Mit diesen vier knappen Sätzen ließen die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) am Freitag eine kleine Bombe platzen: Die jahrelang umstrittenen Spekulationsgeschäfte wurden aufgelöst und kosten dem Unternehmen - und damit auch den Steuerzahlern - rund 300 Millionen Euro.
Das Geschäft, dass die ÖBB 2005 mit der Deutschen Bank eingingen, hätte eigentlich "Risiken absichern und den Ertrag für die ÖBB verbessern" sollen, wie der damalige Finanzchef Erich Söllinger beim Abschluss noch erklärte - doch es erwies sich von Anfang an für die ÖBB als ein Klotz am Bein.
Umstrittene Transaktionen
Entstanden sind die Finanzgeschäfte im Zusammenhang mit äußerst umstrittenen Cross-Border-Leasing-Transaktionen, bei denen die ÖBB Anlagen nach Übersee vergeben und wieder zurückmieten.
Dabei übernahmen die ÖBB für die Deutsche Bank unter anderem die Ausfallshaftung von 612,9 Millionen Euro. Im Gegenzug sollte die Deutsche Bank bis 2015 den ÖBB jährlich drei Millionen Euro Prämie zahlen.
Deal kostete Huber und Söllinger den Job
Eingefädelt wurde der Deal in der Ära von ÖBB-Chef Martin Huber und seinem Finanzvorstand Söllinger. Beide hatten die heftig kritisierten Geschäfte nach Meinung von Beobachtern letztlich den Job gekostet - oder zumindest ihren Abgang beschleunigt.
Huber und Söllinger hatten im Frühling 2008 ihren Rücktritt erklärt. Dass Huber und Söllinger beide dem ÖVP-Lager zuzurechnen sind, verstärkte bei der traditionell "roten" Bahn und ihren Belegschaftsvertretern noch den Unmut.
Im Zusammenhang mit den Spekulationsgeschäften sprach ÖBB-Konzernbetriebsratsvorsitzender Wilhelm Haberzettl sogar von einer "widerlichen Zockermentalität".
"Abgerechnet wird erst am Ende"
Noch 2007 versuchte Söllinger, den Deal zu verteidigen. "Abgerechnet wird erst am Ende", ließ er damals via Aussendung wissen. "Das Geld ist nicht verloren, denn bis zum Auslaufen der Verträge 2013 bzw. 2015 gibt es bisher rein buchhalterische Anpassungen in Form von Rückstellungen."
Geschäft wurde Totalverlust
Das Ende für das Finanztermingeschäfte kam aber nicht 2015, sondern wesentlich früher: Aufgrund der Finanzmarktkrise brach der Wert des Portfolios dramatisch ein, ein Totalverlust wurde von den Wirtschaftsprüfern nicht mehr ausgeschlossen. Der gesamte Betrag von 578,2 Millionen Euro musste von den ÖBB 2008 in der Bilanz rückgestellt werden.
Somit machten die Rückstellungen mehr als die Hälfte des damaligen Jahresverlustes von 969 Millionen Euro aus. Wie die ÖBB am Samstag mitteilten, könne ein Teil dieser Rückstellung (280 Mio. Euro) nach Beendigung des Geschäfts nun aufgelöst werden, was die Bilanz des abgelaufenen Jahres 2009 entsprechend verbessere.
Prozesskosten in Millionenhöhe
Der Rest der Rückstellung diene zur Abdeckung jener 295 Mio. Euro, die die ÖBB der Deutschen Bank zur Auflösung des Geschäfts zahlen müssen. Nicht berücksichtigt sind dabei die Kosten für den Rechtsstreit mit der Deutschen Bank, die sich ebenfalls in Millionenhöhe bewegen dürften.
Zuletzt war die Bahn im Sommer des Vorjahres beim Oberlandesgericht Wien mit einer Klage gegen die Deutschen abgeblitzt. Im September 2009 schätzte das "WirtschaftsBlatt" die bisher angefallenen Prozesskosten auf acht Millionen Euro.
Keine Erfolgsprämie für Huber
Mit der Beendigung des Spekulationsgeschäfts ist auch ein möglicher Anspruch auf eine Erfolgsprämie für den ehemaligen ÖBB-Chef Huber, in dessen Ära der Deal eingegangen worden war, endgültig hinfällig geworden, erklärte ÖBB-Sprecher Alfred Ruhaltinger am Samstag: "Aus diesem Geschäft wird er nichts erhalten."
Laut ursprünglicher Vereinbarung hätte Huber gemäß Medienberichten ein "Erfolgshonorar" von 357.212,20 Euro erhalten sollen, wenn sich der Deal für die ÖBB ausgezahlt hätte.
Links: