Bereits mehr als 20 Kältetote

Venedig unter Schneedecke und vor neuem Hochwasser.
Eisige Temperaturen und starker Schneefall haben weite Teile Europas weiter fest im Griff. Im Eurotunnel unter dem Ärmelkanal blieben in der Nacht auf Samstag vier Züge mit mehr als 2.000 Fahrgästen wegen wetterbedingter Pannen liegen. Auch in Österreich sanken die Temperaturen wieder weit unter den Gefrierpunkt.

Zu großer Temperaturunterschied
Wegen hoher Temperaturschwankungen innerhalb und außerhalb des Tunnels war eine große Menge Kondenswasser entstanden, das die Elektronik der Lokomotiven lahmlegte.

In der Früh wurden die Fahrgäste zweier liegengebliebener Züge mit einem Shuttle aus dem Tunnel gebracht. Eine Ersatzlok schob die beiden anderen Züge in Richtung Folkestone im Südosten Englands.

In den Eurostar-Hochgeschwindigkeitszügen saßen jeweils zwischen 500 und 700 Menschen fest. Alle vier Züge waren auf dem Weg von Paris nach London, als sie in dem Tunnel stecken blieben. Zwei weitere Züge, die sich aus Brüssel und Paris auf dem Weg in Richtung London befanden, wurden noch rechtzeitig umgeleitet.

"Sehr unbequem"
Für die Fahrgäste bestand laut einem Eurostar-Sprecher keine Gefahr, es sei aber "sehr unbequem" gewesen. Als Entschädigung erhielten die mehr als 2.000 Betroffenen ihren Fahrpreis erstattet, ein weiteres Gratisticket und zudem 150 Pfund (169 Euro), sagte Eurostar-Chef Richard Brown am Samstag in London.

In der Nacht sollten drei Sonderzüge eingesetzt werden, um vor allem gestrandete ältere Leute und Familien mit Kindern wieder nach Hause zu bringen. Der normale Zugsverkehr war am Samstag nach der Pannenserie gestrichen worden.

Eurostar-Verkehr komplett ausgesetzt
Um ein weiteres Risiko zu vermeiden, stellte Eurostar den Zugverkehr zwischen Frankreich und Großbritannen komplett ein. Testfahrten am Sonntag sollten zeigten, ob der Verkehr wieder aufgenommen werden könne.

Italien erstarrt in Eis und Schnee
Besonders hart betroffen von der Kältewelle ist Italien. Die Fährverbindungen zu den Äolischen Inseln im Süden blieben am Samstag eingestellt, und selbst die Insel Sizilien richtete sich auf Schnee in höheren Lagen ein.

In Südtirol behinderte starker Frost nachts einen Brandeinsatz der Feuerwehr, und die Lagunenstadt Venedig erwachte nicht nur unter einer Schneedecke, sondern auch in Erwartung eines neuen Hochwassers. Starke Schneefälle gab es vor allem im Norden, aber auch in Umbrien.

Acht Menschen erfrieren in Polen
In Polen allein erforen seit dem Beginn der Kältewelle acht Menschen. In Tychy in Oberschlesien starb etwa ein 31-jähriger Obdachloser an Unterkühlung. Seine Leiche fand die Polizei in einem Müllraum eines Hochhauses.

Insgesamt erfroren seit Beginn der Kältewelle in Europa bereits zwei Dutzend Menschen, die meisten in Russland. Donnerstag und Freitag hatten Kälte und heftige Schneefälle bereits in Frankreich, den Benelux-Staaten und Großbritannien für ein Verkehrschaos gesorgt.

Sturmwarnung in USA
Doch nicht nur Europa, auch die Ostküste der USA wird kurz vor Weihnachten von einer Kältewelle erreicht. Schneestürme haben am Samstag weite Teile der US-Ostküste lahmgelegt. Von Nord-Carolina bis Pennsylvania lagen mehrere Bundesstaaten unter einer teils ein Meter hohen weißen Decke. In der Hauptstadt Washington funktionierte nichts mehr. Nach Virginia wurde auch dort der Notstand ausgerufen.

In den heftigsten Schneestürmen an der US-Küste seit Jahren sind bis Samstag mindestens drei Menschen in Virginia ums Leben gekommen.

Menschen decken sich mit Proviant ein
Die Ostküsten-Bevölkerung wurde angehalten, sich rechtzeitig mit Wasser und Lebensmitteln einzudecken. Schulen und Universitäten blieben geschlossen. In den ländlichen Regionen waren Zehntausende Menschen ohne Strom. Einige Fluggesellschaften boten ihren Fluggästen an, für Samstag angesetzte Flüge umzubuchen. Andere strichen vorsorglich ihre Flüge in die Hauptstadt. Zahlreiche Schulen und Universitäten schlossen.

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