"Von Kindern viel gelernt"

Rosenkranz wurde auch zu ihrem Amtsverständnis befragt.
Als zweite der drei Kandidaten für die Präsidentschaftswahl stellt sich derzeit FPÖ-Kandidatin Barbara Rosenkranz den Fragen der ORF.at-Leser. Rund 400 Mails an Rosenkranz gingen bei ORF.at ein.

Gabi, 6020
Wie kann man als zehnfache Mutter auch noch sein politisches Engagement realisieren? Wie wollen Sie mit einer so großen Familie auch noch das Amt des Bundespräsidenten bewältigen?

Rosenkranz
Auch Ihr Bericht, dass die Fragen an mich gerichtet sind, zeigt, dass es nicht so wäre, wenn ich ein männlicher Kandidat wäre. Es ist nicht verwerflich, dass man als Mutter von Kindern gefragt wird, wie man die Dinge vereinbart. Ich war 15 Jahre gerne zu Hause und habe mich der Familienarbeit und Erziehungsarbeit gewidmet und habe daraus einen großen Nutzen gezogen. Ich habe von den Kindern unglaublich viel gelernt und die Zeit genossen. Es war wie eine verlängerte Jugend. Als ich 1993 in den Landtag gekommen bin, musste ich mit dem Vater der Kinder, meinem Ehemann, eine flexiblere Arbeitsteilung treffen. Das ist gut gelungen. Mit der Intensivierung der politischen Tätigkeit hat sich die Arbeitsteilung vollkommen geändert. Mein Mann leistet jetzt den Großteil der Familienarbeit.

MH
Wie würden Sie der Skepsis gegenüber Ihrer Person durch die internationale Berichterstattung über Ihre Kandidatur - Stichwort NS-Abgrenzung, Verbotsgesetz - v. a. bei Regierungs- bzw. Staatschefs entgegentreten? Wie würden Sie es schaffen, die Reputation Österreichs als pluralistisches, demokratisches und historisch geläutertes Land zu erhalten?

Rosenkranz
Zuerst einmal: Ich habe in meiner beinahe 20-jährigen politischen Tätigkeit keinerlei Nähe zum Nationalsozialismus erkennen lassen. Ich distanziere mich davon, da kann keine Frage bestehen. Zum Zweiten: Ich appelliere an diejenigen, die versuchen, eine Kandidatin so zu diffamieren, dass man sie ins rechte, braune Eck stellt. Ich bin aber überzeugt davon, dass gerade auch aus den Erfahrungen, die es schon gegeben hat, die Dinge wohl realistisch beurteilt werden.

Thomas, Wien
Finden Sie, dass die Ablegung einer eidesstattlichen Erklärung eine gute Ausgangssituation für die Bewerbung um das Bundespräsidentenamt ist?

Rosenkranz
Es war die einzige Möglichkeit, um einer ganz massiven Diffamierungskampagne entgegenzuwirken.

Reinhold F., Wien
Ihr Ehemann Horst Jakob Rosenkranz war Aktivist bei der NDP, einer inzwischen verbotenen rechtsradikalen Partei, und wird vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes als rechtsextremer Funktionär, Aktivist und Ideologe geführt. Trotzdem haben Sie sich als demokratisch gewählte Politikerin nie öffentlich von den Ansichten Ihres Ehemanns distanziert. Wie stellen Sie sich als Bundespräsidentin den offiziellen Umgang mit Ihrem Ehemann sowie dessen diplomatische Aufgaben vor?

Rosenkranz
Mein Ehemann ist unbescholten, ich teile seine politischen Ansichten natürlich nicht. Deswegen kann man trotzdem eine Ehe führen, ohne dass man sich in allen Dingen einig ist. Ich kandidiere als Person und habe ein republikanisches Amtsverständnis. Ich werde dieses Amt mit all seinen politischen Funktionen auch so ausüben.

Anonym
Wann und wie haben Sie Ihre Kinder über die Verbrechen der Nazi-Diktatur aufgeklärt und welche Ratschläge zur Bekämpfung von heute noch im öffentlichen Diskurs existierendem Nazi-Gedankengut haben Sie ihnen gegeben? Sehen Sie sich selbst als Antifaschistin? Wenn ja, weshalb, wenn nein, weshalb nicht?

Rosenkranz
Meine Kinder sind immer im absolut demokratischen Geist aufgezogen worden und darauf hingewiesen worden, dass Extremismen jeglicher Art zu unglaublichem Leid führen. Ich bin begeisterte Demokratin und lehne Extremismen auf allen Seiten ab, natürlich auch den Faschismus.

Anonym
Warum sind jene, die die Gedenkfeier in Ebensee gestört haben, bloß "junge Buben", mit denen man nur reden müsse - während anderseits gegen den Rapper, der auf das Rap-Video von Strache geantwortet hat, mit der vollen Härte des Gesetzes vorgegangen werden soll? Wieso sind die einen bloß "junge Buben", der andere nicht? Warum zweierlei Maß?

Rosenkranz
Bei Taten sehr junger Menschen mit politischem Hintergrund ist auf beiden Seiten des politischen Spektrums vor allem darauf zu achten, dass die Aufklärung vor der Bestrafung steht, jedoch ist es in beiden Fällen wichtig, eventuelle Hintermänner, Auftraggeber auszuforschen und entsprechend zu bestrafen.