In Brüssel zog das Railteam, zu dem auch die ÖBB gehören, nach zweieinhalb Jahren Tätigkeit zuletzt eine erste Zwischenbilanz. Die Hochgeschwindigkeitsallianz befördert derzeit jährlich 45 Millionen Passagiere.
Die Zahl der Fahrgäste soll in Zukunft noch steigen: Ziel sei es, bis 2020 einen Zuwachs von 50 Prozent auf 68 Millionen Fahrgäste zu erreichen, erklärte der Leiter Fernverkehr der ÖBB-Personenverkehrs AG, Erich Forster, in Brüssel. Den Fluglinien sollen damit Gäste abtrünnig gemacht werden.
Bahn setzt auf Krise und Klimawandel
"Je stärker die Wirtschaftskrise zu spüren ist, desto mehr werden Unternehmen bei Geschäftsreisen auf den Zug setzen, anstatt zu fliegen", sagte die Leiterin der Französischen Bahngesellschaft (SNCF) für Europa-Reisen, Mireille Faugere. Insgesamt sei im Personenverkehr zumindest kein so starker Rückgang zu erwarten wie beim Frachttransport auf der Schiene.
Ziel der Hochgeschwindigkeitsallianz ist es auch, Synergieeffekte zu erzielen und eine umweltfreundlichere Alternative zu Flugzeugen auf mittleren Strecken anzubieten.
So komme es nach Angaben der Hochgeschwindigkeitsallianz bereits jetzt zu einer Verringerung von CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent gegenüber vergleichbaren Reisen mit dem Flugzeug und dem Auto. Ein weiterer Anstieg der Fahrten im Hochgeschwindigkeitsnetz würde eine Ersparnis von mehr als 170 Millionen Tonnen CO2 jährlich bedeuten.
Neue "High-Speed"-Verbindungen
Bis 2010 soll auch das Netz für Hochgeschwindigkeitsstrecken auf 7.591 Kilometer wachsen, und bis 2020 hofft die Allianz sogar auf fast 16.000 Kilometer. So sollen künftig auch Hochgeschwindigkeitszüge auf der Strecke Brüssel - Straßburg verkehren. Bisher brauchen Reisende dafür fünf Stunden, in drei bis vier Jahren sollen es nur noch 3,5 Stunden sein.
Zum Railteam gehören neben den ÖBB auch die Deutsche Bahn (DB), SNCF (Frankreich), Eurostar (Großbritannien, Frankreich, Belgien), NS Hispee (Niederlande) und die SNCB (Belgien). Das Streckennetz verläuft von Wien im Osten bis Nantes im Westen, von Hamburg im Norden bis Marseille im Süden.
Neben den bekannten Hochgeschwindigkeitszügen TGV, ICE, Eurostar und Thalys ist Ende 2008 auch das neue österreichische Flaggschiff "Railjet" mit der Tauruslokomotive in die Reihe der schnellsten Züge getreten.
Ab Dezember schneller von Wien nach Zürich
Österreich startete sein Hochgeschwindigkeitsnetz 2007 mit der Strecke Wien - Frankfurt (knappe sieben Stunden). Ab Dezember 2008 folgte die Schnellverbindung Wien - München (etwas über vier Stunden), und ab kommendem Monat wird auch Wien - Zürich rascher zu erreichen sein.
Wien - Frankfurt bringe jährlich gut eine Million Passagiere. Wien - München habe bisher mehr als 700.000 gebracht, und Wien - Zürich sollte auf 600.000 jährlich kommen, sagte Forster.
Betrachtet man den gesamten Personenfernverkehr der ÖBB, gibt es derzeit jährlich 33 Millionen Fahrgäste, neun Millionen davon sind grenzüberschreitend unterwegs.
Weitere Partner fraglich
Angesprochen darauf, ob neben den bisher sieben Ländern weitere wie Spanien und Italien folgen könnten, wurde von ÖBB-Vorstandssprecherin Gabriele Lutter verwiesen, dass diese Staaten zuerst die dafür vorgesehenen Qualitätskriterien erfüllen müssten.
Es müsse genug Strecken und Hochgeschwindigkeitszüge geben. Dasselbe treffe auch auf Ungarn zu. Wien würde derzeit als östlichstes Land in der Railteam-Allianz von einer Schnellverbindung nach Osten am stärksten profitieren. Allerdings sei das eine Aufgabe für die fernere Zukunft.
In Österreich selbst dürften ab 2010 mindestens 2,4 Millionen Passagiere mit Hochgeschwindigkeitszügen befördert werden.
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