Schwefelausstoß entscheidend

Expertin: "Bei diesem Vulkan ist nicht so viel Schwefel rausgekommen."
Die riesige Aschewolke über Europa hat nach Einschätzung des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie keine Auswirkungen auf das weltweite Klima. "Die Asche selbst macht nicht viel", sagte die Physikerin Claudia Timmreck am Freitag.

"Der wirkliche Effekt von Vulkanen hängt davon ab, wie viel Schwefel in die Stratosphäre kommt. Und bei diesem Vulkan ist nicht so viel Schwefel rausgekommen."

Staubpartikel halten sich jahrelang
Die Stratosphäre ist die zweite Schicht der Atmosphäre und beginnt rund zwölf Kilometer über der Erdoberfläche. Da es dort keinen Regen gibt, könnten die vom Vulkan dorthin geschleuderten Staubpartikel auch nicht durch Niederschlag ausgewaschen werden, sagte der an der Wiener Universität für Bodenkultur tätige Klimatologe Herbert Formayer am Freitag im Ö1-Frühjournal.

"In der Stratosphäre können Staubpartikel ein, zwei, drei Jahre bleiben", so Formayer.

Abkühlung durch Schwefelsäuretröpfchen
Schwefel wird als Schwefelwasserstoff (H2S) und Schwefeldioxid (SO2) freigesetzt. In der Luft wird Schwefelwasserstoff rasch zu weiterem Schwefeldioxid umgewandelt. Mit Wasser bilden sich daraus feinste Schwefelsäuretröpfchen (H2SO4). Sie streuen das einfallende Sonnenlicht und reflektieren einen Teil ins All zurück.

In der Folge nehmen die globalen Durchschnittstemperaturen messbar ab. Die Säuretröpfchen halten sich in der Stratosphäre sehr hartnäckig - vulkanische Störungen klingen deshalb nur langsam ab.

Auswirkungen von Vulkanen auf Klima
Nach dem Ausbruch des philippinischen Vulkans Pinatubo im Jahr 1991 sank die globale Temperatur Schätzungen zufolge um etwa ein halbes Grad. Der Ausbruch des El Chichon in Mexiko 1982 soll ein Minus von etwa 0,2 Grad verursacht haben. Auch beim Ausbruch des Laki auf Island im Jahre 1783 wurde eine Abkühlung beobachtet: Die Nordhalbkugel erlebte einen ungewöhnlich strengen Winter.

In Europa und Nordamerika ging zudem das Jahr 1816 als das "Jahr ohne Sommer" in die Wettergeschichte ein. Von April bis September gingen Regen-, Graupel- und Schneeschauer nieder. Ernteausfälle, Seuchen und Hungersnöte rafften Hunderttausende Menschen dahin. Als Ursache gilt ein gigantischer Vulkanausbruch in Indonesien ein Jahr zuvor. Geschätzt etwa 100 Kubikkilometer Staub, Asche und Geröll waren beim Ausbruch des Tamboro in die Luft geschleudert worden.

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