Sonderaktionen ohne Effekt

Rechnungshof: ÖBB-Sonderaktionen ohne Plan und ohne Kontrolle.
Die ÖBB haben zwar sehr viele Sonderangebote für ihre Kunden. Diese werden aber ohne Konzept gestartet, "ein wirtschaftlicher Nutzen war mangels Planungsrechnungen und aussagekräftiger Evaluierungen nicht nachweisbar", heißt es in einem unlängst veröffentlichten Bericht des Rechnungshofes (RH).

Ein "nennenswerter Effekt" auf Image oder Kundenzufriedenheit des ÖBB-Personenverkehrs "war nicht gegeben".

Mehr als 240 Sonderangebote
Alleine 2008 gab es nach Zählung des Rechnungshofes 241 verschiedene Sonderangebote. In den ÖBB gab es keine Übersicht über die Sonderpreisprodukte, halten die Prüfer fest. In ihrer Stellungnahme zum RH-Bericht gehen die ÖBB hingegen von 54 Sonderangeboten aus.

Damit wurden 21 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet, also sieben bis acht Prozent des gesamten Erlöses aus Ticketverkäufen. Aber zwei Drittel des Umsatzes aus Aktionen entfielen auf nur drei Angebote (SparSchiene, EURegio und Jugendaktion).

Keine Info über Bestpreis
Für Kunden wie auch für ÖBB-Mitarbeiter sei es "schwierig wenn nicht unmöglich" gewesen, einen Überblick über die Angebote zu bekommen. Und "die ÖBB verfügten in ihrem Vertriebssystem über keine Bestpreisfunktion", hält der RH-Bericht fest. Das erschwere dem Kunden, das für ihn günstigste Ticket zu erhalten.

Dabei lagen manche Sonderpreise (EURegio, SparSchiene) bei 30 Prozent des Normalpreises und damit deutlich unter dem Preis für Vorteilstickets. Eine Erhebung aus 2006 habe gezeigt, dass zehn Prozent der Fahrkartengattungen 95 Prozent des Umsatzes ausmachten.

Überfüllte Züge
Insbesondere die unter anderen mit Ruth Drexel prominent beworbenen Seniorenaktionen führten teilweise zu überfüllten Zügen und damit zu Unzufriedenheit bei anderen Kunden, die den Normalpreis zahlten.

Das Angebot für EURegio führte dazu, dass Tickets von Wien bis zur österreichischen Grenze (Retz oder Marchegg) um 30 bis 60 Prozent teurer waren als über die Grenze hinaus nach Znaim oder Bratislava.

Die ÖBB wussten in der Regel nicht einmal, was sie eine Sonderaktion kostet, weil sie nur externe Werbekosten und Zugsverstärkungen berücksichtigten, nicht aber Personalkosten. "Eine auch nur überschlagsmäßige Kostenabschätzung lag für die Sonderpreisprodukte nicht vor", so der RH.

917.000-Euro-Kampagne ohne Genehmigung
Auch die Werbung wurde offenbar nur teilweise kontrolliert. Eine Werbekampagne über 917.000 Euro für die Seniorenaktion im Frühjahr 2008 wurde vom zuständigen Vorstand nie genehmigt, der Auftrag "unter Missachtung der Bestellungsvorschriften" nicht schriftlich erteilt.

Die ÖBB hatten im Vorfeld auch "nicht erhoben, ob das Marktpotenzial eine derart aufwendige Kampagne rechtfertigte". Obwohl die Nutzwertanalyse früherer Seniorenaktionen sehr schlechte Ergebnisse zeigte und die Zahl der im Rahmen dieser mehrfach wiederholten Aktion verkauften Vorteilskarten rückläufig war, wurde das Programm im Herbst 2008 erneut angeboten.

Keine Strategie bei Partnerauswahl
Vertragspartner für Kombiangebote und Eventtickets wurden "überwiegend" nicht aktiv ausgesucht. Kleine und "weniger attraktive" Partner hätten die ÖBB nicht abgewiesen, "weil sie den Aufwand, ein zusätzliches Ticket anzubieten, als geringer einschätzen, als einen kooperationswilligen Partner zurückzuweisen".

Während die ÖBB für die Aktionen warben und Links zu den Partner-Homepages setzten, waren diese zu keinen entsprechenden Maßnahmen verpflichtet. "Eine Gesamtstrategie zur Auswahl von Partnern für Kombitickets existierte nicht", so der RH.

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