Für Ostern 1985 geplant
Dabei hatten Wham! ursprünglich gar keinen Weihnachtshit im Sinn. Der damals 21 Jahre alte George Michael und sein Partner Andrew Ridgeley wollten das kitschige Liebeslied eigentlich zu Ostern 1985 unter dem Titel "Last Easter" veröffentlichen.
Die Plattenfirma hatte andere Vorstellungen, Michael disponierte um, und die Single "Last Christmas" kam am 15. Dezember 1984 auf den Markt.
"Allerschönste Regelmäßigkeit"
Finanziell war das für Sony Music wohl die richtige Entscheidung: "Mit allerschönster Regelmäßigkeit kann sich 'Last Christmas' Jahr für Jahr bis in die Top Fünf der Airplay-Charts vorarbeiten", heißt es voller Freude über den saisonalen Dauerbrenner bei der Plattenfirma.
Sofort abzusehen war der Erfolg damals noch nicht. "Last Christmas" schaffte es im Gegensatz zum zuvor erschienenen Wham!-Hit "Wake Me Up Before You Go-Go" nicht auf den ersten Platz der britischen Charts. Die Konkurrenz vom Benefiz-Weihnachtssong "Do They Know It's Christmas?" von Band Aid war 1984 zu groß.
Moonboots und Föhnfrisuren
Das Video zu "Last Christmas" brannte sich mindestens ebenso ins kollektive Gedächtnis wie der Song selbst.
Es ist das ultimative Stildokument der Generation "Wurlitzer": Michael und Ridgeley, beide mit spektakulären Föhnfrisuren und standesgemäß bekleidet mit Moonboots, stapfen mit ihren "Freundinnen" durch eine Winterlandschaft in den Schweizer Alpen - Schneeballschlachten, schmachtende Blicke und ein weihnachtliches Romantikdinner inklusive.
Die Liebe des letzten Jahres
Was aber macht "Last Christmas" eigentlich zum unsterblichen Glühweinstand-Dauerbrenner? Die Unbekümmertheit des Videos spielt wohl eine Rolle, ebenso die eingängige Komposition mit dem simplen Rhythmus und der kinderliedgerechten Synthesizerlinie.
Ganz sicher aber ist es auch jene Textzeile, die eine gescheiterte Liebesbeziehung aus dem Vorjahr beschreibt. "Last Christmas I gave you my heart, but the very next day you gave it away. This year to save me from tears, I'll give it to someone special", schmachtet Michael im Refrain.
Total zeitlos
Alleine die Formulierung, dass dem Sänger das Schicksal des Herzensbruchs im letzten Winter widerfahren sei, sorgt für Zeitlosigkeit - es geht immer um das Vorjahr, egal ob wir 1984 oder 2009 schreiben.
Im letzten Vierteljahrhundert wurde "Last Christmas" jedenfalls allem Hohn zum Trotz zu einer Art Kulthit, und zahlreiche Künstler versuchten sich - mal ironisch, mal seriös - an Coverversionen, so etwa Whigfield, Hillary Duff, Human Nature, die Manic Street Preachers und Jimmy Eat World.
Ridgeley blieb solo erfolglos
Wham! selbst trennte sich nur eineinhalb Jahre nach dem Weihnachtshit. Im Sommer 1986 luden die beiden Sänger zum Abschiedskonzert ins Londoner Wembley Stadion, das innerhalb weniger Minuten ausverkauft war.
Ridgeley versuchte sich erfolglos als Formel-3-Rennfahrer, Hollywood-Schauspieler und Rockmusiker und zog sich mit seiner Frau, der Bananarama-Sängerin Keren Woodward, auf ein Landhaus in Südengland zurück.
Michael machte fortan als Solokünstler Karriere, auch wenn er spätestens seit dem jährlichen Tantiemengaranten "Last Christmas" nicht mehr arbeiten müsste. Seinen früheren Bühnenpartner Ridgeley beteiligte der alleinige Songwriter entgegen aller anders lautenden Gerüchte nie an der Gewinnausschüttung seines Weihnachtsliedes.
Links:
- Wham! (Wikipedia)
- George Michael
- Sony Music