Heftige Debatte bereits vor Auftritt

Sogar Minister forderte BBC auf, Griffins Auftritt zu verbieten.
Der Auftritt des rechtsextremen britischen Politikers Nick Griffin in einer Politsendung der BBC hat heftige Proteste ausgelöst.

©Bild: Reuters/Luke MacGregor
©Bild: Reuters/Luke MacGregor
Etwa 500 Menschen demonstrierten in der Nacht auf Freitag vor dem Londoner BBC-Studio, in dem die beliebte Sendung "Question Time" ("Fragestunde") mit Griffin aufgezeichnet wurde. Der Chef der British National Party (BNP) und Europaabgeordnete versicherte darin, kein Holocaust-Leugner zu sein.

Zusammenstöße mit der Polizei
Die Demonstranten vor dem Fernsehstudio im Westen der britischen Hauptstadt hielten Plakate mit der Aufschrift "Stoppt den BNP-Faschisten" und "Die BNP ist eine Nazi-Partei" hoch. Nach Angaben der Polizei drangen etwa 30 Demonstranten in das BBC-Gebäude ein.

©Bild: AP/Lefteris Pitarakis
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Draußen kam es zu Zusammenstößen zwischen einigen Demonstranten und der Polizei. Dabei wurden drei Beamte verletzt, einer von ihnen wurde mit einer Kopfverletzung ins Krankenhaus gebracht. Sechs Menschen wurden festgenommen. Die Protestierenden zündeten auch Rauchbomben.

Die Rechtfertigung der BBC
Der stellvertretende BBC-Chef Mark Byford sagte, mit der Einladung an Griffin komme der Sender seiner Pflicht nach, unparteiisch zu sein. Außerdem habe sich der BNP-Politiker in "Question Time" "harten Fragen" der Zuschauer stellen müssen.

An der TV-Diskussion nahmen unter anderen Justizminister Jack Straw, die schwarze US-Dramatikerin Bonnie Greer und die aus Asien stammende konservative Politikerin Sayeeda Warsi teil.

"Holocaust wird missbraucht"
Griffin wurde in der Sendung mit seinen eigenen Zitaten konfrontiert. Er wies Vorwürfe zurück, er sei ein Nazi. Vielmehr sei er "in den Augen der britischen Nazis der verhassteste Mann in Großbritannien", da die BNP unter seiner Führung nicht länger "eine offen antisemitische und rassistische Organisation" sei.

Auch den Holocaust wolle er nicht leugnen, sagte Griffin. Er habe sich lediglich sehr kritisch gezeigt "gegenüber der Art, wie der Holocaust missbraucht wird, um ernsthafte Diskussionen über Einwanderung zu verhindern". Aus seiner Sicht müsse sein Heimatland "im Wesentlichen ein britisches und christliches Land bleiben".

"Er hat sich lächerlich gemacht"
Nach dem Urteil vieler Zuschauer schadete sich Griffin mit dem Auftritt selbst. Er habe nervös gewirkt und sich ständig widersprochen, sagte Showbesucher David Kernohan. "Das Publikum hat ihn schlicht bloßgestellt. Er hat sich lächerlich gemacht."

Angst vor "Niedriglohn-Türken"
Die BNP führte bisher in der britischen Politiklandschaft eine Randexistenz, bei der Europawahl im Juni kam sie aber mit Parolen wie "Britische Jobs für britische Arbeiter" auf mehr als sechs Prozent und zwei Mandate im Europaparlament.

Griffin hatte unter anderem gesagt, im Falle eines EU-Beitritts der Türkei würden "80 Millionen muslimische Niedriglohn-Türken Großbritannien überschwemmen". Außerdem forderte er, Boote mit Flüchtlingen aus Afrika zu "versenken".

Minister protestierte mit Brief
Die Einladung der BBC an Griffin hatte eine erhitzte Debatte ausgelöst. Der für Wales zuständige Minister Peter Hain hatte den öffentlich-rechtlichen Sender in einem Brief aufgefordert, die Einladung rückgängig zu machen, da die BNP illegal sei.

Er nahm damit Bezug auf ein Gerichtsurteil, wonach die Partei eine Klausel ändern muss, die nur "eingeborenen Kaukasiern" eine Parteimitgliedschaft erlaubt. Premierminister Gordon Brown hatte kurz vor der Sendung gesagt, die öffentliche Fragestunde werde hoffentlich die "rassistischen und fanatischen" Ansichten Griffins bloßstellen.

Griffin bedankt sich für Rummel
Griffin zeigte sich in der Zeitung "The Times" hocherfreut über die Aufregung, den seine politischen Gegnern um seinen Auftritt gemacht hätten: "Ich bedanke mich bei der politischen Klasse und ihren Verbündeten, dass sie so dumm sind." Griffin bedankte sich auch bei der BBC, ihm solchen "Auftrieb" zu verschaffen.

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