7 Milliarden Euro gewaschen, was das Land zu einem idealen Schauplatz für Geschäftsleute wie Saric gemacht haben dürfte.
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