Das Leiden an der Performance

Dreckige Witze, Grapscher und Stalker: Abramivocs MoMA-Schau.
Die Aktions- und Medienkünstlerin Marina Abramovic geht gerne Risiken ein. Sie setzt ihren Körper ein, um anderen Menschen Erfahrungen zu verschaffen, die sie selbst gemacht hat.

Das geht so weit, dass sie sich einmal für eine Party der High Society zur Verfügung stellte - jeder durfte mit ihr machen, was er wollte. Die Situation eskalierte, es kam zu Gewalt.

Nun jedoch ist die Situation anders - Abramovic setzt junge Menschen als Darsteller in Perfomances im Rahmen ihrer New Yorker MoMA-Retrospektive "The Artist is Present" ein, und die beschweren sich.

Abramovic "zu unbeschäftigt" für Aktionen
Abramovic selbst ist verhindert. Sie sitzt in der Ausstellung herum und tut - nichts. Das aber dafür konsequent, wochenlang. Sogar eine Toilettenvorrichtung ist in ihrem Stuhl eingebaut. Die Künstlerin stellt sich selbst aus, man kann sich ihr gegenüber auf einen Sessel setzen.

Die Performances aus ihrer Vergangenheit als radikale Körperaktivistin müssen deshalb von anderen durchgeführt werden. Besonders die Darsteller in einem Kunstwerk aus dem Jahr 1977 berichten über sexuelle Belästigung im Rahmen der Schau.

"Du fühlst dich gut an, Mann"
Die zwei, ein Mann, eine Frau, fungieren als lebende Türstöcke. Sie stehen einander nackt im Türrahmen zwischen zwei Räumen der Ausstellung gegenüber. Wer möchte, kann sich an ihnen vorbeizwängen, es gibt aber auch eine andere Tür. Drei oder vier Besucher - so genau weiß das niemand - wurden bereits des Museums verwiesen, wie die "New York Times" berichtet.

Einer der Darsteller erzählt, dass ihm ein Mann auf den Hintern gegriffen und gesagt habe: "Du fühlst dich gut an, Mann." Er selbst habe nur seinen Kopf Richtung Aufpasser gedreht und gesagt: "Dieser Mann begrapscht mich." Der Lüstling wurde aus dem Museum geschmissen und seine 30-jährige Mitgliedschaft im Museumsverein gekündigt.

Facebook-Stalker
Dieser und zwei, drei ähnliche Vorfälle sind aber nur die Spitze des Eisbergs. Eine der Mitwirkenden an der Aktion berichtet, sie habe bereits mehr erigierte Penisse an ihrem Körper gespürt, als sie zählen kann.

Ein Mann habe penetrant die Geschlechtsteile der Darsteller fotografiert. Manche der Besucher hätten sich als Stalker erwiesen und die Mitwirkenden über Facebook aufgespürt und kontaktiert.

Witzbolde setzen sich in Szene
An der Tagesordnung stehen zudem rüde Bemerkungen über die Körper der Nackten. Ein Gruppenführer "erklärte" den Besuchern die Kunstaktion, indem er auf die Frau zeigte und - fälschlicherweise - behauptete, auf ihrem Körper sei eine Kaiserschnittnarbe zu sehen.

Ganz zu schweigen von Witzbolden, die mit Aussagen wie "Dein Hosenstall steht offen" aufwarten.

"Es geht um die menschliche Natur"
Dass es zu solchen Vorfällen kommen würde, war klar. Schließlich berichteten international zahlreiche Medien über die Ausstellung, entsprechend groß ist der Besucherandrang. Das MoMA verfügte deshalb strenge Sicherheitsbestimmungen, die jedoch nicht immer greifen.

Viele der jungen Darsteller sind trotz allem gerne Teil der Ausstellung. Sie sind selbst Künstler und sprechen von einer intensiven Erfahrung. Einer sagte gegenüber der "New York Times": "Du bekommst spontanes Feedback. (...) Hier geht es mehr als sonst wo um die menschliche Natur." Der ist bekanntlich nichts fremd, und das Feedback fällt deshalb nicht immer wie erwünscht aus.

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