Piloten fordern sichere Arbeitsplätze

Elf von 24 Verbindungen von Wien nach Deutschland betroffen.
Bis zum Schluss hat man bei der Lufthansa auf eine Einigung gehofft. Nach einem letzten gescheiterten Vermittlungsversuch des deutschen Verkehrsministers Peter Ramsauers (CSU) machte die Vereinigung Cockpit (VC) jedoch am Montag ihre Drohung wahr: Mehr als 4.000 Piloten sind dazu aufgerufen, bis Donnerstag zu streiken.

Auf den größten deutschen Flughäfen in Frankfurt, Düsseldorf, München, Berlin und Hamburg fielen schon Montagfrüh zahlreiche Flüge aus.

Die Lufthansa gab unterdessen in der Früh bekannt, dass der Notfallplan nicht ganz eingehalten werden könne. "Ein paar" Verbindungen aus dem Notflugplan hätten leider gestrichen werden müssen, so eine Konzernsprecherin. Es sei denkbar, dass der Notflugplan auch im Laufe des Tages nicht vollständig eingehalten werden könne. Insgesamt rechnet man bei der Lufthansa mit dem Ausfall von etwa 800 Flügen.

Österreich-Verbindungen eingeschränkt
Auch Österreich ist von den Ausfällen betroffen: Laut Lufthansa werden am Montag elf von 24 Lufthansa-Flügen ab Wien nicht stattfinden. AUA und Niki fliegen während des Streiks im Österreich-Deutschland-Verkehr mit größeren Flugzeugen.

Streik für Arbeitsplatzsicherheit
Zentrale Forderung der Piloten ist die Sicherung ihrer Arbeitsplätze. Sie wollen verhindern, dass Flüge aus dem Mutterkonzern zu ausländischen, billigeren Töchtern verlagert werden. Sollten die Verhandlungen bis Donnerstag nicht wieder aufgenommen werden, wird der Arbeitskampf zum größten Streik in der deutschen Luftfahrtgeschichte.

Lufthansa: Forderungen unerfüllbar
Konzern und Piloten werfen einander vor, weitere Gespräche zu verhindern, weil sie mit unannehmbaren Vorbedingungen in die Verhandlungen gegangen seien. Die Forderungen der Piloten seien unerfüllbar und rechtswidrig, kritisierte das Unternehmen.

Am Sonntag war ein Vermittlungsversuch Ramsauers gescheitert. Er rechne allerdings damit, dass die Verhandlungen am Montag oder Dienstag wieder aufgenommen werden.

Fronten verhärtet
Nach Beginn des Pilotenstreiks schlug die Lufthansa-Führung Montagfrüh scharfe Töne gegenüber der Gewerkschaft an: Ein Unternehmenssprecher gab der Vereinigung Cockpit die alleinige Schuld für alle Folgen der Arbeitsniederlegung. "Die Verantwortung für sämtliche Auswirkungen - auf die Kunden, die Zukunft des Unternehmens und auf den Wirtschaftsstandort Deutschland - trägt einzig und allein die Gewerkschaft", sagte der Sprecher im Deutschlandfunk.

VC habe im entscheidenden Verhandlungspunkt keine Kompromissbereitschaft erkennen lassen. Es gebe keinerlei Anzeichen dafür, dass die Gewerkschaft von ihrer Forderung abrücke, den Lufthansa-Tarifvertrag auch auf Piloten ausländischer Konzerntöchter auszuweiten. Das Management sieht darin einen juristisch unzulässigen Eingriff in seine Entscheidungsbefugnisse. "Das ist nicht verhandelbar", so der Sprecher.

"Streik verantwortungslos"
Deutsche Wirtschaftsverbände kritisierten den Pilotenstreik, von dem auch der Frachtverkehr betroffen ist. "Vor dem Hintergrund, dass wir gerade aus der schwersten Wirtschaftskrise der Bundesrepublik kommen, ist der Streik verantwortungslos", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, der "Berliner Zeitung" (Montag-Ausgabe).

Wettbewerbsnachteil befürchtet
Wansleben fürchtet bei einem längeren Streik einen Wettbewerbsnachteil deutscher Firmen im Ausland. Auch werde das Image der als zuverlässig geltenden deutschen Logistikbranche beschädigt, so Wansleben. Er forderte Cockpit zum Einlenken auf.

800 Flüge fallen aus
An normalen Tagen befördern die Lufthansa und ihre Regionalpartner im Schnitt rund 150.000 Passagiere. Für die Zeit des Streiks hat die Fluggesellschaft einen Sonderflugplan aufgestellt. Etwa 800 Flüge werden nach Einschätzung der Lufthansa am Montag ausfallen. Das wären etwa zwei Drittel der Flüge, die von der Gewerkschaft bestreikt werden können.

Piloten aus Management springen ein
Das restliche Drittel der Flüge soll abheben. Dafür sollen unter anderen Piloten aus dem Management des Unternehmens einspringen. Beim Billigflieger Germanwings sollen rund zwei Drittel der Flüge trotz Streiks stattfinden. Maschinen und Besatzungen wurden von anderen Gesellschaften angemietet.

Die Lufthansa-Piloten wollen Flüge aus dem Ausland noch absolvieren, ihre Maschinen dann aber parken. Durch den Ausfall von Flügen innerhalb Deutschlands rechnet die Deutsche Bahn mit deutlich mehr Passagieren und stellt deshalb zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung.

Einige ausländische Airlines kündigten an, größere Flugzeuge einsetzen zu wollen, um gestrandete Passagiere aufzunehmen. Dazu gehören auch Lufthansa-Töchter wie Swiss. Die Lufthansa-Regionalpartner wie Cityline und Eurowings, die auf weniger stark nachgefragten Routen unterwegs sind, werden nicht bestreikt.

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