"Bis auf Weiteres" verschärfte Maßnahmen

Innenministerium ordnet schärfere Kontrollen bei Flügen in die USA an.
Nach dem vereitelten Anschlag auf Flug 253 der US-Linie Northwest Airlines (NWA) von Amsterdam nach Detroit laufen derzeit die Ermittlungen auf Hochtouren. Trotz vieler offener Fragen hat der Vorfall bereits eine Verschärfung der Sicherheitskontrollen auf zahlreichen Flughäfen - darunter auch Wien-Schwechat - zur Folge.

Grund dafür ist die nach wie vor offene Frage, wie der mutmaßliche Attentäter einen Sprengsatz durch die bestehenden Sicherheitskontrollen bringen konnte.

Laut ersten Erkenntnissen der niederländischen Anti-Terror-Behörde (NCBT) seien diese "den Vorschriften entsprechend durchgeführt" worden. Allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass "potenziell gefährlich Gegenstände, die mit den heutigen Sicherheitstechnologien schwer zu finden sind", mit an Bord gebracht worden seien.

"Unverzügliche" Maßnahmen
Unmittelbar nach dem Zwischenfall in Detroit ordnete US-Präsident Barack Obama erhöhte Sicherheitsmaßnahmen für Flugreisen an.

Das Heimatschutzministerium informierte Passagiere darüber, sich auf zusätzliche Kontrollmaßnahmen auf In-und Auslandsflügen einzustellen, nachdem die Regierung in Washington am Samstag die Sicherheitsbestimmungen offiziell verschärft hat.

Die Maßnahmen gelten "unverzüglich" sowohl für Inlands- als auch für internationale Flüge, "um die Sicherheit der Reisenden weiterhin sicherzustellen". Die neu erlassenen Maßnahmen seien "unvorhersehbar", "so dass die Passagiere nicht das gleiche überall erwarten dürfen". Heimatschutzministerin Janet Napolitano rief die Fluggäste auf, mehr Zeit für das Check-In an den Flughäfen einzuplanen.

"Ernsthafte mögliche Bedrohung" Großbritanniens Premier Gordon Brown sprach in einer ersten Reaktion von einer "ernsthaften möglichen Bedrohung", auf die, falls notwendig, mit weiteren Maßnahmen reagiert werden müsse.

Auch Wiener Flughafen betroffen
Bereits verschärft wurden die Kontrollen bei Flügen in die USA auch auf dem Flughafen Wien-Schwechat.

Passagiere und deren Gepäck werden "zu 100 Prozent kontrolliert" - notfalls bis auf die Unterhosen -, sagte Innenministeriumssprecher Rudolf Gollia der Tageszeitung "Kurier" (Sonntagsausgabe). Es gebe somit für alle Reisenden zusätzliche Kontrollen, auch wenn der Metalldetektor nicht anschlage, fügte Gollia gegenüber der "Kronen Zeitung" hinzu.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) habe auf Basis von US-Behördeninformationen eine entsprechende Gefährdungsanalyse erstellt, so Gollia. Weil der intensive Weihnachtsflugverkehr vorbei sei, sei nicht mit Verzögerungen zu rechnen. Der Flughafen Wien habe mit dem Hochfahren der Sicherheitskriterien "kein Problem". Die Verschärfung der Personenkontrollen gelte "bis auf Weiteres".

Aufstehverbot vor Landung
Zuvor wurden bereits in anderen Ländern wie Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und den Niederlanden nach der formalen US-Aufforderung die Sicherheitsvorkehrungen auf einigen Flughäfen verschärft bzw. diese Maßnahme angekündigt.

Auch mehrere Fluggesellschaften kündigten eine Verschärfung der Sicherheitsvorschriften an. Unter anderem soll es Fluggästen eine Stunde vor der Landung etwa nicht mehr gestattet sein, ihren Sitzplatz zu verlassen. Laut Air Canada, seien die neuen Regeln von der US-Verkehrssicherheitsbehörde (TSA) erlassen worden und bezögen sich auf den Luftraum über den Vereinigten Staaten.

Demnach sollen Fluggäste eine Stunde vor der Landung auch keinen Zugang mehr zu ihrem Handgepäck in den Gepäckfächern haben. Ferner dürften sie keine Gegenstände mehr auf ihrem Schoß aufbewahren. Die Flugbegleiter auf US-Routen würden die Passagiere jetzt umgehend über die neuen Vorschriften informieren, heiß es in der Erklärung von Air Canada weiter.

Einführung von Nacktscannern gefordert
Als Konsequenz aus der Art der Anschlagsplanung regte der frühere Leiter der Sicherheitsabteilung von Northwest Airlines, Douglas R. Laird, zudem an, die Metalldetektoren an Flughäfen durch sogenannte Nacktscanner zu ersetzen.

Ansonsten könne die Gefahr, dass Sprengstoff mit an Bord geschmuggelt werde, nicht gebannt werden. Mit dem Nacktscanner könnten Passagiere bis auf die Haut durchleuchtet werden.

Von Passagieren überwältigt
Nach Angaben von Augenzeugen und Behördenvertretern hatte ein 23-jähriger Nigerianer am Freitagabend an Bord der NWA-Passagiermaschine versucht, einen Sprengsatz zu zünden. Der Mann konnte von anderen Passagieren überwältigt werden. Der Zwischenfall ereignete sich kurz vor der Landung des Flugzeugs in Detroit.

Wie NCBT mitteilte sei der mutmaßliche Attentäter von Lagos nach Amsterdam geflogen und habe dort einen Anschlussflug nach Detroit genommen.

Nach ersten Ermittlungen habe die NWA vor dem Abflug in Amsterdam-Schiphol vorschriftsmäßig eine Liste mit den Angaben der Passagieren an die US-Behörden weitergeleitet und daraufhin von diesen die Erlaubnis zum Start erhalten.

Kontrolle laut Sicherheitsstandards
Am Flughafen Amsteram-Schipol habe der 23-Jährige, der laut NCTB über ein gültiges Visum über die USA verfügte, neuerlich eine Sicherheitskontrolle passieren müssen.

Auch die Flughafenbehörde in Nigeria erklärte, alle Reisenden und ihr Gepäck seien vor dem Start überprüft worden. Das Vorgehen entspreche den Sicherheitsstandards. Dies habe die TSA erst im November bestätigt.

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