Die geplante Gasbörse startete Mitte Dezember mit dem Spothandel (Kassamarkt). Die OMV erwartet sich dadurch einen wichtigen "Beitrag zur Liquidität des Gasmarktes". Der Handel wird über die Wiener Börse ausgeführt. Lieferpunkt ist der Central European Gas Hub (CEGH), der noch eine 100-prozentige Tochter der OMV ist. Pro Jahr könnten 20 Mrd. Kubikmeter Erdgas gehandelt werden.
Gasprom als Hälfteeigentümer
Die CEGH soll vorbehaltlich der wettbewerbsrechtlichen Zustimmung der EU-Kommission in ein Joint Venture umgewandelt werden, an dem die OMV und der russische Gasriese Gasprom mit je 30 Prozent, die Wiener Börse und die zu Gasprom gehörende Centrex Europe Energy & Gas mit je 20 Prozent beteiligt sein sollen.
Der Gashub CEGH stellt internationalen Gasunternehmen eine Plattform zur Abwicklung ihrer Gashandelsaktivitäten in Baumgarten und an anderen Grenzpunkten des österreichischen Netzes - beispielsweise Oberkappel und Überackern - zur Verfügung.
Kritik von E-Control
Bedenken gegen die Gasbörse hatte in der Vergangenheit der Energieregulator E-Control wegen der russischen Verkäuferübermacht geäußert. E-Control-Chef Walter Boltz kritisierte die monopolistische Versorgungsstruktur an dieser Börse.
"Das ist so, als ob es an der Wertpapierbörse nur einen einzigen Aktienverkäufer gäbe. Wenn 80 Prozent des Gases aus Russland kommen, kann Gasprom durch gezielte Über- oder Unterversorgung Einfluss auf die Preise nehmen", warnte Boltz. Die OMV wies die Kritik zurück.
Wichtiger Knotenpunkt
In Baumgarten wird der Handel der Gasbörse physisch abgewickelt. Von hier aus werden jährlich rund 55 Mrd. Kubikmeter Erdgas aus Russland, Norwegen und anderen Ländern nach West-, Süd- und Südosteuropa weiterverteilt - über das über 2.700 Kilometer lange Gasleitungsnetz in Österreich. Das ist ungefähr die Hälfte der Gasmenge, die durch die Ukraine befördert wird.
2008 stammten 53,5 Prozent des in Österreich verbrauchten Erdgases aus Russland, 13,5 Prozent wurden im Inland gefördert und 11,9 Prozent von Norwegen zugekauft.
Das in Westsibirien geförderte russische Erdgas gelangt über das größte Pipelinesystem der Erde nach 4.500 Kilometern über die "Druschba"-Trasse zur Übergabestation Baumgarten in Niederösterreich. Ungefähr ein Viertel des europäischen Gasbedarfs wird von Gasexport abgedeckt, einer 100-Prozent-Tochter der Gasprom.
Zwei Gasspeicher
In der Nähe von Baumgarten liegen auch die zwei unterirdischen Gasspeicher in Tallesbrunn und Schönkirchen, aus denen früher Gas gefördert wurde. In diesen Speichern wird das importierte Gas gelagert. Weitere Untergrundspeicher befinden sich in Thann und Puchkirchen in Oberösterreich sowie in Haidach bei Straßwalchen an der Landesgrenze Salzburg/Oberösterreich. Die Speicher in Puchkirchen und Haidach werden von der RAG betrieben.
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