3-D zu anstrengend?

Laut Vatikan kommt die Naturverehrung in "Avatar" einem Religionsersatz gleich.
Erst unlängst haben Hollywoods Drehbuchautoren den Science-Fiction-Streifen "Avatar" im Wettbewerb um das beste Drehbuch des Jahres nominiert. Ausgerechnet gegen den Inhalt des 3-D-Spektakels von James Cameron mehren sich jetzt allerdings die Proteststimmen.

Naturverehrung als Religionsersatz?
Weil nach Ansicht der katholischen Kirche die Naturverehrung im Film einem Religionsersatz gleichkommt, meldete sich auch der Vatikan, pünktlich vor dem offiziellen italienischen Kinostart des Films am 15. Jänner, zu Wort.

Simple Handlung, tolle Bilder
Die vatikanische Zeitung "L'Osservatore Romano" titelte mit "Nicht viel hinter den Bildern". Der Film biete zwar ehrfurchtgebietende Spezialeffekte und beeindruckende Bilder, der Inhalt sei aber kitschig, albern und substanzlos.

Radio Vatikan bezeichnet den Film als "eher harmlos". "Avatar" sei kein würdiger Nachfolger für die Science-Fiction-Meisterwerke, die mit weitaus mehr als ihren Spezialeffekten Kinogeschichte geschrieben hätten.

Papst für Naturschutz
Erst im Dezember hatte Papst Benedikt XVI. im Vorfeld des Klimagipfels in Kopenhagen alle Menschen zu einem einfachen und verantwortungsvollen Lebensstil aufgerufen. Das gelte vor allem mit Blick auf die Armen und die künftigen Generationen.

Botschaften, die in "Avatar" durchaus transportiert werden. Die Kirche bekrittelt jedoch, dass in dem Film die Natur nicht mehr als Schöpfung eines Gottes, sondern selbst als gottgleich verehrt werde.

Sympathische Raucherin
Ein anderes Problem mit dem Film hat die
amerikanische "Initiative für rauchfreie Filme". Sie protestierte mit ganzseitigen Anzeigen dagegen, dass im Film Sigourney Weaver als Dr. Grace Augustine zur Zigarette greift.

Macht "Avatar" krank?
Neben inhaltlicher Kritik mehren sich jetzt auch die Meldungen über unerwünschte gesundheitliche Nebenwirkungen des Films. Der britische "Telegraph" fragt "Do 3D Films make you sick?" und berichtet über Kinogänger, die über Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen während und nach der Vorführung klagen.

Die Höchstleistung, die dem menschlichen Auge von der 3-D-Technologie abverlangt wird, kann tatsächlich für diese Symptome, die besonders häufig bei Kindern auftreten, verantwortlich sein.

Augen auf bei der Platzwahl
Augenärzte empfehlen daher den Kinogängern, sich einen Platz in der Mitte des Saales zu suchen, um die Anstrengung möglichst gleichmäßig auf beide Augen zu verteilen. Außerdem sei es sinnvoll, während der Vorstellung ausreichend Flüssigkeit zu trinken, um so weniger für Kopfschmerzen anfällig zu sein.

"2012"-Regisseur kriegt Kopfweh
Auch prominente Opfer der 3-D-Symptome meldeten sich bereits zu Wort: Hollywood-Regisseur Roland Emmerich, selbst Spezialist für große Actionspektakel, sagte: "Ich bekomme da nach 20 Minuten Kopfschmerzen." Er kann dem momentanen Trend von Filmen in 3-D-Technik wenig abgewinnen und glaubt, dass erst die nächsten Jahre über den kommerziellen Erfolg dieser Technik entscheiden würden.

Sehnsucht nach Pandora
Weniger direkt ist eine andere Nebenwirkung des Films, die sich bei vielen Kinogängern laut CNN.com nach Genuss des Films einstellt. Für sie war das Erlebnis in 3-D zu real. Vor lauter Sehnsucht nach dem idyllischen blauen Planeten leiden sie nach dem Film unter Depressionen und Selbstmordgedanken.

In Internet-Foren tauschen sich die verzweifelten Fans über Beschwerden aus und helfen einander darüber hinweg. Als Tipps gegen den "Avatar-Blues" werden dort neben "Avatar"-Videospielen und -Soundtracks auch das Pflegen realer Kontakte und "positive und konstruktive Aktivitäten" propagiert.

Kommunisten fordern Verhaftung
Scharfe Reaktionen kommen auch aus Russland. Die Kommunistische Partei wirft Cameron geistigen Diebstahl vor und fordert von den russischen Behörden gar den Erlass eines internationalen Haftbefehls.

Cameron habe für den Blockbuster Handlung und Figuren aus dem Roman "Die Unruhe" des sowjetischen Autors Boris Strugazki verwendet.
Das kritisierten die Kommunisten in St. Petersburg am Dienstag auf ihrer Website. Strugazki selbst hatte dem US-Regisseur bereits vor einigen Tagen vorgeworfen, seine Ideen gestohlen zu haben. Er will aber nicht juristisch gegen Cameron vorgehen.

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