Kampagne gegen strengere Sicherheitsregeln

Vertreter der Ölbranche bezeichneten strengere Sicherheitsregeln als "unnötige Last".
Die Explosion auf der Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko ist der bisher schwerste Zwischenfall bei der Ölförderung auf offener See. Ein Ölfilm bedeckt bereits ein mehrere tausend Quadratkilometer großes Gebiet.

Am Mittwoch wurde das Öl großflächig angezündet. Das Abfackeln war nötig geworden, nachdem sich nach der Explosion der Ölplattform der Ölteppich bis auf 30 Kilometer der ökologisch höchst empfindlichen US-Küste genähert hatte.

Angehörige klagen
Elf Arbeiter haben die Explosion mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überlebt. Deren Angehörige werfen nun dem Ölkonzern BP und Transocean, vor, zu wenig für die Sicherheit getan zu haben.

Laut einer Klage hatten die beiden Unternehmen "einige Statuten und Regulierungen" der Behörde für Arbeitssicherheit und Gesundheit sowie der US-Küstenwache verletzt. Auch das US-Heimatschutz- und das -Energieministerium kündigten Ermittlungen an.

Halliburton beschuldigt
BP und Transocean hätten es dieser Beschwerde zufolge versäumt, eine kompetente Mannschaft zur Verfügung zu stellen und die Mitarbeiter ordentlich zu betreuen. Wie die Internet-Nachrichtenseite Huffington Post berichtete, zählt auch Halliburton zu den Beschuldigten.

Das Unternehmen habe vor der Explosion Renovierungsarbeiten am Bohrloch durchgeführt - aber "unsachgemäß und nachlässig". Seit Jänner sei die Ölplattform dreimal inspiziert worden.

Risiko steigt
Durch die gestiegenen Ölpreise wird tiefer gebohrt - auch auf offener See. Das Risiko steigt damit. "Geht man einmal 3.000 Meter in die Tiefe, wird es immer schwieriger, mit steigendem Druck und Temperaturen umzugehen", betonte der Experte Neal Dingmann gegenüber Bloomberg.

Eine Studie des US-Innenministeriums stellte fest, dass es bei Zwischenfällen von Bohrungen auf offener See keine Verbesserungen gegeben habe. Allein zwischen 2001 und 2007 habe es bei 1.443 Vorfällen 41 Tote und 302 Verletzte gegeben.

Strengeres Sicherheitsprogramm gefordert
Das Minerals and Management Service (MMS) des US-Innenministeriums forderte ein strengeres Sicherheitsprogramm, das in der Branche noch auf einer freiwilligen Basis erfolgt. Die vorgeschlagenen Regeln würde rund 4,6 Mio. Dollar für die Einführung kosten und rund acht Millionen Dollar pro Jahr an laufenden Kosten.

BP und Transocean hatten sich aber heftig gegen die Forderung nach neuen Sicherheitsbestimmungen gewehrt.

Freiwilliges Programm "erfolgreich"
Trotz Milliardenumsätzen startete die Branche eine vereinte Kampagne gegen die Regulierungen. In einem Brief vom 14. September 2009, der der Huffington Post vorliegt, schrieb der BP-Vizechef für die Produktion im Golf von Mexiko, Richard Morrison, dass BP "die umfangreichen Regulierungen, die in den Regeln vorgeschrieben werden, nicht unterstützt". Er verwies auf das freiwillige Programm, das "sehr erfolgreich" sei.

Ein Mitarbeiter von Transocean bezeichnete strengere Regeln überhaupt als "unnötige Last", die sich "betrieblich und finanziell" auswirken werde.

Vergleich mit Hurrikans
Auch andere Unternehmen pochten auf die Freiwilligkeit der Sicherheitsbestimmungen. Die Interessenorganisation der Branche, das Offshore Operators Committee, zeigte sich "enttäuscht" und stellte dem MMS bei einer Präsentation eine provokante Frage: "Was haben Hurrikans und neue Regeln gemeinsam?" Die Antwort war schnell gesagt: "Beide stören die Arbeiten, und es ist teuer, sich davon zu erholen."

500.000 Dollar pro Tag
Geld gefährdet die Sicherheit. Dieser Überzeugung ist auch der Anwalt Brian Beckom, der für Arbeiter immer wieder Prozesse gegen Transocean führte. BP habe etwa 500.000 Dollar (375.940 Euro) pro Tag für die Plattform "Deepwater Horizon" gezahlt.

Beckom: "Es besteht ein enormer Druck, die Produktion an erste Stelle zu reihen." Sicherheitsbestimmungen seien daher von sekundärer Bedeutung.

Links: