Für den Neubau soll das ehemalige Frappant-Kaufhaus in der Bergstraße abgerissen werden. Das Gebäude stand über 20 Jahre leer, 2003 mieteten sich Künstler und Kulturschaffende zur Zwischennutzung ein.
Kampf um Unterschriften
Das Bauvorhaben sorgte in Hamburg für erbitterte Diskussionen. Während sich Gewerbetreibende eine Belebung der Gegend erwarten, befürchten Anwohner eine Zunahme des Verkehrs und Mietpreiserhöhungen in der Umgebung.
Es entstanden zwei Bürgerbewegungen, die Initiativen "Pro Ikea Altona" und "Kein Ikea in Altona". Die Anti-Ikea-Fraktion konnte bereits im September 2009 mit 1.800 gesammelten Unterschriften ein dreimonatiges Befassungsverbot beim Bezirk erreichen und so die Planung verzögern.
Demokratie stößt an Grenzen
Die Befürworter erwirkten mit über 5.585 gesammelten Stimmen ein Bürgerbegehren und konnten dadurch eine Volksbefragung in Gang bringen, deren Ergebnis seit 19. Jänner vorliegt: 77 Prozent der stimmberechtigten Altonaer Bürger sprachen sich für Ikea aus.
Ikea-Gegner wollten eine weitere Befragung durchsetzen. Durch die Entscheidung des Stadtsenats am Dienstag, das Genehmigungsverfahren an sich zu ziehen, wird eine weitere Diskussion auf Bezirksebene jedoch hinfällig. Der Senat befürwortet das Ergebnis des Bürgerentscheids und möchte durch das Eingreifen der weiteren Planung Sicherheit geben.
Idee für urbanes Nutzungskonzept
Derzeit befinden sich im Frappant-Gebäude noch auf vier Etagen Ateliers, Studios, Proberäume, Büros und Galerien. Die dort arbeitenden Menschen schlossen sich zum Verein Frappant e. V. zusammen und wünschten sich ein langfristiges Nutzungskonzept.
Sie sahen das Gebäude als städtisches und kulturelles Zentrum, das zu einer Plattform für gesellschaftlichen Austausch
heranwachsen sollte.
"Raum für Menschen statt Möbel"
Der Zwischennutzungsvertrag ist seit November 2009 abgelaufen. Trotzdem war der Verein bis zu letzt noch nicht bereit, das Gebäude aufzugeben.
Schon seit über einem Jahr machte die Gegenbewegung mit Aktionen, Aussendungen und auf Internet-Plattformen auf sich aufmerksam. Mit Sprüchen wie "Das Leben ist kein Möbelhaus", "Kill Billy!" und "Raum für Menschen statt Möbel" hofften sie, eine Mehrheit gegen das Bauvorhaben zu finden.
Verkehrsprobleme zu erwarten?
Die Initiatoren der Pro-Ikea-Kampagne erhoffen sich, die Bergstraße wieder zu einer Einkaufsstraße beleben zu können. Sie argumentieren mit der großen Anzahl an neuen Arbeitsplätzen und sehen Ikea als Frequenzbringer für die umliegenden Einzelhändler.
Die Verkehrsproblematik versuchte man mit dem Argument zu entschärfen, dass durch die gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr sowie verstärkte Lieferangebote seitens des Möbelhauses keine kritische Situation entstehen soll.
Politische Mehrheit für Ikea
Fast alle Parteien in der Bezirksversammlung unterstützen den Ikea-Neubau und begrüßten das positive Votum der Bürger. Nur die Linke sprach sich gegen eine Ansiedlung aus. Das Unternehmen selbst hatte zuvor betont, nur bei einer hinreichend großen Unterstützung der Bevölkerung mit den Planungen fortfahren zu wollen.
Den Künstlern im Frappant-Gebäude wurde mit der Viktoria-Kaserne ein Ausweichquartier angeboten. Auch Vertreter des Möbelhauses sollen sich schon mit den Frappant-Zwischenmietern in Verbindung gesetzt und ihnen Hilfe bei der Einrichtung ihres neuen Domizils zugesagt haben.
Ikea möchte keine Zeit mehr verlieren: Schon im Mai soll mit dem Abriss des Gebäudes begonnen werden, die Eröffnung ist für Herbst 2012 geplant.
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