Als Architekt und Stadtplaner international angesehen, war er auch Lehrer einer Generation erfolgreicher Architekten, Autor zahlreicher Bücher und unermüdlicher Kritiker von Bausünden und fortschreitender Umweltzerstörung. Zu seinen bekanntesten Bauwerken zählen die Wiener Stadthalle und das ORF-Zentrum auf dem Küniglberg. Am 10. April 2004 verstarb Rainer im Alter von 93 Jahren.
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©Bild: APA/Stadt Wien/Wien Holding |
Stadtplaner von Wien
Nach dem Studium an der Technischen Hochschule Wien wurde der am 1. Mai 1910 in Klagenfurt geborene Rainer Mitarbeiter der Deutschen Akademie für Städtebau in Berlin. 1945 übersiedelte Rainer zurück nach Österreich, 1953 folgte er einem Ruf an die Technische Hochschule Hannover.
Weitere Stationen waren eine Professur für Hochbau und Entwerfen an der Technischen Hochschule Graz und bis 1980 die Leitung einer Meisterklasse für Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Von 1958 bis 1963 war Rainer Stadtplaner der Bundeshauptstadt.
Rainer blieb nicht beim Theoretisieren. In über 50 Jahren bewältigte er Bauaufgaben verschiedenster Art und Größe: Bürogebäude, Schulen, Kindergärten, Bäder, Kirchen, Mehrzweckhallen, Fabriksgebäude, Hotels, Wohn- und Siedlungsbauten.
In Deutschland realisierte er etwa die Stadthallen in Bremen und Ludwigshafen.
Anknüpfen an soziale Tradition
In einer Zeit allgemeiner geistiger Ratlosigkeit knüpfte Rainer in seinen Büchern an jene gestalterischen und sozialen Kräfte an, welche die ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts entscheidend geformt hatten.
1947 veröffentlichte er sein erstes Buch über "Die Behausungsfrage", dem ein Jahr später die "Städtebauliche Prosa - praktische Grundlagen für den Aufbau der Städte" folgte.
Umweltfreundliche Reihenhäuser 1962
Mit der Gartenstadt Puchenau (Oberösterreich) setzte Rainer modellhaft seine Idee eines humanen Wohnens im verdichteten Flachbau um. Seit 1962 in verschiedenen Planungsphasen verwirklicht, stellt die hauptsächlich aus Einfamilienreihenhäusern bestehende Siedlung ein Paradebeispiel für umweltfreundliche Wohnqualität dar.
Jahrzehntelang äußerte sich Rainer gegen das Hochhaus als Wohnort, das zur Folge habe, dass die Bewohner am Wochenende in die Zweitwohnungen auf dem Land flüchten.
Staatspreis für Architektur
Die Arbeit Rainers wurde durch zahlreiche Auszeichnungen wie den Großen Österreichischen Staatspreis für Architektur und den deutschen Fritz-Schumacher-Preis gewürdigt.
Der Wiener Gemeinderat ehrte ihn mit der Ernennung zum Bürger der Stadt Wien. Von 1980 bis 1999 fungierte er außerdem als Präsident des österreichischen Kunstsenats.
"Haltung bewahren"
Als "Motor" der österreichischen Architektur, der seine Vorstellungen immer wieder gepredigt habe, bezeichnete der Architekturkritiker und -theoretiker Friedrich Achleitner Rainer. Als Lehrer habe er "eine verbalisierbare, mitteilbare Lehrmeinung gehabt, an der sich seine Schüler reiben konnten".
Für Gustav Peichl war Rainer "einer der wichtigsten Architekten und Denker in Sachen Architektur nach 1945". Er habe die nachfolgenden Generationen gelehrt, "Haltung zu bewahren und nicht jeden modischen Schnickschnack, angefangen bei der Postmoderne, mitzumachen". Rainer habe als Erster erkannt, wie wichtig der Städtebau und das Wohnen für die Menschen sind.
Link:
- Roland Rainer (Wikipedia)