Ermittlungen auch gegen andere Banken?

Bei den Anlegern herrscht Vorsicht.
Nach Goldman Sachs könnten nun weitere Banken ins Visier der gefürchteten US-Börsenaufsicht SEC geraten. Mehrere Institute hatten 2007 ähnliche Finanzprodukte aufgelegt, mit denen Investoren auf einen Einbruch des US-Häusermarkts wetten konnten.

Dazu hätten die Deutsche Bank, die Schweizer UBS und die von der Bank of America übernommene Investmentbank Merrill Lynch gehört, schrieb das "Wall Street Journal" ("WSJ") am Montag. Es sei aber unklar, ob die Börsenaufsicht tatsächlich gegen die Häuser ermittle. Die SEC hatte bereits am Freitag weitere Untersuchungen angekündigt, ohne allerdings ins Detail zu gehen. Vermutet wird, dass auch andere Banken untersucht werden sollen.

Nervosität auf Finanzmärkten
Und das sorgt jetzt für erhebliche Unruhe auf den Märkten. Anleger und Finanzexperten zeigten sich besorgt über den Goldman-Sachs-Skandal und über die möglichen ausgeweiteten Ermittlungen, denn milliardenschwere Strafen könnten die Folge sein.

Bankenwerte blieben wegen der Betrugsvorwürfe gegen Goldman Sachs europaweit unter Druck. Das sorge für Nervosität und drücke zugleich auf die Leitindizes, hieß es aus Finanzkreisen. Unter anderem verlor der deutsche Leitindex DAX bis Montagmittag leicht an Wert. Auch japanische Bankenwerte verloren aufgrund der Goldman-Sachs-Untersuchung deutlich. Die zweitgrößte japanische Bank Sumitomo Mitsui Bank sank um 3,5 Prozent auf 3.175 Yen.

Belastung auch für Rohstoffmärkte
Die Ölpreise sanken am Montag weiter deutlich. Die Klage gegen Goldman Sachs habe der Risikofreude der Anleger einen herben Dämpfer versetzt, sagten Händler. Das habe auch die Preise auf den Rohstoffmärkten belastet.

Goldman Sachs zählt nach Einschätzung von Experten zu einem "der größten und wichtigsten" Spekulanten auf den Rohstoffmärkten. Einen weiteren Dämpfer bekam der Ölpreis durch die Sperrung des Luftraumes über Europa.

Tiefster Stand seit Ende März
Im frühen Nachmittagshandel rutschte der Preis für ein Barrel (159 Liter) der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zeitweise auf ein Tagestief von 80,53 US-Dollar (59,95 Euro). Zuletzt kostete ein Fass 81,02 Dollar und damit 2,22 Dollar weniger als am Freitag. Der US-Ölpreis ist damit in den vergangenen drei Handelstagen um rund sechs Dollar auf den tiefsten Stand seit Ende März abgerutscht.

Selbst Goldpreis sinkt
Der Goldpreis zeigte sich ebenfalls mit deutlich schwächerer Tendenz. Das Gold-Vormittagsfixing in London lag bei 1.127,50 Dollar und damit niedriger als beim Freitagvormittag-Fixing von 1.157,00 Dollar. Bereits am Freitag hatte der Goldpreis im Zuge der Klage gegen Goldman Sachs knapp zwei Prozent an Wert verloren.

Schwere Vorwürfe gegen Goldman Sachs
SEC wirft Goldman Sachs vor, Investoren bewusst bei Anlagen in riskante Papiere getäuscht zu haben. Der Schaden soll sich auf rund eine Milliarde Dollar (739 Mio. Euro) belaufen. Nutznießer soll ein großer Hedgefonds gewesen sein, der eine Gegenwette platzierte. Die SEC leitete am Freitag Ermittlungen ein. Goldman drohen zudem Untersuchungen der deutschen und britischen Finanzmarktaufsicht.

Hebel für strengere Regulierung?
Börsianer sehen in der SEC-Klage Anzeichen einer strengeren Regulierung der Bankenbranche. "Deren Gegner könnten es nun schwerer haben, nachdem die Vorzeigeinvestmentbank Goldman Sachs öffentlich am Pranger steht", sagte Merck-Finck-Analyst Konrad Becker.

Abwarten in Asien
Die Betrugsvorwürfe gegen Goldman Sachs blieben in Asien zunächst ohne Folgen für die US-Großbank. Experten sagten, es sei unwahrscheinlich, dass Firmen in diesem frühen Stadium drastische Schritte einleiteten.

Bei den Regulierungsbehörden war in den Finanzzentren von Jakarta bis Hongkong einstimmig zu hören, es werde vorerst keine Schritte gegen Goldman Sachs geben. Ein Vertrauter der südkoreanischen Aufsicht sagte, die Behörden würden die Entwicklungen sehr genau verfolgen. Es gebe aber derzeit keinen Plan, etwas zu unternehmen.

Goldman Sachs weist Vorwürfe zurück
Das Wall-Street-Haus wies den Vorwurf als haltlos zurück und kündigte an, sich gegen die Klage zur Wehr setzen zu wollen.

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