Warum finden manche Menschen diesen Witz lustig, andere aber nicht? Neurowissenschaftler versuchen derzeit, die Funktionsweise des Humors zu ergründen - und sind dabei auf eine Typologie der Spaßversteher gestoßen.
Wobei der Hintergrund der Forschungen ernst ist, wie das Fachmagazin "New Scientist" in einem ausführlichen Feature erklärt. Sinn der Untersuchungen ist es, mehr über die komplexen Prozesse beim Entziffern eines Witzes im Gehirn zu erfahren. Dadurch könnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die zu einem besseren Verständnis von Erkrankungen wie dem Asperger-Syndrom (Autismus) führen.
Der Witzescanner
Verschiedene Teams von Wissenschaftlern beackern derzeit das Feld. Joseph Moran vom Dartmouth College in Hanover (US-Bundesstaat New Hampshire) etwa untersuchte mittels Magnetresonanztomographie die Hirnaktivität von Freiwilligen, die populäre Sitcoms im Fernsehen anschauen.
Er und andere konnten die "Humorzentren" im Gehirn festmachen. Zunächst wirken Späße dort, wo auch das Verstehen von Sprache und die Möglichkeit, unsere Aufmerksamkeit zu verlagern, verhandelt werden. Das erklärt, wieso ein Großteil der Witze wirkt: Inkongruenzen, also sprachliche Missverhältnisse, werden in Bahnen gelenkt.
Wie Sex und Drogen
Im ersten Moment lösen wir den Witz mit der naheliegenden falschen Erklärung auf. Dann driftet die Aufmerksamkeit hin zur doppelbödigen zweiten Botschaft. Mit einer Aussage wird also zweimal für Aufmerksamkeit gesorgt.
Das "Auflösen" eines Scherzes aktiviert zudem jene Zonen des Gehirns, die auch durch Drogen, Sex und Musik stimuliert werden. Insgesamt lässt sich jedoch sagen, dass Humor weitaus komplexer verarbeitet wird als Sinneseindrücke, die geradlinig mit Primärtrieben zu tun haben - wie eben Sex, aber auch Hunger.
Extrovertiert oder neurotisch?
Dennoch lassen sich relativ eindeutige Aussagen treffen, wie Witze auf unterschiedliche Persönlichkeitstypen und Gruppen von Menschen wirken. So können jene, die extrovertiert, aber in sich gefestigt sind, Humor besonders intensiv genießen.
Neurotiker hingegen haben es schwerer, an Scherzen gefallen zu finden, als der Durchschnittstyp.
Frauen haben mehr davon
Frauen wiederum brauchen viel länger als Männer, um zu entscheiden, ob sie einen Witz lustig finden. Weniger Spaß daran haben sie deshalb nicht. Im Gegenteil: Bei ihnen wird das limbische System sogar stärker stimuliert.
Witze für Unkonventionelle
Neben Witzen, die auf das Auflösen einer Inkongruenz abzielen, gibt es auch Nonsenswitze wie etwa: Sitzen zwei Hochhäuser im Keller und stricken Benzin. Sagt das eine: "Morgen ist Ostern." Darauf das andere: "Egal, ich gehe sowieso nicht hin."
Entgegen der landläufigen Annahme wird bei der Verarbeitung solcher Witze weniger komplexe Hirnaktivität gemessen als bei anderen. Menschen, die besonders auf diese Scherze reagieren, werden der Gruppe der "Erfahrungssuchenden" zugerechnet, die gerne neue Eindrücke sammeln und eher einen unkonventionellen Lebensstil pflegen.
Worüber Einfühlsame lachen
Eine eigene Kategorie bilden Witze, die auf Missverständnissen zweier Akteure beruhen. Um sie zu verstehen, muss man sich ein Bild der Charaktere machen können, die in der Geschichte aufeinandertreffen.
Auch hier lässt sich ein Unterschied der Persönlichkeitstypen erkennen. Wer empathischer ist, also die Gefühle seines Gegenübers erkennt und adäquat auf sie reagieren kann, findet diese Scherze lustiger als jemand, der eher logisch denkt und sich weniger in andere hineinversetzen kann.
Wer gar nicht lacht
Wer einmal einen Witz gar nicht versteht, braucht jedenfalls auch nicht zu verzagen. In diesem Fall nämlich ist die Hirnaktivität am allerhöchsten.
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