Zigtausende Menschen scheinen in der offiziellen Statistik nicht als arbeitslos auf, obwohl sie mit ebenso ersthaften Problemen wie der "traditionellen" Arbeitslosigkeit zu kämpfen hätten. Die strenge Definition berücksichtigt nämlich all jene Menschen nicht, die unfreiwillig nur geringfügig arbeiten, beziehungsweise, die die Arbeitssuche schon aufgegeben haben.
"Glaubwürdig wie Santa Claus"
Werden diese hinzugerechnet, nähere man sich den 50 Prozent, bestätigte auch der Bürgermeister der US-Stadt, Dave Bing. Die offizielle Arbeitslosenzahl sei "so glaubwürdig wie Santa Claus", so Bing gegenüber den "Detroit News".
"Jobs sind der Schlüssel zur Wiederbelebung von Detroit", so Bing. Die US-Stadt im Bundesstaat Michigan galt in den Fünfzigern als aufstrebende Millionenmetropole der Automobilindustrie, mit einer Einwohnerzahl von über 1,8 Millionen Menschen. Seit 1950 sinkt diese Zahl jedoch und liegt nun bei etwa 900.000.
Zahlen mit großem Deutungsspielraum
"Es gibt mehr Arbeitslosigkeit als offiziell behauptet wird. Das ist eine wirklich ernstzunehmende Situation", so Wirtschaftswissenschaftler George Fulton von der Universität Michigan. Die offiziellen Berechnungsmethoden würden einen großen Interpretationsspielraum zulassen und zum Teil auf älteren Daten basieren.
Marc Levine, Direktor des Center for Economic Development an der Universität von Wisconsin-Milwaukee, erklärt gegenüber den "Detroit News" weitere Gründe für die verhältnismäßig niedrigen offiziellen Zahlen: Menschen, die aus Sparmaßnahmen in Frühpensionen geschickt werden, würden nicht berücksichtigt, ebenso wie jene, die die Jobsuche bereits aufgegeben haben. Mit ihnen nähere man sich den 50 Prozent.
Männerarbeitslosigkeit bei 48,5 Prozent
Man brauche nur die Arbeitslosenstatistik für Männer anzusehen, um zu begreifen, wie schwerwiegend das Problem ist, so Levine gegenüber der Online-"Times". Diese sei aussagekräftiger als jene der Frauen, weil sie Vollzeitmütter nicht berücksichtige. 48,5 Prozent der Detroiter Männer im Alter zwischen 20 und 64 hätten im Jahr 2008 keinen Job gehabt, schätzt Levine.
"Alle sperren zu", klagt der 61-jährige Michael Kapusniak über die dramatische wirtschaftliche Situation. Er habe seinen Job in einer Bar verloren, die geschlossen hat. Seitdem helfe er in einem Beerdigungsinstitut aus und schreibe eine Bewerbung nach der anderen. "Ich suche überall."
Schulungen für bessere Jobchancen
Als möglicher Ausweg wird versucht, Arbeitslose in Ausbildungsprogrammen unterzubringen, so Ron Hunt, Direktor des Job Centers in Detroit.
Nachfrage bestehe aber nicht nur für schlecht ausgebildete Arbeitslose: Der letzte Konjunkturrückgang habe eine andere Klientel in das Programm gebracht, erklärt Hunt. Auch immer mehr gut ausgebildete College-Abgänger würden an den Schulungen teilnehmen.
"Wir versuchen, sie in Bereichen unterzubringen, in denen eine große Nachfrage besteht." Hunt versucht, den Arbeitslosen mit den Ausbildungen neue Perspektiven zu eröffnen, um so ein Stück zur Verbesserung der Situation beizutragen.
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