Schutz durch alte Infektionen

Das H1N1-Virus war 20 Jahre lang unter Menschen verschwunden.
Das H1N1-Virus, an dem derzeit weltweit Millionen Menschen erkrankt sind, befällt nicht alle Menschen gleichermaßen. So zeigen internationale Zahlen, dass Kinder und Jugendliche viel häufiger an der Schweinegrippe erkranken als ältere Personen.

Eine Forschergruppe aus den USA fand heraus, warum manche Menschen besser gegen die Infektion geschützt sind. Demnach ähnelt das Virus Grippestämmen, die in der Vergangenheit schon grassierten. Ältere Menschen konnten so bereits eine Immunabwehr aufbauen.

Virusstrukturen entschlüsselt
Wie das Magazin "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS) berichtete, verglich Bjoern Peters vom La Jolla Institute for Allergy and Immunology (LIAI) in Kalifornien (USA) mit seiner Forschungsgruppe die dreidimensionalen Strukturen an der Virusoberfläche, Epitope, die das menschliche Immunsystem zur Bildung von Antikörpern anregen.

Die Forscher fanden insgesamt 49 Prozent der bisher bekannten Grippeepitope auch im Schweinegrippevirus. Je nach Art des Oberflächenmerkmals gab es allerdings große Unterschiede: Während nur 17 Prozent der B-Zellen-Epitope des Schweinegrippevirus jenen bekannter Grippeviren gleichen und daher vom menschlichen Immunsystem erkannt werden, sind immerhin 69 Prozent der T-Zellen-Epitope der Schweinegrippe bereits bekannt.

Ältere Menschen bauten Schutz auf
Daraus schließen Peters und seine Kollegen, dass zwar nur geringer Schutz gegen eine Infektion mit der Schweinegrippe besteht, die Krankheit allerdings einen vergleichsweise milden Verlauf nimmt.

Auch der Umstand, dass von der neuen H1N1-Influenza deutlich mehr jüngere Menschen betroffen sind, wird von den Forschern als zusätzlicher Beleg für ihre Theorie herangezogen. Denn Kinder hatten bisher noch keine Möglichkeit, gegen Grippeviren einen Immunschutz aufzubauen.

Millionen Grippetote durch H1N1
Varianten des heute bekannten Schweinegrippevirus traten in der Vergangenheit immer wieder auf. So starben zwischen 1918 und 1920 schätzungsweise 50 Millionen Menschen an der Spanischen Grippe, einem H1N1-Subtyp. Doch 1957 verschwand der H1N1-Typ und wurde durch die H2N2-Variante ersetzt. Dadurch wurde klar, dass diese beiden Virusvarianten nicht nebeneinander existieren können.

Virus nach 20 Jahren wiederaufgetaucht
Doch Viren können sich laut den Studienautoren auch "recyceln". So tauchte 20 Jahre nach der Asiatischen Grippe Ende der 70er erneut der Subtyp des H1N1-Virus auf. Es war bis 1977 besonders in Russland und China verbreitet. Seit damals kommt der H1N1-Subtyp immer wieder als saisonale Grippe bis nach Europa.

Die Sterblichkeitsrate ist bei diesem Grippetyp aber eher gering. Und auch der genetische Code der H1N1-Viren verändert sich immer langsamer. Damit muss auch der Impfstoff immer seltener geändert werden.

Impfen schützt
Wer also bereits gegen die saisonale Grippe geimpft wurde, hat auch bei der Schweinegrippe eine deutlich geringere Ansteckungsgefahr. In Mexiko, wo die Schweinegrippe bereits im Frühling ihren Höhepunkt erreicht hatte, zeigte sich, dass die Rate der Infektionen unter Menschen, die sich gegen die saisonale Influenza impfen hatten lassen, um rund 35 Prozent geringer war.

Links: