Doch das könnte sich schnell ändern. Die Bedenken könnten über Nacht verschwinden, "sobald wie jetzt in den USA die Zahl der Schwerkranken steigt und die Krankenhausbetten knapp werden", sagte etwa der deutsche Impfstoffexperte Michael Pfleiderer der "WirtschaftsWoche".
Schwere Erkrankungsfälle - wie jene des elfjährigen Mädchens in Tirol, des 41-jährigen Bayern in Salzburg und der Schwangeren in Wien - sowie das Größerwerden der Zahl der Infizierten könnten bei Impfunwilligen ein schnelles Umdenken auslösen, sagen Virologen.
Zahl der Infizierten wird größer
Zuletzt wurde die Zahl der Neuerkrankungen in Österreich deutlich größer. Innerhalb von sieben Tagen - von 23. bis 30. Oktober - steckten sich 72 Kinder und Erwachsene mit der A(H1N1)-Influenza an, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag mit.
In den Wochen zuvor hatte es nur vereinzelte Infektionen gegeben, im Schnitt waren ein bis zwei Personen pro Tag betroffen. Zuletzt gab es etwa zehn neue Patienten täglich.
"Negativwerbung" verunsichert kaum
Ob man die Schweinegrippe bedrohlich empfinde oder sie bagatellisiere, sei sehr persönlichkeitsabhängig, sagt der Gesundheitspsychologe Norman Schmid vom Berufsverband Österreichischer Psychologen (BÖP). "Die Gefährdung bleibt aber die Gleiche."
Ängstliche werden sich wohl eher impfen lassen, Kritiker blocken aber noch mehr ab. "Negativwerbung" spricht jene an, "die sich ohnehin impfen lassen würden", sagt Schmid. Impfkritiker überzeugen könne nur eine "sehr neue Information", die die vermeintliche Sicherheit erschüttert. Etwa wenn das Virus mutiert oder die Medikamente nicht greifen.
Verständnis für Skepsis
Verständnis für die Skepsis in der Bevölkerung gegen die Schweinegrippe-Impfung zeigt der Vorarlberger Landessanitätsdirektor Elmar Bechter. Im Interview mit ORF Radio Vorarlberg sagte Bechter am Samstag, die Grippe verlaufe in den meisten Fällen sehr mild und bringe eine "gewisse Wertschöpfung für die Industrie" - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Es könne niemand genau voraussagen, wie es weitergehe, es könne nicht abgeschätzt werden, wie schnell sich das Virus verbreite und wie schwer die Krankheitsverläufe bei uns sein werden. Zu Informationen, wonach Ärzte in Deutschland von der Impfung abraten, meinte Bechter: "Faktum ist, dass der Impfstoff eine verkürzte Zulassung bekommen hat."
"Wertschöpfung für die Industrie"
Einige Zulassungsverfahren seien bereits früher abgeschlossen worden. "Ich glaube selbstverständlich, dass hier eine gewisse Wertschöpfung für die Industrie gegeben ist", sagte der Sanitätsrat und fügte hinzu: "Ich habe mich um die Sicherheit der Bevölkerung zu kümmern."
Er könne gut verstehen, dass viele Leute sagen, diese Erkrankung verlaufe in den allermeisten Fällen sehr milde, die Impfung sei lediglich ein gutes Geschäft für die Pharmaindustrie, und sie wollen sich deshalb nicht impfen lassen. In Vorarlberg werde die Impfung zuerst einmal Risikogruppen angeboten, Menschen mit Grunderkrankungen und Personal in Gesundheitsberufen.
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