Der Skandal sei nichts anderes als ein zielgerichteter Angriff des Teufels auf die vatikanische Elite, erklärte Amorth gegenüber der britischen "Times" am Wochenende. Satan sei es gelungen, "in die Gänge des Vatikans vorzudringen". Der Teufel wolle "der Kirchenführung schaden".
Umstrittener "Oberexorzist"
Amorth ist innerhalb der katholischen Kirche nicht unumstritten. Er hatte vor zwei Jahren etwa erklärt, Papst Benedikt XVI. wolle in Zusammenarbeit mit ihm Diözesen zum vermehrten Einsatz von Exorzisten drängen und diese auch durch gemeinsam verfasste "Exorzismus-Richtlinien" unterstützen.
Der Vatikan wies das damals zurück, dementierte inhaltlich aber nur, dass der Papst selbst ein Dokument über Exorzismus veröffentlichen wolle. Amorth wurde dabei kühl als oft medial in Erscheinung tretender "Exorzist der Diözese Rom" bezeichnet. De facto ist er damit aber der Chefexorzist des Vatikans.
Exorzismus weiterhin offizielle Praxis
Außerdem ist Teufelsaustreibung weiterhin offiziell Bestandteil der kirchlichen Praxis, auch wenn der Vatikan über die oft als anachronistischer Hokuspokus belächelten Rituale in der Öffentlichkeit nicht so gern redet. Exorzismen werden nach detailliert vom Vatikan festgelegten Regeln durchgeführt.
So braucht es für einen Exorzismus die Zustimmung des örtlichen Bischofs. Davor muss wiederum zweifelsfrei festgestellt werden, dass der oder die Betroffene tatsächlich vom Teufel oder Dämonen besessen ist. Genau das ist auch das Bedenkliche an Amorths Einschätzung, dass der Missbrauchsskandal Teufelswerk sei.
Schuldlose Täter?
Als Teufelswerk wird nur eingestuft, was aus Sicht des Vatikans rational nicht erklärbar ist. Oft werden medizinische und psychologische Gutachten eingeholt, um zu bestätigen, dass der oder die Betroffene besessen sei - und somit aus kirchlicher Sicht selbst nicht mehr verantwortlich für sich ist.
Dass Missbrauch nichts mit dem Teufel, sondern mit der psychischen Verfassung und der Schuld der Täter zu tun hat, ist für Amorth demnach auch ein Trugschluss: "Der Teufel ist nur allzu froh, sich jener zu bedienen, die nicht an ihn glauben. Das bedeutet, dass er komplett frei agieren kann, sogar innerhalb der Kirche."
Links:
- Vatikan
- "Times"-Interview
- Exorzismus (Wikipedia)