"Habe dieses Verbrechen nicht begangen"

Gerichte lehnten Anträge auf neue DNA-Tests mehrfach ab.
Im US-Bundesstaat Texas soll noch Mittwochabend der wegen dreifachen Mordes verurteilte Henry Watkins "Hank" Skinner hingerichtet werden. Das Todesurteil soll um 24.00 Uhr mittels Giftinjektion vollstreckt werden - gewähren nicht das US-Höchstgericht oder der texanische Gouverneur Rick Perry in letzter Minute noch Aufschub.

Unumstritten ist es nicht: Beweismittel, die seinerzeit vor der Verurteilung Skinners am 23. März 1995 nicht berücksichtigt worden waren, wurden auch später nicht untersucht, wie es der 47-Jährige und seine Anwälte bis zuletzt forderten.

Forderung nach DNA-Tests
Sie verlangten eine nochmalige Untersuchung von Tatortspuren mittels moderner DNA-Tests. Diese würden, so Skinner, seine Unschuld beweisen.

Skinner, ein früherer Bau- und Erdölarbeiter, war in einem Prozess vor 16 Jahren des Mordes an seiner damaligen Lebensgefährtin Twila Jean Busby (40) und an ihren beiden Söhnen Elwin "Scooter" Caler (22) und Randy Busby (20) für schuldig befunden worden. Die Morde geschahen am Silvesterabend 1993 in der Stadt Pampa in Texas. Busby wurde erschlagen, die beiden jungen Männer erstochen.

"Macht mir wirklich Angst"
"Ich habe dieses Verbrechen nicht begangen und müsste begnadigt werden", sagte der 47-Jährige kürzlich. "Es macht mir wirklich Angst", so Skinner. "Ich habe bereits von der Injektion geträumt." Trotz seiner Beteuerungen lehnten Polizei und Gerichte Anträge auf eine Auswertung bisher nicht berücksichtigter Spuren mehrfach ab.

Belastende Blutspuren
Die Spuren, die Skinner in seinem Prozess 1994 belastet hatten, waren Blut von zwei der Opfer auf seiner Kleidung und Abdrücke seiner blutigen Hände auf einer Tür. Der Verurteilte hatte außerdem eine tiefe Wunde an einer Hand. Laut Polizei stammte sie von einer Tatwaffe, einem Messer.

Dem steht Skinners Aussage entgegen, wonach er sich an einem zerbrochenen Glas geschnitten habe. Eine blutige Spur führte zu einem Wohnwagen, der einer Freundin Skinners gehörte. Dort wurde Skinner festgenommen, am 18. März 1994 des dreifachen Mordes für schuldig befunden und am 23. März 1995 zum Tode verurteilt.

Konkreter Verdacht
Skinner gibt bis heute zu, zum Tatzeitpunkt an jenem 31. Dezember im Haus der Opfer gewesen zu sein, will aber mit den Morden nichts zu tun haben. Er sei damals durch den Konsum von Wodka und Codein (einem opiathaltigen Betäubungsmittel, Anm.) physisch und psychisch handlungsunfähig gewesen, sagte Skinner.

Skinner und seine Verteidiger haben auch einen konkreten Verdacht: Busbys Onkel, der 1997 verstorbene Robert Donnell, könnte die Morde begangen haben. Ihn beschrieben Gerichtsdokumente seinerseits als einen "jähzornigen Ex-Betrüger", der umso aggressiver gewesen sei, wenn er trank. Donnell war ebenfalls bei der Silvesterfeier anwesend.

"Beunruhigende, ungelöste Fragen"
"Nehmen Sie sich die Zeit, wissenschaftlich von der Schuld Mister Skinners überzeugt zu sein, bevor Sie seine Hinrichtung erlauben", appellierten seine Anwälte unter Leitung des Rechtsprofessors Rob Owen von der University of Texas an Gouverneur Perry.

In einer Stellungnahme an den Obersten Gerichtshof argumentierten sie mit "ungelösten Fragen" bezüglich Skinners Schuld. Auf einer für Skinner eingerichteten Website kommt außerdem ein enger Freund, Howard Mitchell, als Zeuge zu Wort und erklärt, er habe Skinner um den Tatzeitpunkt bis zur Bewusstlosigkeit betrunken auf einer Couch vorgefunden.

Zeuge entlastet Skinner
Mitchell belastet ebenfalls den verstorbenen Donnell, der das weibliche Opfer am besagten Abend sexuell belästigt haben soll. Die Polizei, heißt es auf der Website weiter, habe damals schlampig und voreingenommen ermittelt. Eine ganze Gruppe von Polizisten und ein Hund seien etwa "über den Tatort getrampelt" - ohne Rücksicht auf Spuren.

Skinner und seine Anwälte verlangten daher eine Untersuchung u. a. eines am Tatort gefundenen Messers, einer Jacke und eines blutigen Handtuchs per DNA-Abgleich - bis zuletzt vergebens. Ein forensisches Labor in Phoenix (US-Bundesstaat Arizona) erklärte sich breit, die Tests durchzuführen. Dazu müsste Skinners Hinrichtung für 30 Tage ausgesetzt werden.

In Texas wurden 2009 24 Häftlinge exekutiert. Wird Skinners Gnadengesuch abgelehnt, ist er bereits der fünfte in diesem Jahr.

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