Tausende Passagiere sitzen fest

Die Intensität des Ausbruchs nimmt offenbar weiter zu.
Die gefährliche Aschewolke vom Vulkan Eyjafjalla in Island breitet sich immer weiter aus und wird den Luftverkehr vermutlich noch tagelang stören. Europaweit wurden bereits am Donnerstag Tausende Flüge storniert, für Freitag ist mit ähnlich vielen Ausfällen zu rechnen. Auch etwa die Hälfte aller 600 am Freitag geplanten Flüge zwischen Nordamerika und Europa ist von den Ausfällen betroffen.

Wie die Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol Donnerstagabend in Brüssel mitteilte, zieht die Rauchwolke des weiterhin ausbrechenden Vulkans in Richtung Osten und Südosten. Einem Experten zufolge nimmt die Intensität des Ausbruchs in Island offenbar zu. Große Mengen an Asche und Rauch würden weiter in die Luft gewirbelt, sagte Pall Einarsson von der Universität Island.

"Große Bedrohung für die Sicherheit"
Laut Eurocontrol-Leiter Brian Flyn sei es das erste Mal in der europäischen Luftfahrtgeschichte, "dass wir mit einem solchen Phänomen umgehen müssen". EU-Verkehrskommissar Siim Kallas nannte die Aschewolke "eine große Bedrohung für die Sicherheit der Luftfahrt".

Zahlreiche Länder stellten ihren Flugbetrieb komplett ein, auch in Österreich fielen Flüge aus. In Polen wurde am Donnerstagabend der Luftraum über dem Nordwesten des Landes gesperrt, Flüge von und nach Danzig wurden gestrichen.

Es war zunächst nicht absehbar, ob die Aschewolke aus einem Vulkanausbruch auf Island auch die Teilnahme vieler Staats- und Regierungschefs aus aller Welt am Staatsbegräbnis von Präsident Lech Kaczynski in Krakau beeinträchtigen wird.

Hamburg und Berlin betroffen
Auch in Deutschland wurden am Abend auf den Flughäfen in Hamburg, Berlin, Bremen und Hannover sämtliche Starts und Landungen bis auf weiteres ausgesetzt. In der Nacht sollte die Aschewolke Frankfurt am Main erreichen.

Zuvor war bereits in insgesamt acht Ländern - Großbritannien, Irland, Belgien, die Niederlande, Norwegen, Schweden, Finnland sowie Dänemark - der Luftraum komplett gesperrt worden.

Auch Frankreich schließt Airports
Betroffen ist mittlerweile auch Frankreich. Die Airports im Norden des Landes hätten um 17.00 Uhr ihren Betrieb eingestellt, teilte die französische Luftfahrtaufsichtsbehörde DGAC mit. Die Pariser Flughäfen sowie Airports im Westen und Osten des Landes würden spätestens ab 23.00 Uhr keine Flüge mehr abfertigen.

Stillstand auf Europas größtem Airport
Bereits zuvor lief auf der wichtigsten Drehscheibe des europäischen Flugverkehrs in London Heathrow gar nichts mehr: Zehntausende Passagiere saßen fest, und niemand konnte ihnen sagen, wann es Entwarnung geben wird. Auch auf den anderen Londoner Flughäfen sah es ähnlich aus. Laut europäischer Flugsicherung Eurocontrol fiel rund ein Viertel aller europäischen Flüge am Donnerstag dem Naturereignis zum Opfer. Jeden Tag gebe es europaweit 28.000 Flugbewegungen.

Totalsperre in Großbritannien verlängert
Die Aschewolken stellen für Düsentriebwerke und die Außenhaut der Flieger eine erhebliche Gefahr dar und beeinträchtigen die Sicht für die Piloten.

Die britische Flugüberwachung NATS weitete die Sperre des gesamten Luftraums bereits bis Freitag, 6.00 Uhr MESZ, aus. Optimismus, dass sich danach die Situation beruhigt, gab es kaum.

Nur in Notfällen werde es Ausnahmen geben. Vulkanasche stelle eine bedeutende Bedrohung für die Sicherheit von Flugzeugen dar, erklärte die Flugsicherung.

Auch in Kopenhagen verlautete vom Flughafen Kastrup und somit dem wichtigsten Drehkreuz Nordeuropas, dass die komplette Schließung dort aller Voraussicht nach auch am Freitag Bestand haben werde.

Keine Entwarnung aus Island
©Bild: Reuters
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Wenige tröstliche Mitteilungen konnten die Behörden auf Island machen, wo der Gletschervulkan am Vortag zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen und jetzt mit etwa 20-facher Stärke ausgebrochen war.

Über die mögliche Dauer dieser Probleme sagte die Sprecherin der Isländischen Luftfahrtbehörde (ISAVIA), Hjördis Gudmundsdottir, in Reykjavik: "Das wissen nur die Wettergötter. Es kann ein paar Tage dauern, aber auch ein paar Jahre."

Im Gegensatz zu weiten Teilen Europas war auf Island selbst der Luftverkehr nicht beeinträchtigt. Der Wind habe die Aschewolke vollständig weggetrieben, sagte Hjordis Gudmundsdottir von der isländischen Luftfahrtbehörde.

Flugabsagen in Österreich
Von heimischen Flughäfen abgehende Flüge waren bereits am späten Vormittag ebenfalls von Absagen betroffen. So wurden auf der Homepage des Flughafens Wien-Schwechat etwa die London-Verbindungen von easyJet, British Midland und Austrian Airlines als gecancelt geführt. Auch der Air-Lingus-Flug nach Dublin fiel aus - mehr dazu in wien.ORF.at und tirol.ORF.at.

Passagiere haben bei einem Flugausfall wegen Behinderung durch Vulkanasche lediglich Anspruch auf Erstattung des Flugpreises oder auf anderweitige Beförderung. Auf weitere Ausgleichsleistungen besteht kein Anspruch, meldete der VKI - mehr dazu in help.ORF.at.

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