Yunus fordert "Social Business"

Muhammad Yunus erhielt 2006 den Nobelpreis für die Gründung einer "Bank für Arme".
"Armut gehört ins Museum", sagte Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus Ende Mai bei einem Vortrag zu "Armut besiegen - Social Business" an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien.

Dazu muss es seiner Auffassung nach eine Zweiteilung des Wirtschaftssystems geben - in Unternehmen zur Profitmaximierung und in "Social Business", das dem Wohl der Menschen und nicht Profit dient.

Grameen Food als Beispiel
Als erfolgreiches Beispiel für ein solches "Social Business" nannte Yunus das Unternehmen Danone Grameen Food in Bangladesch, dessen Name auf die von ihm gegründete Mikrokreditebank Grameen zurückgeht.

Ziel des Unternehmens ist es, Kinder mit Nährstoffen zu versorgen, die ihnen ansonsten in der ärmlichen Ernährung fehlen. Auf diese Weise wird ein wichtiger Beitrag zur Armutsbekämpfung geleistet und kein Profit erwirtschaftet.

"Die soziale Brille aufsetzen"
Für ein "Social Business" sei es unerlässlich, dass es einen Nutzen für die Allgemeinheit hat, im Besitz der armen Bevölkerung ist und kein Profit in Form von Dividenden aus dem Unternehmen gezogen wird.

Die Profitmaximierung bezeichnete Yunus als Fehler des modernen Wirtschaftssystems, da es "nicht menschlich" sei. Man müsse die wirtschaftliche Brille absetzen und die soziale aufsetzen, dann ändere sich die Betrachtungsweise grundsätzlich, forderte der Nobelpreisträger. Darin sieht er die Chance, Armut von der Welt "ins Museum" zu verbannen.

Das Ziel müsse immer sein, arme Menschen zu befähigen, ein Geschäft aufzubauen, mit dem sie sich selbstständig zumindest über die Armutsgrenze heben können.

Nobelpreis für Grameen
Yunus hatte 2006 den Friedensnobelpreis zusammen mit der von ihm gegründeten Grameen-Bank für Mikrokredite erhalten. Wie er selbst sagt, kam ihm die Idee dazu "zufällig", aus "tiefer Verzweiflung und Frustration".

Er erstellte eine Liste von Kredithaien in Bangladesch, die Zinsen in Höhe von bis zu 500 Prozent verlangten. Er fand in einem Dorf 42 Menschen, die Kredite über insgesamt 27 Dollar aufgenommen hatten und nicht wussten, wie sie diese jemals zurückzahlen sollten.

Yunus beglich die ihm lächerlich erscheinende Summe, und die Idee für die Grameen-Bank war geboren.

Kredite an Frauen von Vorteil
Mehr als 70 Prozent der Kreditnehmer sind heute Frauen, so dass die Idee in der islamischen Gesellschaft Bangladeschs auch zu einer Stärkung der Position der Frauen geführt hat.

Die Kreditvergabe an Frauen habe klare Vorteile, da diese das Geld oft sparten, um die Kinder in die Schule zu schicken, und zudem die Kredite verlässlich zurückzahlten, während die Männer das Geld meist verprassten, so Yunus.

Um diese intensive Beteiligung der Frauen zu erreichen, musste er allerdings gegen einige Widerstände aus religiösen Kreisen der Gesellschaft und die historische Stellung der Frau ankämpfen.

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