Für eine Anklage wegen Mordes fehlten lange die Beweise, der Vorwurf der Beihilfe war verjährt. Doch gerade in den letzten Monaten vor ihrem Tod schien sich das noch zu ändern. Wallisch soll als Wachperson im Konzentrations- und Vernichtungslager im Lubliner Stadtteil Majdanek in den Massenmord an Tausenden Menschen involviert gewesen sein.
Hoffnung auf Prozess bis zuletzt
Vor allem war es auch Wallisch, die Österreich international den Ruf als "Paradies für NS-Verbrecher" einhandelte. Der Ausspruch stammt von Efraim Zuroff, Direktor des Simon Wiesenthal Centers (SWC) Jerusalem, der in regelmäßigen Abständen an die heimische Politik und Öffentlichkeit appelliert hatte, Wallisch den Prozess zu machen - zuletzt bei der damaligen Justizministerin Maria Berger (SPÖ).
Gerade in ihrer Amtszeit verdichteten sich die Anzeichen, es könnte doch noch zu einem Prozess kommen. Zuletzt ließen Zuroff neu entdeckte Dokumente aus Polen hoffen, es gebe doch noch Beweise.
"Habe so etwas nicht gesehen"
Als Wärterin im Konzentrationslager Majdanek habe sie Gefangene lediglich beaufsichtigt, etwa als diese in der Gärtnerei oder in der Schneiderei gearbeitet hätten, meinte Wallisch. Zur selben Zeit war jedoch das KZ Schauplatz eines Massenmords.
1943 wurde dort eine Vergasungsanlage eingerichtet. In diesem Jahr erschossen die Nazis bei der "Aktion Erntedankfest" an einem einzigen Tag 17.000 Insassen. "Ich war an Gewalttätigkeiten nicht beteiligt und habe so etwas auch nicht gesehen", sagte Wallisch.
"Kein Sinn für Dringlichkeit"
Der Fall Wallisch ist nicht einfach: In den 70er Jahren ermittelte in der Causa die Justiz, das Verfahren wurde aus Mangel an Beweisen niedergeschlagen. Das Delikt Beihilfe zum Mord war verjährt. 2006 traf Zuroff Bergers Vorgängerin Karin Gastinger und die damalige Innenministerin Liese Prokop (ÖVP).
"Die Zeit läuft aus", drängte der Nazi-Jäger damals, bei den Justizbehörden gebe es "keinen Sinn für Dringlichkeit". Darum hoffte Zuroff auch auf die Auslieferung an Polen, da dort das Gesetz keine Verjährung von Kriegsverbrechen vorsieht.
Beweise kamen zu spät
Erst Ende Jänner 2008 wurden Dokumente aus polnischen Archiven bekannt, die als Beweis in einem österreichischen Mordprozess hätten dienen können. Sie wurden bis zuletzt von heimischen Behörden geprüft.
Wallisch wurde am 10. Februar 1922 als Erna Pfannstiel in Benshausen in Thüringen (Deutschland) geboren und lebte bis zu ihrem Tod in Wien-Donaustadt. Die Tochter eines Postbeamten arbeitete vom Oktober 1942 bis zum Jänner 1944 im Konzentrationslager Majdanek.
Kurz nach Kriegsende siedelte sie nach Wien um, wo sie die österreichische Staatsbürgerschaft hatte. Wallisch starb am 16. Februar 2008 bei einem Krankenhausaufenthalt.
Link:
- Erna Wallisch (Wikipedia)