"Kritischer Punkt" mit 39

"Tiefpunkt" bei der Gürtellinie mit 16 Jahren.
Das wechselnde Schicksal der Gürtellinie eines Mannes kann oft eine Metapher für sein Leben sein. Zu dieser auf den ersten Blick recht merkwürdigen Aussage kommt Paul Baldwin, Herrenbekleidungschef bei der britischen Kaufhauskette Debenhams.

Das Unternehmen hat 1.000 männliche Kunden befragt, wie sie ihre Hosen tragen, und vor allem, wo der Hosenbund sitzt. Dabei spielen Alter und Körperumfang die wohl gewichtigste Rolle.

Rebellische Jugend zeigt Unterhose
Buben tragen ihre Hosen an der Taille, also an der schmalsten Stelle des Rumpfes zwischen Hüften und Rippen - vor allem deswegen, weil die Kleidung von den Eltern gekauft wird, heißt es im britischen "Guardian".

Mit der Pubertät fällt dann die Gürtellinie bis zu 13 Zentimeter unter die Spitze der Hüftkochen, der Trend, die Unterhosen herausblitzen zu lassen, scheint also ungebrochen.

Besonders tief sitzende Hosen sind zweifellos ein Modephänomen der vergangenen Jahre - bis hin zu den Baggy Pants: Wenn sich der Hosenbund langsam der Kniehöhe annähert, kann es passieren, dass ältere Herrschaften die Träger darauf hinweisen, dass sie gerade ihre Hosen verlieren.

Vorbild US-Gangster
Ihren Ursprung haben sie in der Hip-Hop-Mode der USA. Von der Polizei Verhafteten wurde zumeist der Gürtel abgenommen, um ihn als Waffe aus dem Verkehr zu ziehen und Selbstmorde zu verhindern.

Die heruntergerutschten Hosen wurden bald zum Statussymbol für besonders harte Kerle - und vor allem solche, die es gern sein wollen. Den Tiefpunkt erreicht die Gürtellinie schließlich mit 16. Doch wie so manche pubertäre Irrung geht auch das vorbei.

Beruf und Familie als Faktoren
Mit dem herannahenden Berufsleben steigt zwischen 16 und 20 auch zumeist der Hosenbund wieder. Mit 27 hat der Sitz des Hosenbunds die "natürliche Gürtellinie" an der Taille erreicht und bleibt dort bis etwa 36. Die Studie macht das aber von individuellen Faktoren wie beruflichem Erfolg und damit verbundenen Dresscodes, aber auch der Partnerschaft und dem strengen Auge potenzieller Schwiegereltern abhängig.

Richtungsentscheidung knapp vor dem 40er
Der kritische Punkt ist dann zumeist mit 39 Jahren erreicht, nämlich dann, wenn sich das Alter vor allem mit deutlichem Wachstum rund um die Körpermitte meldet und der vielleicht einmal vorhandene Waschbrettbauch der Vergangenheit angehört.

Ab da geht es mit der Gürtellinie bergauf - oder bei einigen Übergewichtigen bergab. Rund 20 Prozent dieser Gruppe entscheiden sich dafür, Hosenbund und Gürtel unter dem Bauch zu tragen - auch mit dem Risiko, selbige nur noch im Spiegel sehen zu können.

"Höhepunkt" mit 57
Beim Gros der Männer wandert die Gürtellinie aber nach oben: Mit 45 Jahren sitzt die Hose mindestens fünf Zentimeter ober der Hüfte und steigt bis 57 auf zwölf bis 13 Zentimeter. In Einzelfällen sitzt die Hose dann nicht einmal mehr 18 Zentimeter unter den Achseln.

Mit fortgeschrittenem Alter verlieren Männer häufig wieder Gewicht, und damit rutscht die Hose nach unten. Mit 65 sitzt sie durchschnittlich neun bis zehn Zentimeter über der Taille, mit 75 sind es noch weniger.

Vorgaben für Hosenschnitt
Baldwin hält die Ergebnisse der Studie insofern für wichtig, als die Vorlieben, wie Hosen getragen werden, freilich auch beeinflussen, wie sie geschneidert werden müssen.

Die schwierigste Aufgabe im Modehandel bestehe aber weiterhin darin, Männer davon zu überzeugen, dass sich der Hosenbund im Laufe des Alters nach oben verschiebt. Die meisten würden sich nämlich weiterhin dem Glauben hingeben, dass ihnen Hosen nicht mehr passen, weil die Beine gewachsen sind.

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