Neuer Vorstand gewählt

Die SPÖ hatte Bedenken wegen späterer Boni für die neuen Vorstände.
Der Austausch der Spitze der mittlerweile staatlichen Problembank Hypo Group Alpe Adria hat gleich mit einem Eklat begonnen. In der Aufsichtsratssitzung Mittwochabend sollte eine vorher paktierte Millionenabfindung für Noch-Bankchef Franz Pinkl abgesegnet werden und zugleich die neuen Vorstände mit dem Wirtschaftsprüfer Gottwald Kranebitter an der Spitze gewählt werden.

Im letzten Moment drohte wegen eines Politkrachs der Deal mit Pinkl - und damit die ganze Aufsichtsratssitzung - zu platzen. Kurz hieß es, sie sei auf unbestimmte Zeit verschoben, dann war sie nur "unterbrochen". Die Medienvertreter, die auf die Präsentation der neuen Bankspitze warteten, wurden wieder nach Hause geschickt.

Millionenablöse gefordert
Die vorzeitige Auflösung des Vorstandsvertrags mit Pinkl - der seinen Anspruch auf vollständige Vertragsauszahlung bis 2014 geltend machte - hätte 4,5 Mio. Euro gekostet.

In den vergangenen Tagen legte man sich dem Vernehmen nach auf eine weitaus geringere Abfertigung fest. Die Summe liegt laut dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Johannes Ditz, weit unter der ursprünglich geforderten Zahlung und auch unter den kolportieren 2,9 Mio. Euro.

Im letzten Moment, so wurde in der ÖVP ventiliert, hätten sich Vertreter des Kanzleramts überhaupt gegen eine Abfindung quergelegt.

Einigung trotz Stimmengleichheit
Dass der Vorschlag, Pinkl mit reduzierter Abfertigung gehen zu lassen, am Abend durchging, lag daran, dass Ditz als Vorsitzender von seinem Dirimierungsrecht Gebrauch machte.

Denn die Abstimmung ging 2:2 aus. Die SPÖ-Vertreter (Helmut Draxler und Rudolf Scholten) waren gegen den Abfindungsmodus, Alois Steinbichler (auf ÖVP-Mandat) und Ex-ÖVP-Minister Ditz dafür. Ditz soll auf ein beträchtliches rechtliches Risiko aufmerksam gemacht haben, sollte Pinkl seine volle Ablöse einklagen.

Einvernehmliche Kündigung möglich
Seit es den Aufsichtsratsbeschluss gibt, kann der Vertrag mit Pinkl einvernehmlich gekündigt werden. Für alle anderen Alt-Vorstandsverträge, die es aufzulösen galt, gab es einstimmige Aufsichtsratsbeschlüsse, wie gegenüber der APA verlautete.

Bedenken wegen Erfolgsprämien
Es wurden auch umfangreiche Einblicke in die einzelnen Verträge der neuen Vorstände verlangt. Die SPÖ hatte nämlich Bedenken wegen späterer Erfolgsprämien (Boni) angemeldet.

Zugleich wurden drei der vier neuen Hypo-Vorstände gekürt. Neuer Boss wird - wie erwartet - Kranebitter, Chef von KPMG Österreich und mit den Büchern der schwer defizitären Hypo seit der Verstaatlichung gut vertraut. Er wurde angeblich vom Finanzministerium gebeten, sich für diesen Sanierungsjob zu bewerben.

Morgan-Stanley-Manager Finanzchef
Kranebitters Vize sowie Finanzchef wird der bisherige Morgan-Stanley-Manager Johannes Proksch. Zum Risikovorstand wurde der Bank-Austria-Manager Wolfgang Edelmüller bestellt.

Das vierte Mandat (Chief Operations Officer) wird erst später besetzt. Dafür gilt der Banker Franz Zoufal (Bank Austria) als Favorit.

Die Gagenverträge der Neo-Vorstände wurden von drei Aufsichtsräten gebilligt, Scholten stimmte dagegen. Laut "Standard" (Donnerstag-Ausgabe) sollen sie jeweils rund 400.000 Euro jährlich erhalten. Boni soll es erst geben, wenn die Bank wieder in der Gewinnzone ist.

Millionenverlust bestätigt
Von positiven Bilanzen ist die Hypo aber noch weit entfernt. Ditz bestätigte am Mittwochabend, dass der Jahresverlust der Bank 2009 satte 1,6 Mrd. Euro ausmachen wird. Eine Insolvenzgefahr bestehe derzeit aber nicht.

Die Lage der Hypo bezeichnete Ditz als sehr kritisch: "Wir haben weiterhin sowohl Funding-Probleme als auch Kreditprobleme."

Restrukturierung beschlossen
Bei der Aufsichtsratssitzung seien auch bereits Grundzüge eines Restrukturierungsprogramms beschlossen worden, Details wollte Ditz aber nicht nennen.

Es sei auch viel zu früh, über Dimensionen eines Personalabbaus zu reden, wenngleich ein solcher unumgänglich sein werde.

Weitere Finanzspritzen nicht nötig
Weitere Finanzspritzen für die Hypo angesichts des Verlusts von 1,6 Mrd. Euro bei einer Bilanzsumme von gut 43 Mrd. Euro, die laut Ditz von 2008 auf 2009 in etwa gleich blieb, seien nicht notwendig.

Die 450 Mio. Euro, die bei der Notverstaatlichung im Dezember als Einschuss der Republik fixiert worden waren, seien gemeinsam mit den Zahlungen der ehemaligen Eigentümer BayernLB und Land Kärnten ausreichend. "Wir haben damals schon gewusst, in welcher Dimension die nötigen Summen liegen werden", sagte Ditz.

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