Der Kopf als Rohstoff

"Wenn Sie bei jeder Entwicklung anfangen zu rechnen, was Sie damit verdienen, dann können Sie gleich aufhören."
Seine Ideen sind so sehr Teil des Alltags geworden, dass er selbst schon lange dahinter "verschwunden" ist: Am Donnerstag feiert Artur Fischer, Erfinder des Kunststoffdübels, des Fotoblitzes und unzähliger anderer Dinge, seinen 90. Geburtstag.

Schon vor 30 Jahren übergab Fischer die Geschäfte an seinen Sohn Klaus. Bis heute kommt er aber in sein Büro und tüftelt neue Ideen aus. Am Anfang stehen dabei meist ein Alltagsproblem und die morgendliche Dusche, wo er laut eigener Aussage die besten Ideen hat.

Erfindungen für Menschen
Fischer, Sohn eines Dorfschneiders, schaffte 1958 mit dem Dübel aus Polyamid den Durchbruch als Unternehmer. Zuvor hatte er schon 1949 ein Blitzlichtgerät für Fotoapparate mit synchroner Auslösung entwickelt - weil er ein gut belichtetes Foto seiner Tochter haben wollte.

Insgesamt hat Fischer in den vergangenen 60 Jahren mehr als 1.100 Erfindungen angemeldet, immer getreu seinem Motto "Jede Erfindung muss den Menschen dienen". Inklusive der internationalen Anmeldungen gehen seine Patente in die Tausende.

Ausgeprägter Spieltrieb
Für Fischer gibt es keinen Lebensbereich, der ihn nicht inspirieren würde: Eigene Kleiderhaken für Dessous finden sich auf der Liste seiner Erfindungen ebenso wie elektrische Schalter für Webstühle, um die Arbeit in Textilbetrieben zu erleichtern.

Eine spezielle Leidenschaft hat der gelernte Schlosser jedoch für Kinderspielzeug: Die Fischer-Baukästen tragen seinen Namen ohnehin seit Jahrzehnten; erst vor ein paar Jahren dachte er sich Bausteine aus Maisstärke aus, die nur mit Wasser zusammengeklebt werden.

Kinder als Vorbilder
"Am größten ist die Kreativität bei Kindern. Denen muss man eine Chance geben, sie auszuleben", meinte Fischer vor einigen Jahren in einem Interview. Das solle sich gerade Mitteleuropa zu Herzen nehme, wo es kaum Rohstoffe gebe außer "Köpfen".

Der Kreativität freien Lauf zu lassen war auch das Erfolgsrezept von Fischers Firma. "Wenn Sie bei jeder Entwicklung anfangen zu rechnen, was Sie damit verdienen, dann können Sie gleich aufhören", lautet eine weitere Maxime Fischers. Die Zahlen stimmen trotzdem.

"Altmodische" Win-Win-Situation
Im Jahr 2008 legten die Fischerwerke eine Rekordbilanz vor, auch in Zeiten der Wirtschaftskrise sollen sich heuer schwarze Zahlen ausgehen. All das erwirtschaftet das Unternehmen mit der "altmodischen" Gesinnung eines Familienbetriebs.

Das Sicherheitsgefühl der Mitarbeiter macht sich wiederum für die Fischers bezahlt. Statistisch gesehen meldet jeder Mitarbeiter des Unternehmens im Schnitt 25-mal so viele Patente an wie die Mitarbeiter vergleichbarer Betriebe in Deutschland.

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