Henio Zytomirski wurde mit seiner Familie von den Nazis 1939 in Lublin verschleppt. Nach zwei Stationen in Ghettos verliert sich seine Spur im Konzentrationslager Majdanek.
Das Lager wurde 1941 von den deutschen Besatzern bei der Stadt Lublin errichtet. Bis 1944 wurden von den 500.000 Gefangenen 360.000 in den Gaskammern des Lagers ermordet oder erschossen. Unter ihnen waren 230.000 europäische Juden, 120.000 nichtjüdische Polen und Tausende sowjetische Kriegsgefangene.
Die "Aktion Erntefest"
Das Lager war im Februar 1943 offiziell zu einem Vernichtungslager ausgeweitet worden, Gaskammern wurden eingerichtet. Die "Aktion Erntefest" der Nazis am 3. und 4. November 1943 war der Höhepunkt des Massenmordes an den Juden im polnischen Distrikt Lublin.
Innerhalb von zwei Tagen wurden in den Konzentrationslagern Majdanek, Poniatowa und Trawniki 40.000 Männer, Frauen und Kinder ermordet. 2.000 bis 3.000 SS-Männer und Polizisten sollen an der Organisation des Massenmords beteiligt gewesen sein.
Tod in Erschießungsgräben
Allein im Vernichtungslager Majdanek wurden innerhalb weniger Stunden mindestens 17.000 Menschen ermordet. Sie mussten sich in der Liquidationsbaracke entkleiden und wurden dann zu Erschießungsgräben getrieben. Dort wurden sie gezwungen, sich in Schichten mit dem Gesicht nach unten aufeinanderzulegen. Anschließend wurden sie erschossen.
Die Gruben wurden zunächst zugeschüttet, später jedoch wieder geöffnet, und die Leichen wurden verbrannt. Asche und zermahlene Knochen der Opfer dienten der Lagergärtnerei als Dünger.
Aktion geht auf Heydrich zurück
Die "Aktion Erntefest" war Teil der "Aktion Reinhard" - benannt nach dem SS-Führer Reinhard Heydrich. Er war der Chefplaner der "Endlösung der Judenfrage".
Im Rahmen der "Aktion Reinhard" wurden in den Jahren 1942 bis 1944 mehr als zwei Millionen Juden aus den Distrikten Warschau, Lublin, Radom, Krakau und Lemberg vergast oder erschossen.
15 Angeklagte in "Majdanek-Prozess"
Die einzigen Überlebenden des Lagers Majdanek waren 480 sowjetische Kriegsgefangene und 180 politische Häftlinge, die bei der Auflösung des Lagers nach der Flucht der meisten SS-Leute zurückgeblieben waren. Das großteils geräumte Lager wurde am 23. Juli 1944 von der Roten Armee befreit.
Die Verbrechen im Lager hatten in einem der längsten Verfahren der Nachkriegsgeschichte ein deutsches Gericht beschäftigt. Im November 1975 begann vor dem Landgericht Düsseldorf der "Majdanek-Prozeß" gegen 15 Angeklagte.
Acht von ihnen wurden nach jahrelanger Verhandlung im Juni 1981 zu Freiheitsstrafen von drei Jahren bis zu lebenslänglich verurteilt, darunter der frühere SS-Offizier Hermann Hackmann und die als "Schindermähre" berüchtigte Aufseherin Hermine Braunsteiner.
"Schrein der Namenlosen"
Auf dem Gelände des ehemaligen KZ Majdanek erinnert ein "Schrein der Namenlosen" an die Opfer des NS-Terrors. Es handelt sich dabei um eine multimediale Installation des in New York lebenden Bildhauers Tadeusz Myslowski.
Der Schrein in der Baracke 47, die im Konzentrationslager Majdanek als Proviantlager genutzt wurde, ist von 52 runden Formen umgeben, die die Nationalitäten der Opfer symbolisieren. Ein Buch mit Todesanzeigen enthält Texte in 52 Sprachen mit der Bitte um Erinnerung.
Link:
- KZ Majdanek (Wikipedia)