Auch ein Einsatz der Armee sei möglich. Der Ölteppich könnte laut jüngsten Prognosen am späten Freitag (Ortszeit) das ökologisch hochsensible Mississippidelta erreichen. Der betroffene US-Bundesstaat Louisiana verhängte den Ausnahmezustand.
Minister reisen in Krisenregion
Heimatschutzministerin Janet Napolitano, Innenminister Ken Salazar und die Chefin der Umweltbehörde EPA, Lisa Jackson, werden in die Krisenregion entsandt. Sie sollen sich dort über Maßnahmen zur Eindämmung des Ölteppichs und zum Schutz der Küste informieren.
Salazar hielt sich bereits am Donnerstag beim Ölkonzern British Petrol (BP) in Houston auf, "um harte Fragen zu stellen", sagte der stellvertretende Innenminister David Hayes. Präsidentensprecher Robert Gibbs machte BP für den Vorfall voll verantwortlich.
Washington nimmt BP in die Pflicht
"BP ist verpflichtet, die Kosten für die Gegenmaßnahmen und die Säuberungsaktionen zu übernehmen", sagte Gibbs am Freitag. BP hatte zuvor allerdings der Betreiberfirma der am 22. April gesunkenen Ölplattform die Verantwortung für den Vorfall zugewiesen.
Die US-Regierung erwarte von BP "größtmögliche Mitwirkung" bei der Eindämmung der Naturkatastrophe, betonte Gibbs. Für die Bekämpfung der Ölpest müssten alle verfügbaren Mittel eingesetzt werden, auch das Militär, erklärte er vor Journalisten in Washington.
Ölmenge krass unterschätzt
Die Staatliche Ozean- und Klimabehörde (NOAA) hatte zuvor mitgeteilt, dass wahrscheinlich täglich fast 800.000 Liter aus der havarierten Bohranlage austreten, die nach einer schweren Explosion gesunken war. Das ist fünfmal so viel wie bisher angenommen.
"Erfolgreiches" Abbrennen des Öls?
Außerdem trieb das Öl nach einem Wetterumschwung direkt auf die US-Küste zu. Die drehenden Winde könnten auch zur Folge haben, dass Versuche, den Ölteppich abzufackeln, zu spät kommen. Ein kontrollierter "Testbrand" wurde am Mittwoch unternommen.
BP nannte den Versuch "erfolgreich". Umweltschützer weisen jedoch darauf hin, dass auch das Abbrennen des Öls eine starke ökologische Belastung darstellt. Es bleibe nur das "mechanische Säubern der Küsten", erklärte die Umweltschutzorganisation Greenpeace.
Monate bis zum Abdichten der Lecks
Ohne Ergebnis blieb zunächst der Einsatz von vier Unterseerobotern, die die Stelle versiegeln sollten, an der das Öl austritt. Auch ein 450 Tonnen schweres Ventilsystem, das eigentlich bei einem Unfall den Ölstrom sofort stoppen soll, konnte nicht aktiviert werden.
Zugleich arbeiteten Ingenieure fieberhaft an der Konstruktion einer Schutzglocke, die über das Leck gestülpt werden könnte. Die US-Regierung schätzt jedoch, dass das Ausströmen des Öls frühestens Mitte Juli gestoppt werden kann.
Weit mehr Öl als bei "Exxon Valdez"
Die Prognosen bedeuten eine erwartete Umweltbelastung von insgesamt rund 70.000 Tonnen Rohöl. Beim ökologisch verheerenden Untergang des Tankers "Exxon Valdez" vor Alaska im Jahr 1989 gelangten knapp 40.000 Tonnen Rohöl in die Umwelt.
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