Der 2001 mit vielen Kompromissen unterzeichnete Vertrag von Nizza wurde nicht nur von Frankreichs ehemaligem Staatspräsidenten Valery Giscard d'Estaing als "fehlerhaft" bezeichnet. Mit diesem Vertrag sollte die EU die Aufnahme weiterer Mitgliedsstaaten verkraften, ohne handlungsunfähig zu werden.
Reform dauerte bis 2009
Europa wurde größer. Es sollte aber bis 2009 dauern, bis die Fehler und Kritik von Nizza ausgebügelt wurden und der Vertrag von Lissabon nach einer weiteren gescheiterten EU-Verfassung in Kraft treten konnte.
Mit dem Ende 2009 ratifizierten Reformvertrag gab sich die EU mit dem Belgier Herman van Rompuy einen eigenen Präsidenten und mit der Britin Catherine Ashton eine eigene EU-"Außenministerin".
Ehrgeiziger "Big Bang"
Der große "Big Bang" - die Aufnahme von zehn neuen Mitgliedern aus Mittel- und Osteuropa und dem Baltikum - fand bereits 2004 statt. Seit Rumänien und Bulgarien 2007 dazukamen, zählt die EU 27 Mitglieder.
Und Europa wird noch größer werden. Mit Kroatien und der Türkei wurden bereits 2005 Beitrittsverhandlungen aufgenommen. Während ein Beitritt Kroatiens am 1. Jänner 2011 immer realistischer wird, gibt es bei der Türkei noch Hindernisse zu überwinden. Einige Verhandlungskapitel sind aufgrund der ungelösten Zypern-Frage noch blockiert. Auch die Zurückhaltung einiger EU-Mitglieder wie Frankreich und Deutschland hemmt den Beitrittsprozess noch.
Von Milosevic bis Mladic
Eine demokratische Entwicklung machte auch Serbien durch. Hatte der serbische Präsident Slobodan Milosevic in den 90er Jahren noch das Sagen, wurde ihm wegen seiner Schlüsselrolle in den Jugoslawien-Kriegen und wegen des Vorwurfs der Verbrechen gegen die Menschlichkeit ab 2002 der Prozess vor dem Den Haager Tribunal gemacht. 2006 starb er in Haft.
Die Aufarbeitung der Jugoslawien-Kriege läuft bis heute. Gerade bei Serbien ist die Zusammenarbeit mit dem Haager Tribunal und der Auslieferung von potenziellen Kriegsverbrechern eine Bedingung für die Annäherung an die EU.
2008 wurde auch der Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, verhaftet und nach Den Haag überstellt. Er wartet dort auf sein Urteil. Der ehemalige General Ratko Mladic ist noch immer flüchtig.
Neue Mitglieder in Startlöchern
Auch für Island, das im Zuge der 2008 begonnenen Wirtschaftskrise einen Beitrittsantrag stellte, wird ein Beitritt realistischer. Da die Insel bereits EWR-Mitglied ist, kann sie mit einem schnelleren Aufnahmeverfahren rechnen.
Auch Balkanländer wie Mazedonien, Albanien, Bosnien-Herzegowina und das Kosovo, das sich 2008 für unabhängig erklärte, streben Richtung EU. Aus dieser Gruppe werden Mazedonien die besten Chancen eingeräumt.
Außenpolitische Einheit fehlt
Mit dem Euro, seit 2002 als Bargeld in 22 europäischen Ländern eingeführt, erarbeitete sich die EU gegenüber den USA und China ein größeres Gewicht und wurde ein wichtiger wirtschaftlicher Player.
Bis heute kämpft die EU aber um ihr außenpolitisches Gewicht. Zwar wurde die Union in vielen Fällen im Krisenmanagement aktiv, wie etwa ihr Einsatz in Bosnien, im Kosovo und in Mazedonien zeigt. Nicht einfach ist es aber, die Meinung von 15 beziehungsweise 27 Mitgliedern zu vereinen.
Bei Fragen wie dem Irak-Krieg, Afghanistan und auch beim Klimaschutz war es nicht oder nur mit viel Mühe möglich, mit einer geeinten Position nach außen aufzutreten.
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