"Es gab in Europa bisher 45 Nebenwirkungsmeldungen für den in Österreich verwendeten Impfstoff Celvapan. 22 davon kamen aus Österreich. Das ist deshalb so, weil wir diese Vakzine eben ausschließlich verwenden und schon viele Personen geimpft wurden", sagte am Wochenende Marcus Müllner, Chef der österreichischen Arzneimittelagentur AGESPharmMed, im Gespräch mit der APA.
"Was wir erwartet haben"
"Wir wissen seit Jahrzehnten, wie Grippeimpfungen funktionieren. Jetzt bestätigt sich für Celvapan punktgenau, was wir erwartet haben", erklärte der Experte.
Mittlerweile würden auch Nebenwirkungsmeldungen eintreffen. "Das sind Ereignisse, die im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung auftreten. Ein ursächlicher Zusammenhang ist damit noch nicht belegt. Der in Österreich verwendete H1N1-Impfstoff Celvapan wurde sonst bisher noch in Irland in größeren Mengen verwendet, eher spärlich in Großbritannien", sagte Müllner.
Aufmerksamkeit gesteigert
Parallel zu den Immunisierungen läuft in allen EU-Staaten die Pharmakovigilanz, bei der Ärzte und Gesundheitseinrichtungen aufgerufen sind, alle potenziell mit der Schweinegrippe-Impfung im Zusammenhang stehenden Nebenwirkungen zu melden.
Durch die Aktualität der Frage dürfte derzeit auch die Aufmerksamkeit insgesamt höher sein. Der Experte: "Sonst bekommen wir im ganzen Jahr in Österreich 50 Meldungen von schwerwiegenden und möglicherweise mit irgendeiner Impfung im Zusammenhang stehenden Nebenwirkungen."
Bisher 45 Meldungen
Die aktuellen Daten, die damit erstmals bekanntwerden, laut Müllner: "In Europa gab es bisher 45 Nebenwirkungsmeldungen für den in Österreich verwendeten Impfstoff. 18 kamen aus Irland, fünf aus Großbritannien und 22 aus Österreich. Sechs waren schwerwiegende Probleme, drei davon waren Meldungen über schwerwiegende mögliche Nebenwirkungen, drei Anaphylaxien (unmittelbar nach der Impfung auftretender Blutdruckabfall, Kollaps - die Schwere kann bis zu einem Schockzustand reichen, Anm.).
Aus Österreich kam bisher eine Meldung über eine mögliche schwere Nebenwirkung. Ein Patient wurde wegen Atemnot im Spital aufgenommen. Die genauen Umstände sind noch unklar. Sonst gab es Meldungen über Muskelschmerzen, Fieberreaktionen, Kopfweh und Bauchschmerzen."
"Durchaus typisch"
Wichtig ist, dass es sich hier bloß um mögliche Nebenwirkungen handelt. Ein ursächlicher Zusammenhang ist einstweilen nicht belegt. Müllner: "Einen dramatischen Fall hatten wir in Österreich bisher nicht. Die Meldungen sind durchaus typisch für eine Influenza-Impfung."
Toter in Deutschland
Im deutschen Bundeslnad Thüringen starb indes ein 55-jähriger Mann kurz nach seiner Impfung. Der Mann habe sich am Donnerstagmorgen impfen lassen und sei in der Nacht zum Freitag verstorben, berichtete die "Thüringer Allgemeine" (Montagausgabe). Thüringens Gesundheitsministerin Heike Taubert sagte, ein möglicher Zusammenhang mit der Impfung werde derzeit untersucht. Über Vorerkrankungen oder Unverträglichkeiten des Verstorbenen offenbar noch nichts bekannt.
Der Präsident des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts, Johannes Löwer, hatte vergangenen Woche von 59 Meldungen über Nebenwirkungen gesprochen. In zwei bis drei Fällen sei es zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock gekommen. In Deutschland wird mit Pandemrix ein anderer Impfstoff als in Österreich verwendet.
Schweden, das bereits seit Mitte Oktober gegen die Schweinegrippe impft hat fünf Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang mit der Spritze gemeldet. Ein ursächlicher Zusammenhang wurde bislang nicht festgestellt.
Links: