Schon zu Lebzeiten ein Klassiker

Erfolgreichstes Buch "Wo die wilden Kerle wohnen".
Der amerikanische Autor und Illustrator Maurice Sendak hat über 80 Bücher geschrieben oder mitgestaltet. Berühmt wurde er vor allem für eines: "Wo die wilden Kerle wohnen" (1963). Die Geschichte vom kleinen Max, der böse Monster mit einem Blick zähmt und doch wieder rechtzeitig zum Abendessen zu Hause ist, fasziniert bis heute Millionen von Kindern und Erwachsenen.

Er gewann dafür die Caldecott Medal, den bedeutendsten Kinderbuchpreis der USA. Vergangenes Jahr feierte Sendak seinen 80. Geburtstag.

In Brooklyn aufgewachsen
Der geniale Kinderschreck wurde 1928 in New York geboren und wuchs als Sohn jüdischer Immigranten in Brooklyn auf. Seine europäische Familie kam in Hitlers Konzentrationslagern um.

Die Erzählungen der Eltern und Verwandten über die Zeit in Polen und andere Kindheitserlebnisse weckten seine Fantasie. Vorbild für die "Wilden Kerle" seien seine Onkel und Tanten gewesen, verriet er einmal.

Anfänge als Schaufensterdekorateur
Schon während seiner Schulzeit arbeitete Sendak als Zeichner bei All American Comics und bildete sich in Popkultur weiter: an King Kong, Laurel & Hardy und Walt Disneys Mickey Mouse. Seine einzige formale Ausbildung zum Künstler bestand in Abendkursen, während er tagsüber als Schaufensterdekorateur arbeitete.

Anarchistische Fantasien
Die Welt von Sendak sei eine straffreie Zone für anarchistische und finstere Fantasien, schrieben Kritiker. Hier dürfen Kinder im Wolfspelz toben, sind Ratten größer als Menschen und ist ein Säugling imstande, seine Mutter zu verschlingen.

Zuletzt erschien "Brundibar" (2002), basierend auf der gleichnamigen Kinderoper, die im KZ Theresienstadt gespielt wurde. Im Jahr darauf erhielt Sendak den Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis.

"Tapfere kleine Leute"
Die Jury des Preises bezeichnete Sendak als "Portalfigur des modernen Bilderbuchs". Wie kein anderer, hieß es, "hat er die einzigartigen Erzählmöglichkeiten des Bilderbuchs entwickelt - zur Freude immer neuer Bilderbuchkünstler. Und er ist einer der mutigsten Erforscher der geheimsten Winkel der Kindheit - zur Freude immer neuer Leser."

Sendak weiß, dass Kinder "tapfere kleine Leute sind, die sich täglich mit vielen Problemen herumzuschlagen haben". Er verharmlost niemals kindliche Nöte.

Herrscher einer wilden Horde
In "Wo die wilden Kerle wohnen" zeigt er, wie ein trotziger Bub tagträumend zum Herrscher über eine Horde wilder Monster wird.

Viele Therapeuten haben das Buch benutzt, wenn sie mit verhaltensgestörten Kindern zu tun hatten - als Leitfaden dafür, dass auch im Alltag scheinbar unüberwindliche Probleme und Widerstände nicht einfach Niederlagen mit sich bringen müssen.

Auch als Illustrator verdient
Sendak kann sicher sein, dass es in den USA und in vielen anderen Ländern der Welt nur wenige Familien mit kleinen Kindern gibt, in denen Bücher mit seinen Zeichnungen fehlen.

Dabei geht es keineswegs nur um eigene Werke wie "Kenny's Window", "Outside Over There", "The Nutshell Library", "Higgelti Piggelti Pop!", "Hektor Protektor" und "Als ich über den Ozean kam", sondern auch um Illustrationen von Kinderbuchklassikern aus vielen Ländern.

Sendak liebt Kinder, ist aber nie Vater geworden: In Connecticut bei New York lebt er allein mit seinen Hunden.

Buchhinweise
Maurice Sendak: Wo die wilden Kerle wohnen. Diogenes, 40 Seiten, 17,40 Euro.

Dave Eggers: Bei den wilden Kerlen. Nach dem Kinderbuch "Wo die wilden Kerle wohnen" von Maurice Sendak und dem Drehbuch "Wo die wilden Kerle wohnen" von Dave Eggers und Spike Jonze. Kiepenheuer und Witsch, 240 Seiten, 19,50 Euro.

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