Die rechtsliberale dänische Regierung ließ sich auf die Diskussion ein, auch weil sie die DF als Mehrheitsbeschafferin braucht: Eine Studie wurde in Auftrag gegeben - und bisher unter Verschluss gehalten. Die Autoren konnten in Dänemark keine einzige Burka-Trägerin finden.
"Vermutlich sehr selten"
Der unter Verschluss gehaltene Bericht wurde nun der dänischen Boulevardzeitung "B.T." zugespielt, die ihn am Sonntagabend veröffentlichte. Die danach losgebrochene Diskussion zeigt vor allem, dass sich die Debatte nicht von Fakten "irritieren" lässt.
Ohnehin war die Studie angesichts des heiklen Themas äußerst vorsichtig formuliert. Weil sich kein Beleg für auch nur eine Burka-Trägerin in Dänemark finden ließ, hieß es in dem Report, Burka-Trägerinnen seien in Dänemark "vermutlich sehr selten".
100 bis 200 tragen Niqab
Die Anzahl von Trägerinnen des Niqab, bei dem Augen und Teile der Stirn frei bleiben, wird in ganz Dänemark - bei einer Bevölkerung von 5,5 Mio. Menschen - auf 100 bis 200 geschätzt. Rund 60 davon sind laut den Schätzungen zum Islam übergetretene Däninnen.
Die erste Reaktion der DF: Sofort wurde der Unterschied zwischen Burka und Niqab ignoriert. Parteichefin Pia Kjaersgaard sprach von "wesentlich mehr" das Straßenbild bestimmenden "Burka- und Niqab-Trägerinnen" - ohne ein Beispiel zu nennen.
DF schäumt
Aus der Sicht der DF kommen die Angaben genau von jenen, denen man "das Handwerk legen" wolle - weil für die Studie neben Statistikern, Soziologen, Journalisten und Politologen auch islamische Institutionen um ihre Einschätzung befragt wurden.
Unterstützt von der sympathisierenden "B.T." wurden die Angaben der 54-seitigen Untersuchung außerdem als "Herumraterei" kritisiert und der Regierung von Lars Lokke Rasmussen "Dilettantismus" vorgeworfen und mit Konsequenzen für die Zusammenarbeit gedroht.
Gesetze für nicht existierende Probleme
Schließlich erklärte die DF, es gehe nicht um die Zahl der Burka-Trägerinnen, sondern "ums Prinzip". Dem stimmte auch Rasmussens Partei zu. Lediglich einzelne Stimmen der dänischen Opposition sprachen von einer von vornherein unnötigen Studie und Geldverschwendung.
Dass Dänemark ein Burka-Verbot bekommt, obwohl es sich laut der Studie um ein nicht existentes Problem handelt, ist nicht ausgeschlossen. 2008 etwa war Rasmussen auf das Drängen der DF nach einem Verbot sämtlicher religiöser Symbole durch Richter eingegangen.
Sinnlos, aber "unterhaltsam"
Damals kampagnisierte die DF unter dem Slogan "Gebt uns Dänemark zurück" mit dem Bild einer Burka-Trägerin als Richterin. Der Einwand der Richter, dass es keinen Richter und keine Richterin in Dänemark gebe, die religiöse Symbole im Amt nützten, wurde vom Tisch gewischt.
Die dänische Regierung ließ sich damals wohl auch auf die Debatte ein, weil sie mit der DF um dieselbe Wählergruppe rittert. Der dänische Richtervorsitzende Torben Goldin quittierte das damals mit dem resignierenden Kommentar, solche Dinge geschähen eben, wenn Politik nur noch "nach dem Unterhaltungswert" gemacht werde.
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