Salinger hatte mit "The Catcher in the Rye" einer ganzen Jugendgeneration ihr Buch gegeben, sich aber stets völlig zurückgezogen. Der Welterfolg blieb sein einziger Roman, seine letzte Erzählung veröffentlichte er 1965.
Ganze Generation von Autoren beeinflusst
Salinger war nach Angaben seiner Sprecherin auch die letzten Lebensjahre bei guter Gesundheit. "Obwohl er sich im Mai die Hüfte gebrochen hatte, war seine Gesundheit exzellent." Um Neujahr habe sich sein Zustand aber verschlechtert. Er sei aber friedlich und ohne Schmerzen gestorben.
"Nach seinem lebenslangen Bemühen um Abgeschiedenheit wird es keinen Gottesdienst zur Beisetzung geben. Die Familie bittet, aus Respekt gegenüber dem Leben und Werk von Herrn Salinger diesem Wunsch zu folgen", sagte die Sprecherin. "Er wird von den wenigen, die ihm nahe waren, ebenso vermisst wie von den zahllosen Lesern."
Amerikanische Schriftsteller würdigten Salinger als einen der größten Nachkriegsliteraten der USA. Sein Schreibstil habe eine ganze Autorengeneration beeinflusst. Der Schriftsteller Rick Moody ("Der Eissturm", "Garden State") sagte, es sei als moderner Autor unmöglich, nicht von Holden Caulfield beeinflusst zu sein.
Frühes Dokument beginnender Jugendrebellion
Salinger schrieb nur einen einzigen Roman, der aber wurde zum Welterfolg und beeinflusste eine ganze Generation. "Der Fänger im Roggen" handelt vom 16-jährigen Holden Caulfield, der aus dem Internat fliegt und sich in Salingers Heimatstadt New York durchschlägt und gegen das Spießige, das Normale, das Heuchlerische und die Erwachsenenwelt rebelliert.
Das 1951 erschienene Buch ist ein frühes Dokument der beginnenden Jugendrebellion. Zudem war der Schreibstil auffällig und nicht zuletzt die Sprache, die sich zahlreicher Schimpfwörter bediente. Obwohl verpönt und zum Teil sogar verboten, wurde das Buch in den ersten drei Jahren weltweit zehn Millionen Mal verkauft.
"The Catcher in the Rye" artikulierte Rebellion, Jahre vor James Dean und über ein Jahrzehnt vor den Rolling Stones und den Vietnam-Demonstrationen. Selbst mit Goethes "Werther" wurde das Buch verglichen. Entsprechend erscheint es in Ulrich Plenzdorfs "Die neuen Leiden des jungen W.".
Das Buch lockte aber auch andere an: Der Doppelmörder Charles Manson hatte ebenso eines wie der Reagan-Attentäter John Hinckley und der Terrorist Theodore Kaczynski. Und als Mark David Chapman im Dezember 1980 John Lennon erschoss, trug er seinen "Catcher" sogar bei sich.
In Wien Deutsch und Fleischhauerei gelernt
Geboren wurde Jerome David Salinger am ersten Tag des Jahres 1919 als Sohn eines New Yorker Juden und einer schottisch-irischen Katholikin, die aus Liebe konvertierte. Der Vater schickte den jungen Mann einige Monate zur Verwandtschaft nach Europa, wo er in Wien nicht nur Deutsch, sondern auch das Fleischerhandwerk lernte.
Doch die Passion Salingers waren die Worte. Schon als Kadett in einer Militäranstalt veröffentlichte er erste Texte in der Schülerzeitschrift, als Student waren es Kurzgeschichten.
Auch als Soldat in Frankreich schrieb Salinger weiter. Ein Kriegsberichterstatter bescheinigte ihm in Paris ein "verdammtes Talent". Der Mann musste es wissen - es war Ernest Hemingway.
Bis heute erfolgreich verkauft
Nach dem Krieg arbeitete Salinger zunächst für amerikanische Behörden in Deutschland. Doch vor allem schrieb er. 1951 - in Europa hatte man wieder genug zu essen, in Amerika wurden Auto und Fernseher zum Statussymbol des Mittelstands - veröffentlichte Salinger dann "Der Fänger im Roggen".
Letzte Kurzgeschichte vor 45 Jahren
Salinger äußerte sich zu solchen Dingen kaum. Seit 57 Jahren lebte er abgeschirmt hinter hohen Zäunen in Cornish im stillen New Hampshire, sein letztes Interview lag 30 Jahre zurück.
Anfangs veröffentlichte er noch Kurzgeschichten, die letzte aber schon vor 45 Jahren. Vor einem halben Jahr trat Salinger noch einmal vor die Öffentlichkeit und klagte gegen einen Autor, der mit "60 Years Later: Coming Through the Rye" eine Fortsetzung des "Fängers im Roggen" verkaufen wollte.
Link:
- J. D. Salinger (Wikipedia)