"Ausgemacht" war eine Verschlankung
Weiterhin gebe es einen Dreiervorstand, "ausgemacht und zugesagt" sei eine Verschlankung auf zwei Mitglieder gewesen. Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ) sei "wortbrüchig" geworden, laut Maiers Meinung "auf Druck der Eisenbahnergewerkschafter".
Die Bestellung von Kern erfolgte im Aufsichtsrat einstimmig, also auch mit den Stimmen des "ÖVP-Freundeskreises", hieß es aus informierten Kreisen zur APA.
Industrie erfreut
Positive Worte kamen hingegen von der Industriellenvereinigung (IV): Als "Chance, die es im Sinne des gesamten Industrie- und Arbeitsstandortes zu nutzen gilt", bezeichnete IV-Präsident Veit Sorger die personelle Neuaufstellung der ÖBB.
Christian Kern habe sich beim Verbund als Manager "ein klares Profil erarbeitet, das ihn auf die neuen Herausforderungen zweifellos gut vorbereitet", sagte Sorger. Es gelte, "Infrastrukturausbau als Zukunftsinvestition zu verstehen, die strategisch anzulegen und mit dem notwendigen Commitment auch der Politik mittel- und langfristig umzusetzen ist".
FPÖ: "Schweres Erbe" für Kern
Die FPÖ bezeichnete die Personalentscheidung als "rote Umfärbung" und sieht die Bahn im "roten parteipolitischen Würgegriff". Man könne nur hoffen, dass mit Kern nun die anstehenden Probleme angegangen würden und er die prekäre Finanzlage der ÖBB in den Griff bekomme, so FPÖ-Verkehrssprecher Harald Vilimsky. Kern habe ein "schweres Erbe" übernommen.
Um die ÖBB aus der tagespolitischen Diskussion zu bringen, müssten zunächst das Problemfeld der Unpünktlichkeit der Züge sowie die Schuldensituation des Unternehmens angegangen werden.
Kerns laut Vilimsky noch einmal um 100.000 Euro höhere Gage als die seines Vorgängers sei "eine Provokation der Sonderklasse".
BZÖ für erfolgsabhängiges Gehalt
Das BZÖ forderte eine erfolgsabhängige Managerentlohnung: "Nach den schlechten Erfahrungen mit ihren Vorgängern, die Millionen verspekuliert haben, sollten die Managergehälter von Kern - der gleich 100.000 Euro mehr kassieren wird - und Seiser nicht nur Erfolgsboni beinhalten, sondern auch Abzüge, wenn sie ähnlich schlecht wirtschaften", so BZÖ-Verkehrssprecher Christoph Hagen.
Bei den ÖBB solle das "herrschende Chaos" endlich beendet und das Pensionsantrittsalter hinaufgesetzt werden, so Hagen.
Grüne: Holding stärken
Aus Sicht der grünen Verkehrssprecherin Gabriela Moser war die Nachbesetzung des Bahnborstands schon "längere Zeit nötig", wenngleich die "Begleitumstände kritisierenswert" seien. Da Kern sein Amt schon im Sommer antritt und Peter Klugars Vertrag noch bis Jahresende läuft, würden wieder zusätzliche Kosten anfallen, so Moser.
"Aufgrund der Filetierung der ÖBB unter Schwarz-Blau ist jetzt eine strategische Stärkung der Holding notwendig", meinte die Grün-Politikerin. Daher sollten auch jetzt die Durchgriffsrechte auf die Bahntöchter gewährt werden. Vom neuen ÖBB-Boss forderte Moser, dass er sich vermehrt um die Kunden kümmert. Bis dato sei die Staatsbahn ein "Baukonzern".
Wünsche der GSV
Wünsche an die neue ÖBB-Spitze kamen auch von der Österreichischen Gesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (GSV): Der neue ÖBB-Vorstand solle sich direkt bei Zugsbegleitern über den Zustand der Bahn informieren, forderte Peter Kudlicza, Generalsekretär der GSV.
Eine wirksame Strategie gegen Verspätungen müsse den Hebel bei der konsequenten vorbeugenden Instandhaltung des Rollmaterials und der technischen Anlagen ansetzen.
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