Toyota steckt in veritabler Krise

Experten: Jeden Tag Millionenverluste.
Die Pannenserie bei Toyota nimmt immer größere Ausmaße an. Wegen möglicherweise blockierender Gaspedale und sich verkeilender Fußmatten plant der weltgrößte Autohersteller nun auch eine Rückrufaktion in Europa und China.

Japanischen Medienberichten zufolge sollen von dem Rückruf in Europa zwei Millionen Autos betroffen sein. Wie viele Besitzer in Österreich betroffen sein könnten, war nicht zu erfahren. In China müssen nach Behördenangaben 75.000 Toyota-Geländewagen in die Werkstatt.

Umsatzrückgang und Entlassungen
In Europa ist Toyota auf fast allen Märkten vertreten und hat dort 2009 insgesamt gut 882.000 Fahrzeuge verkauft. In den USA waren es 1,8 Millionen. Weltweit verkaufte Toyota 7,81 Millionen Fahrzeuge - 13 Prozent weniger als im Vorjahr.

Wegen des Umsatzrückgangs im vergangenen Jahr werde Toyota in seinem größten britischen Werk im zentralenglischen Burnaston 750 Stellen streichen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Immenser Imageschaden
Toyota hatte den US-Konkurrenten General Motors (GM) 2008 als größter Autohersteller der Welt abgelöst. Dabei hatte sich das japanische Unternehmen stets seiner hohen Sicherheitsstandards gerühmt.

Das Image von Toyota als Qualitätshersteller, das der Kern seiner Stärke gewesen sei, habe durch die Rückrufaktionen nun jedoch stark gelitten, sagte der japanische Branchenexperte Shigeru Matsumura vom SMBC Friend Research Center.

Aktie verliert täglich
Experten rechen für jeden Tag mit Millionenverlusten. An der Börse von Tokio verlor die Toyota-Aktie nach mehr als vier Prozent am Vortag am Donnerstag erneut fast vier Prozent.

Toyota-Sprecherin Susanne Knechtges sagte, Toyota baue Gaspedale von mehreren Zulieferern ein, aber nur die Pedale des US-Herstellers könnten möglicherweise blockieren.

Obwohl die in Europa verkauften Fahrzeuge fast alle auch in Europa produziert werden - in Frankreich, Großbritannien, Tschechien und Polen -, prüft das Unternehmen sicherheitshalber auch, ob in diesen Wagen die unsicheren Pedale eingebaut worden sein könnten.

USA: Sechs Mio. Autos betroffen
Momentan sind in den USA insgesamt rund sechs Millionen Wagen von den Mängeln betroffen; in einigen Modellen treten die zwei Defekte parallel auf. Auch der US-Rivale General Motors ist in Mitleidenschaft gezogen: Der auf Toyota-Technik basierende Kompaktwagen Pontiac Vibe muss ebenfalls zur Reparatur.

US-Medien berichteten bereits über Unfälle, in mindestens einem Fall auch mit tödlichem Ausgang. Laut "USA Today" haben sich mittlerweile rund 100 Fahrer an die zuständige US-Behörde für Verkehrssicherheit gewandt und über klemmende oder verkeilte Gaspedale berichtet. Toyota selbst spricht von Einzelfällen.

Zulieferer: Produkt nach Vorgabe gefertigt
Der Zulieferer CTS, von dem die klemmenden Gaspedale stammen, wies am Mittwoch jede Schuld von sich. Alle Produkte seien nach den Vorgaben von Toyota gefertigt worden, teilte das Unternehmen aus Elkhart im US-Bundesstaat Indiana mit. Inzwischen hat der Zulieferer die Gaspedale neu gestaltet und getestet und will mit der Auslieferung an Toyota beginnen.

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